Zudem wird der gelbe Riese als Marktführer, nicht aber seine Wettbewerber, staatlich reguliert. Das heißt, Preisänderungen bei Briefsendungen bis zu einem Gewicht von 1000 Gramm muss sich das Unternehmen stets vorab von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen. Wettbewerber können dagegen unabhängiger agieren.
Jeder dritte Brief im Geschäftskundensegment wird nach Angaben der Post inzwischen von Wettbewerbern zugestellt. Insgesamt beförderten die Bonner im vergangenen Jahr 7,8 Milliarden Briefe für Geschäfts- und Privatkunden. Tendenz: rückläufig. So schrumpfte das klassische Briefgeschäft von Januar bis Ende September 2012 um 2,7 Prozent auf 5,6 Milliarden Stück. Bei Privatkunden fiel der prozentuale Rückgang etwa doppelt so hoch aus.
Wie viel der gelbe Riese aus Bonn durch die Portoerhöhung zusätzlich erlösen wird, bleibt ein Geschäftsgeheimnis. Branchenexperten sprechen von einem oberen zweistelligen Millionenbetrag. Als überhöht kann das Briefporto wohl kaum gelten. Im europäischen Vergleich liegt es nach Angaben der Bundesnetzagentur im guten Mittelfeld.
Mit Kritik halten sich selbst Verbraucherschützer zurück. Seit Öffnung des Postmarktes seien die Briefpreise inflationsbereinigt um 20 Prozent gesunken, sagte Michael Bobrowski beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Er nennt die Anpassung unspektakulär und macht einen einfache Rechnung auf: „Ein deutscher Privathaushalt gibt pro Monat weniger als 4 Euro für Postdienstleistungen aus. Für die Verbraucher sind die Auswirkungen also vergleichsweise gering.“