Ausstattung neuer Flugzeuge Endlich raus aus der Enge

Die Flugzeugkabine der Zukunft soll sich wandeln. Statt ungewollter Nähe zum Sitznachbarn soll es Platz und nonstop Internet über den Wolken geben.

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Flexible Sitzreihen und WLAN über den Wolken: Die neuen Ideen der Flugzeugbauer. Quelle: Presse

Eingeengt zwischen zwei Sitznachbarn, die Beine unangenehm am vorderen Sitz. Für viele Passagiere ist das gerade bei Low-Cost-Airlines Flug-Alltag. Dahinter steckt der alte Konflikt zwischen Airline und Fluggast. Während die Fluglinien möglichst viele Sitze auf dem zur Verfügung stehenden Platz unterbringen wollen, möchte der Passagier nicht dicht gedrängt sitzen – und trotzdem möglichst wenig zahlen. Schon seit Jahren gibt es Konzepte um den Flug trotz schmaler Sitze für den Passagier angenehmer zu machen.

Dass das Thema Flugzeugbauer und Aussatter noch immer umtreibt, zeigte sich auch bei der Aircraft Interior Expo, der Fachmesse für Flugzeuginnenausbau, in Hamburg. Dort stellte Airbus sein Konzept „Smart Cabin Reconfiguration“ vor. Die Idee dahinter ist, dass die Sitze auf einem Schienensystem befestigt werden. „Damit können dann je nach Flug, Auslastung und Komfortstandard angepasst werden“, erklärt Ingo Gäthje Vice President Cabin & Cargo Innovation bei Airbus. Ist also zum Beispiel die letzte Sitzreihe nicht belegt, wird diese zusammengeklappt. Die vorderen Plätze können dann auseinander gezogen werden, sodass jeder Fluggast mehr Platz und Komfort erhält.

Nach Meinung des Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt ist diese Flexibilisierung der Kabine einer der großen Trends der Luftfahrtbranche. „Immer mehr Airlines wollen auf saisonale Schwankungen reagieren und dann zum Beispiel die Premium Economy je nach Nachfrage verkleinern oder vergrößern.“

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Unterstützt wird dieser Trend noch durch neue Drahtlostechnik, die im Flugzeug Einzug hält. So hat Airbus zusammen mit Boeing, Embraer und anderen Unternehmen der Luftfahrtindustrie einen neuen Standard für die drahtlose Kommunikation innerhalb des Flugzeugs entwickelt. So sollen die verschiedenen Bordsysteme über den neuen Standard Wireless Aircraft Interior-Communications (WAIC) Daten austauschen. „Hiermit werden das Thema Internet of Things und eine einfache Re-Konfiguration der Kabine ermöglicht. Eine Kommunikation mit anderen Flugzeugen, Satelliten oder dem Boden ist damit nicht möglich. Auch Passagiere haben keinen Zugriff auf das Netzwerk“, erläutert Gäthje. „Das und weitere Elemente sorgen für die nötige Sicherheit des Netzwerks.“ Damit müssen bei einem großen Umbau der Kabine auch nicht mehr so viele Kabel umgelegt werden.

Mit welchen Airlines Sie pünktlich landen – und mit welchen nicht
Platz 10: Qantas: (Australien)Aus über 500 Quellen haben die Experten von Flightstats ausgewertet, wie viele Flüge der internationalen Airlines im Jahr 2016 mit Verspätung gelandet sind. In der Rangliste der großen Fluggesellschaften kommt die australische Qantas mit 15,7 Prozent unpünktlichen Flügen auf Platz zehn.Quelle: Flightstats/Bloomberg Quelle: REUTERS
Platz 9: TAM Linhas Aéreas (Brasilien):Die Airline ist die brasilianische Tochter des südamerikanischen Luftfahrtkonzerns Latam. 2016 waren 14,93 Prozent der Landungen verspätet. Quelle: REUTERS
Platz 8: Delta Air Lines (USA)Die größte Airline der USA fliegt von ihrem Knotenpunkt Atlanta aus Ziele weltweit an. Das Unternehmen führte 2016 rund 1,9 Millionen Flüge an – nur 14,83 Prozent davon kamen verspätet an. Quelle: AP
Platz 7: Singapore Airlines (Singapur)Die Fluglinie aus dem ostasiatischen Stadtstaat fliegt Ziele auf der ganzen Welt an. Von den gut 85.000 Flügen im Jahr 2016 kamen 14,55 Prozent unpünktlich an. Quelle: dpa
Platz 6: ANA (Japan)All Nippon Airways ist die größte japanische Airline. Im vergangenen Jahr landeten 14,46 Prozent der Flüge mit Verspätung. Quelle: REUTERS
Platz 5: Austrian (Österreich)Die Lufthansa-Tochter aus Österreich hat es mit ihrer Pünktlichkeitsbilanz auf den fünften Platz geschafft. 14,26 Prozent der Ankünfte waren 2016 verspätet. Quelle: dapd
Platz 4: Qatar Airways (Katar)Von den angriffslustigen Airlines vom persischen Golf hat es nur die Fluggesellschaft aus dem Emirat Katar in die Spitze geschafft. Hier kamen vergangenes Jahr 13,66 Prozent der Flüge zu spät an. Quelle: AP

