Deutschlands Top-Unternehmer Vom Bierbrauer-Lehrling zum millionenschweren Schmuckhändler

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Unternehmer Roland Förster Quelle: dpa/dpaweb

Bei dem Discounter spürte der Bauernsohn, was sonst noch in ihm steckte. „Ich hatte zu tun und konnte gestalten – fast wie ein Unternehmer.“ Karl Albrecht wurde ihm während der Aldi-Jahre zum Held. Der noch lebende der beiden Aldi-Gründer und Aldi-Süd-Patriarch sei bescheiden geblieben, habe immer gewusst, wann er mit Traditionen brechen musste, sagt Förster. Und er habe fast jede Filiale auf der Welt besucht.

Den entscheidenden Impuls, sich aus der abhängigen Beschäftigung zu -lösen, erhält Förster schließlich beim Mülheimer Handelskonzern Tengelmann („Kaisers“, „Obi“). Nach seiner Aldi-Zeit heuerte Förster dort als Logistikchef an – in einer Phase, als das Unternehmen im ständigen Umbruch war. Der Ex-Aldi--Manager räumte auf, schloss 11 von 25 -Lagern und strich mehr als 1200 von 4500 Arbeitsplätzen. Als er damit fertig war, durfte auch er gehen – allerdings mit einer dicken Abfindung, die ihm er-möglichte, den inzwischen gereiften Traum zu verwirklichen: selbst Unter-nehmer werden.

Wie Tupperware

Dass er der Typ dazu ist, bewies Förster zunächst auf ungewollte Weise. Geprägt von den Jahren als Krämer gründet er 1999 mit einem deutsch-chinesischen Partner in Hongkong eine Firma, die Werbeartikel anbietet, die Fusion Ltd. Abnehmer sind vor allem Fluglinien. „Das lief richtiggut“, erzählt Förster, „bis zum 11. September 2001.“ Dann blieben von heute auf morgen die Bestellungen aus. Försterist froh, sich ohne Blessuren zurück-ziehen zu können.

Andere hätten danach das Unternehmertum aufgesteckt – nicht so Förster. Der zweite Wurf klappte besser: Eine Kusine seiner Frau hatte Magnetschmuck in England verkauft, war dann aber wegen zu großer Lagerhaltung in den Konkurs geschlittert. Der Hesse, der über das notwendige Gründerkapital verfügte und die jahrelange Erfahrung als Manager in Handel und Logistik, war der ideale Partner für den Neustart.

Die Vertriebsidee: Der Schmuck wird wie Tupperware oder Avon-Kosmetik auf Hauspartys den Kunden von meist nebenberuflichen Beratern vorgestellt. Inzwischen ist Förster Alleininhaber. Die Partnerin wollte schnelles Wachstum. Der ehemalige Handelsmanager bestand auf den planmäßigen Ausbau von Verwaltung und Logistik. Man trennte sich 2006.

Heute verkauft der Unternehmer den Magnetschmuck längst nicht mehr nur an Esoteriker. Vor allem in der Golfszene tragen viele Spieler ein Magnetarmband, weil es angeblich den zielsicheren Schlag fördert. Der Schmuckriese Bijou Brigitte, Versandhäuser wie Otto und Amazon, ja selbst das Luxuslabel Montblanc bieten inzwischen Magnetschmuck an.

Förster schätzt, dass die Hälfte der Energetix-Kunden den Schmuck schlicht wegen des Aussehens und der Qualität trägt und nicht wegen seiner magnetischen Kräfte. „Magnetschmuckliebhaber tragen den Schmuck oft Tag und Nacht“, sagt Förster, „wegen der Beanspruchung müssen wir besondere Qualität bieten.“ Ausschlaggebend für die wachsende Nachfrage sei jedoch, dass Energetix den Magnetanhängern ein hübsches Design verpasst habe. „Das waren früher oft klobige Dinger, Hauptsache magnetisch“, sagt Förster.

Den Konjunktureinbruch vor zwei Jahren hat Förster denn auch blendend überstanden. Im Krisenjahr 2009 stiegen die Umsätze um 25 Prozent, 2010 um 15 Prozent auf 25 Millionen Euro. In schlechten Zeiten, so Försters Beobachtung, entdecken viele Menschen die Möglichkeit des Direktverkaufs, wollen mit den Schmuckpartys dazuverdienen.

Am Ende der Nachfrage sieht sich der zum Unternehmer erwachte Ex-Manager noch lange nicht. In fünf Jahren will er die Umsatzschwelle von 50 Millionen Euro überschreiten. In etlichen Ländern Asiens, in Süd- und Nordamerika ist Energetix kaum präsent. „Es gibt da noch etliche weiße Flecken“, sagt Förster, „und damit jede Menge Chancen für uns.“

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