VW-Abgasaffäre VW wird noch jahrelang unter dem Skandal leiden

Volkswagen wirbt mit seinem Bekenntnis zur gesellschaftlichen Verantwortung. In Anbetracht der Abgas-Affäre wirkt das wie blanker Hohn. Für VW wird der Skandal ein teures Nachspiel haben - unabhängig von den Strafen.

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Mit dem Abgas-Skandal hat VW das Vertrauen vieler Kunden verspielt. Quelle: dpa

„Unser Anspruch ist es, die Mobilität der Zukunft zu gestalten – verantwortungsbewusst, umweltverträglich und gewinnbringend für jeden“ – so lautet das Bekenntnis von Volkswagen zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung. Wie nahezu alle internationalen Konzerne berichtet auch Volkswagen intensiv über seine Verantwortlichkeit der Gesellschaft gegenüber und wie diese ausgefüllt wird.

Nick Lin-Hi Quelle: PR

Unternehmen wollen in der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen werden, sie wollen sich als gute und zuverlässige Partner darstellen. Corporate Social Responsibility (CSR), Nachhaltigkeit und Corporate Citizenship sind Begriffe, die in diesem Kontext in fast schon inflationärer Weise zu finden sind.

Der aktuelle Skandal zeigt allerdings, dass zwischen Anspruch und Wirklichkeit bisweilen enorme Lücken klaffen. Der Fall Volkswagen ist von besonderer Schwere, da hier offenbar vorsätzlich und mit ausgeprägter Dreistigkeit gegen geltendes Recht verstoßen wurde. Gleichzeitig wurden Kunden gezielt hinters Licht geführt und über die Leistung von Volkswagen im Umweltbereich massiv getäuscht. Es gibt in diesem Fall nichts, was sich zur Relativierung des Fehlverhaltens heranziehen lässt.

Stimmen zum Abgas-Skandal bei VW

Die Manipulation von Abgaswerten mittels einer speziellen Software ist nicht die Tat von einzelnen Mitarbeitern und schon gar nicht das Resultat einer Verkettung von unglücklichen Umständen. Hier wurden ganz klar in systematischer Weise Gewinne auf unverantwortliche Art und Weise erzielt.

Volkswagens Reputation ist nachhaltig beschädigt

Die Bekenntnisse von Volkswagen zu seiner gesellschaftlichen Verantwortung wirken in Anbetracht der Verfehlungen wie blanker Hohn. Nicht gesellschaftliche Werte und partnerschaftlich ausgerichtetes Handeln, sondern kurzfristiges Vorteilsstreben hat das Handeln von Volkswagen in diesem Fall geleitet.

Da eine derartige Manipulation auf dem Kalkül beruht, dass der Betrug unentdeckt und ohne Konsequenzen bleibt, muss sich der Automobilhersteller den Vorwurf der Hybris gefallen lassen.

Die Manipulation transportiert die Aussage: Wir stehen über dem Gesetz, wir geben nichts auf Umweltschutz und wir können es uns leisten, falsche Leistungsversprechen abzugeben.

Für Volkswagen wird der Skandal jenseits aller Geldstrafen ein ziemlich langes und teures Nachspiel haben. Die Kollateralschäden des Betrugs werden das Unternehmen auf Jahre begleiten. Die Reputation ist nachhaltig beschädigt und die Vertrauenswürdigkeit ist mehr als angekratzt.

Forschungsergebnisse zeigen, dass Produkte von Unternehmen nach einem Skandal schlechter wahrgenommen werden, etwa in Bezug auf Qualität und das Preis-Leistungsverhältnis, was wiederum die Kaufbereitschaft reduziert. Auch auf die Belegschaft wirken derartige Skandale und es kommt beispielsweise zu sinkender Motivation, Identifikation und Jobzufriedenheit, infolgedessen die unternehmerische Leistungsfähigkeit herabgesetzt wird.

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