VR-Bank gegen BaFin Der „Effenberg-Bank“ droht neuer Ärger mit der Finanzaufsicht

Der Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg ist seit 2018 bei der Volksbank Bad Salzungen Schmalkalden unter Vertrag.  Quelle: REUTERS

Die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden finanziert Fußballvereine und beschäftigt den Ex-Nationalspieler Stefan Effenberg. Jetzt könnte sich das Geldhaus erneut Probleme mit der BaFin einhandeln.

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Das Gezänk um eine der schillerndsten deutschen Genossenschaftsbanken geht wohl in die nächste Runde: Die Finanzaufsicht BaFin erwägt, die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden zu zwingen, zusätzliche Kapitalreserven vorzuhalten. Das erfuhr die WirtschaftsWoche aus Branchenkreisen. 

Die als Genossenschaft organisierte VR-Bank ist als „Effenberg-Geldhaus“ bekannt geworden, weil es seit 2018 den früheren Fußballnationalspieler Stefan Effenberg beschäftigt. Der Hintergrund der Anstellung ist, dass die thüringische Bank Fußballvereine finanziert. Das Institut hatte dem spanischen Club Atletico Madrid zwischenzeitlich zehn Millionen Euro geliehen und den 1. FC Köln und den Deutschen Fußballbund (DFB) als Kunden bezeichnet.

Die BaFin erwägt den Kapitalzuschlag unter anderem wegen festgestellter Mängel bei der Art und Weise, wie die Bank ihre Risiken managt. Jüngst hatte eine Prüfung ergeben, dass das Geldhaus Risiken von Krediten falsch eingestuft haben soll und die Engagements in für die Bank günstigere Risikogruppen eingeordnet haben soll. Die Untersuchung hatte der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), in dem die hiesigen Genossenschaftsbanken organisiert sind, initiiert, der damit den Wirtschaftsprüfer Deloitte beauftragt hatte. 

Mängel beim Umgang mit Risiken?

Ein Kapitalzuschlag ist eines der schärfsten Schwerter der Aufseher und kann Banken empfindlich treffen, wenn die Institute das Geld erst noch aufbringen müssen. Mit einem solchen Zuschlag kann die BaFin für zusätzliche Sicherheit bei einem Institut sorgen und die Risiken besser abschirmen, die die Behörde bei einem Geldhaus vermutet. Ein solcher Schritt kann als Misstrauensvotum der Aufsicht gegenüber einem Institut gewertet werden. 

Ein Pressesprecher der VR-Bank erklärte: „Sicherheit ist uns wichtig. Eigenkapital ist die Basis für gute wirtschaftliche Erfolge“. Zu den Mängeln, die Deloitte festgestellt hatte, wollte sich der Sprecher nicht äußern. In der Vergangenheit hatte das Institut sie gegenüber Medien zurückgewiesen, das Geldhaus habe sich an das entsprechende Verfahren gehalten. Zudem hat der Vorstandschef der Bank in einem jüngst veröffentlichten Interview Deloitte attackiert: Der Prüfer sei nicht unabhängig und habe das Ergebnis der Untersuchung vorweggenommen. Sein Haus habe inzwischen Anzeige gegen Personen gestellt, „die für den BVR handeln“, weil es „Anhaltspunkte für einen versuchten Prozessbetrug“ gebe, sagte er dem Portal Insüdthüringen.de. Die BaFin, der BVR und Deloitte äußerten sich nicht und verwiesen unter anderem auf ihre Verschwiegenheitspflichten. 

BaFin wollte Bankchef loswerden

Mit dem möglichen Kapitalzuschlag der BaFin erreicht der Streit um die VR-Bank einen weiteren Höhepunkt, er gärt seit Jahren. Die Finanzaufseher hatten zwischenzeitlich versucht, den Vorstandschef zum Abdanken zu zwingen. Der Grund dafür: Die Staatsanwaltschaft Mühlhausen hatte seit 2018 gegen den Vorstandschef wegen des Verdachts der Untreue ermittelt, weil er sich zusammen mit seiner Bank bei einem Immobiliendeal engagiert hatte. Allerdings hatte die Behörde das Verfahren im Herbst 2021 eingestellt, im Gegenzug zahlte der Bankchef eine Geldbuße von 240.000 Euro. Beobachter hatten deshalb gemutmaßt, dass die BaFin nicht länger auf dessen Rücktritt drängen würde. 

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Die thüringische VR-Bank ist mit einer Bilanzsumme – die Kennzahl misst die Größe eines Geldhauses – von zuletzt 1,2 Milliarden Euro verhältnismäßig klein. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank kommt auf eine Bilanzsumme von mehr als 1300 Milliarden Euro. 


Aktualisierung: Wir haben diesen Text am 19. Januar 2022 gegen 19:30 Uhr um den Hinweis konkretisiert, dass der Vorstandschef das Interview dem Portal Insüdthüringen.de gegeben hatte. In der vorherigen Version hatten wir den Ausdruck „Thüringer Lokalpresse“ verwendet. 

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