UBS-Zocker Adoboli weist vor Gericht Betrugsvorwürfe zurück

Im Prozess gegen den Milliarden-Zocker Kweku Adoboli wehrte sich der Angeklagte gegen die Betrugsvorwürfe. Der ehemalige UBS-Händler sagte vor Gericht, seine Aktionen hätten der UBS vielmehr genutzt.

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Ex-UBS-Händler Kweku Adoboli ist angeklagt, weil er bei der UBS mehr als zwei Milliarden Euro verzockt haben soll. Quelle: AFP

London Der im Zusammenhang mit einem Milliardenverlust der Großbank UBS wegen Betrug angeklagte frühere Wertpapierhändler Kweku Adoboli beurteilt sein eigenes Verhalten nicht als betrügerisch. Es sei unfair, ihn zu verdächtigen, seine frühere Tätigkeit in einer Abwicklungsabteilung der UBS-Investmentbank habe ihm das Computerwissen und die Fähigkeit zum Betrug vermittelt, sagte Adoboli am Freitag vor dem Geschworenengericht des Londoner Southwark Crown Court. Er sei ausdrücklich aufgefordert worden, seine Kenntnisse von der „Interaktion verschiedener Systeme“ in seine Arbeit einzubringen, sagte er auf eine Frage seines Verteidigers.

Adoboli hatte bei UBS zuletzt mit börsennotierten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETF) gehandelt. Er wurde im September des vergangenen Jahres festgenommen. Nach Ansicht der Ankläger verzockte er zulasten der Bank 2,3 Milliarden Dollar. Unerlaubte Transaktionen soll er mit Hilfe fiktiver Konten im Computersystem der Bank verschleiert haben. Er plädiert auf nicht schuldig.

Der 32 Jahre alte Sohn eines ehemaligen UNO-Diplomaten aus Ghana sagte zum ersten Mal aus. In den sechs Wochen seit Prozessbeginn waren ehemalige Kollegen und solche UBS-Mitarbeitern als Zeugen gehört worden, die für die interne Überwachung und Kontrolle zuständig waren.

Die Verteidigung war bestrebt nachzuweisen, dass Adoboli mit der stillschweigenden Duldung seiner Vorgesetzten handelte. Zudem seien die internen Kontrollen zu lax gewesen und die Systeme hätten nicht immer richtig funktioniert. Die Staatsanwälte wollen die Geschworenen dagegen davon überzeugen, dass Adoboli ein Zocker war, der aus Ehrgeiz und weil er auf hohe Erfolgsprämien scharf war, unerlaubt Risiken einging und eine „Betrugspyramide“ aufbaute.

Adobolis Fall weist Parallelen zu dem früheren Händler Jerome Kerviel bei Societe Generale auf. Kerviel hatte bei der französischen Großbank 2008 durch missglückte Spekulationen einen Schaden von 4,9 Milliarden Euro verursacht. Er wurde in zwei Instanzen zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe und Schadenersatz verurteilt. Kerviel bestreitet nicht, mit verdeckten Konten gearbeitet zu haben. Er beharrt aber darauf, dass seine Vorgesetzten immer wussten, was er tat. Das wiederum weist Societe Generale zurück. Das Urteil gegen Kerviel ist noch nicht rechtskräftig.

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