Vor VW-Hauptversammlung Hedgefonds TCI stützt VW-Management

Vor einem Jahr war der britische Hedgefonds TCI einer der schärfsten Kritiker in der Debatte um die Vorstands-Boni bei VW. Mit dem Ergebnis scheint TCI zufrieden: Bei Volkswagen sehe man nichts zu bemängeln.

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VW Hauptversammlung Quelle: dpa

Der für aggressive Attacken bekannte britische Hedgefonds TCI (The Childrens Investment Fund) stützt vor der VW-Hauptversammlung das Management. „Wir sind zufrieden, das betrifft auch das reformierte Vergütungssystem“, sagte TCI-Partner Ben Walker der WirtschaftsWoche. Die neuen Leistungskriterien für Boni der Volkswagen-Spitzenmanager seien ehrgeizig genug, sagte Walker, allenfalls könnten sie im unteren Bereich der Managementvergütung etwas strenger sein.

TCI hatte zuvor verlangt, der Betriebsgewinn müsse bei mindestens 17 Milliarden Euro liegen, bevor der Vorstand 2017 irgendwelche Leistungszuschläge erhält. Walker lobte nun ausdrücklich, dass VW die Auszahlung der maximalen Boni für seine leitenden Angestellten an ein Gewinnziel von 30 Euro je Aktie geknüpft habe.

Abstimmen kann TCI auf der Hauptversammlung nicht: „Da wir nur Vorzugsaktien besitzen – unser Anteil an VW liegt immer noch bei etwas mehr als zwei Prozent – haben wir kein Stimmrecht.“ Beim Ergebnis des ersten Quartals, VW meldete einen um 27 Prozent auf knapp 4,4 Milliarden Euro gestiegenen Gewinn, habe VW „gute Fortschritte“ gezeigt, sagte Walker der WirtschaftsWoche weiter. TCI stehe mit VW in einem „sehr herzlichen“ Kontakt, so Walker weiter.

Die wichtigsten Eckdaten aus der VW-Konzernbilanz 2016

TCI-Chef Chris Hohn hatte vor einem Jahr in einem Brief an Volkswagen das VW-Management und dessen Bonussystem heftig kritisiert. Später hatte TCI den Abbau von bis zu 30.000 Stellen gefordert, den VW im vergangenen November dann auch ankündigte. Nun hat TCI seine Angriffe bis auf Weiteres eingestellt. Auf die Frage, ob VW den externen Untersuchungsbericht der US-Kanzlei Jones Day über den Abgasskandal nicht endlich veröffentlichen sollte, sagte Walker nur: „Kein Kommentar“.

Im Gegensatz dazu empfiehlt der britische Aktionärsberater Hermes seinen Kunden dem VW-Vorstand und -Aufsichtsrat bei der Hauptversammlung die Entlastung zu verweigern und rät ihnen ferner, gegen das reformierte Vergütungssystem zu stimmen. Hans-Christoph Hirt, Chef von Hermes EOS (Equity Ownership Services) begründet dies mit der unzureichenden Aufarbeitung des Abgasskandals und spricht in diesem Zusammenhang von „mangelnden Fortschritten bei der Aufdeckung der Probleme bei der Unternehmensführung (corporate governance)“ und Problemen der Unternehmenskultur. „Wir sind der Ansicht, dass VW es bisher versäumt hat, diese Probleme systematisch anzugehen“.

von Harald Schumacher, Martin Seiwert, Saskia Littmann

Die bisherigen Bemühungen, das Vergütungssystem zu reformieren gingen außerdem nicht weit genug. „Immer noch fehlen ausreichend fordernde Leistungskriterien für die Bonus-Komponente“, sagte Hermes EOS-Chef Hans-Christoph Hirt der WirtschaftsWoche. Das könnte bewirken, dass es künftig eine unangemessene Entlohnung für mittelmäßige Leistung geben werde. Hirt pocht des Weiteren darauf, dass VW den externen Untersuchungsbericht der US-Kanzlei Jones Day über den Abgasskandal veröffentlichen sollte.

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