Autobauer Wie die Krise die Autoindustrie verändert

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Zwar stehen deutsche Automarken durchaus schon für solche Werte. Doch eine geringere Motorleistung könnte auch » zulasten der Rendite gehen. „Die starken Varianten einer Modellreihe werfen einen ungleich höheren Gewinn ab als die schwächeren“, sagt Bain-Autoexperte Matthies. Oft kostet die Produktion stärkerer Triebwerke nur wenige Hundert Euro mehr, die Kunden zahlen dafür traditionell aber einige Tausender extra.

Richtig ausgetrieben wird den Autofahrern künftig der Spaß an starken Autos durch den Staat und den Kraftstoffpreis. Auch wenn Öl derzeit mit gut 40 Dollar je Barrel wieder billig ist: „Kein Experte sieht mittelfristig einen Ölpreis unter 150 Dollar“, sagt Berater Winterhoff.

Noch stärker beeinflussen nach Ansicht von BMW-Trendexperten staatliche Regulierungen die Autokäufer. In der Europäischen Union drohen Autoherstellern Strafzahlungen in Milliardenhöhe, wenn sie bis 2012 Kohlendioxid-Grenzwerte mit ihren Fahrzeugflotten nicht einhalten. Hinzu kommen nationale Kfz-Steuern in den EU-Ländern, die Spritfresser mit saftigen Steuern belegen.

Unternehmen schreiben Verbrauchsobergrenzen für den Fuhrpark vor

Die Konsequenzen werden schon jetzt, in der Wirtschaftskrise, sichtbar. „Wir sehen immer mehr Unternehmen, die strikte Verbrauchsobergrenzen für den gesamten Fuhrpark vorschreiben“, sagt Philipp Waldmann, Vertriebsdirektor beim Flottendienstleister Fleet Logistics in Mainz. „Da fallen dann die großen Modelle von BMW, Daimler und Audi von einem Tag auf den anderen praktisch raus.“ BMW-Marktforscher Meysenburg glaubt zwar nicht, dass dies das Ende großer Fahrzeuge einläutet. „Es wird auch weiter eine Nachfrage nach großen Reiselimousinen geben. Es steht aber die Effizienz stärker im Vordergrund als früher.“

Nur sparsamer zu werden wird aber nicht reichen, um nach der Krise erfolgreich zu sein. „Die Menschen wollen ihre Zeit im Auto produktiver verbringen“, sagt BMW-Mann Meysenburg. Ein wichtiger Trend seien deshalb sogenannte Infotainmentsysteme, die den Fahrer nicht ablenken, ihm aber trotzdem erlauben, im Stau die eine oder andere Büroarbeit zu erledigen. Auch bei Materialien, Anmutung und Innenraumgestaltung sind Innovationen in Vorbereitung. Ein Beispiel könnte der neue BMW 5er Gran Turismo sein. Eine fünf Meter lange Kreuzung aus Coupé, Kombi und Van, mit der die Münchner ab diesem Herbst auf Kundenfang gehen wollen.

Einigkeit herrscht bei den Herstellern, dass sie mehr kleine Autos anbieten müssen. BMW, Daimler und Audi stutzen bereits die SUV. Nach dem riesigen Audi-Geländewagen Q7, der sich immer schlechter verkauft, soll nun der kleinere Q5 und ab 2010 der noch kleinere Q3 Kunden einfangen. BMW wird nach dem X5 und X3 zum Jahresende einen Baby-SUV namens X1 anbieten. Die Verkleinerung sei nötig, um Sprit zu machen, erklärt Christoph Stürmer, Autoexperte bei der Beratung IHS-Global-Insight. Wenn sparsamere Antriebe zur Verfügung stehen, dürften die Autos nach Stürmers Einschätzung wieder größer werden.

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