Auch wenn die Fluggäste keinen direkten Nutzen aus dem neuen Funkstandard ziehen, profitieren auch sie von drahtlosen Verbindungen. „Internet und ein zunehmendes Entertainmentangebot werden in kommenden Jahren immer wichtiger“, prognostiziert Großbongardt. „In den letzten Jahren gab es die notwendigen technischen Entwicklungen um Internet im Flugzeug bereitzustellen.“

Kostenloses WLAN über den Wolken

Zum Beispiel bei Lufthansa Technik. Das auf die Wartung, Reparatur und Modifikation spezialisierte Unternehmen führt in letzter Zeit vermehrt entsprechende Anpassungen durch – und zwar nicht nur bei Maschinen seiner Konzernmutter.

Nina Schulz, Head of Aircraft Modification Product Sales bei Lufthansa Technik glaubt daran, dass das auch in Zukunft weiter anhalten wird: „Für uns ist das inzwischen quasi Brot- und Buttergeschäft. Noch können sich Airlines damit zwar differenzieren, aber die Passagiere erwarten immer mehr, dass sie unterwegs genauso gutes Internet haben wie zu Hause.“

Damit gewinnt auch das Prinzip „bring your own device“ immer mehr Bedeutung.  Smartphone und Laptop sind somit auch im Flugzeug nicht mehr auf ihren lokalen Speicher angewiesen. Neben der Möglichkeit Filme und Musik zu streamen, könnte dadurch auch die Kommunikation an Bord vereinfacht werden.

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Wer heute auf seinem Flug beispielweise eine Cola trinken möchte, muss erst nach der Stewardess klingeln, die dann kommt um die Bestellung aufzunehmen. In Zukunft könnte der Passagier stattdessen über einen Flug-Onlineshop bestellen. Das spart einen Weg und verbessert das Serviceerlebnis. 

Gerade das Streamen stellt die Airlines aber wieder vor ein neues Problem: Wenn 250 Passagiere parallel Videos gucken, bleibt für jeden einzelnen kaum noch Bandbreite übrig – selbst mit der besten aktuell verfügbaren Technologie. Lufthansa Technik forscht deshalb an der Möglichkeit, Daten über die LED-Leselampe zu übertragen. Bei einem Testlauf funktionierte das auch schon recht gut. Nur fehlt es bisher an Empfangsgeräten. Das Unternehmen steht jedoch in Kontakt mit Smartphone-Herstellern und Mobilfunkanbietern, die zumindest in diese Richtung denken.

Die besten Airlines der Welt
Das RankingDie Auszeichnung für die Airline des Jahres von Skytrax basiert auf einer Fluggastbefragung, die seit 1999 durchgeführt wird. Ausgewertet werden die Daten von rund 18 Millionen Passagieren aus über 160 Ländern. Die Angebote an Bord sowie die Services der Fluggesellschaften an den Flughäfen werden bewertet. Die „Skytrax World Airline Awards “ gelten als angesehenste Auszeichnung für die Luftfahrtbranche. Quelle: dpa
Platz 10: Garuda IndonesiaDie indonesische Airline Garuda arbeitete sich in die Top Ten vor. Im Vorjahr stand sie noch auf Platz 11. Quelle: REUTERS
Platz 9: Hainan AirlinesGleich drei Plätze aufwärts ging es für Hainan. Die Fluggesellschaft erhielt auch den Preis als beste chinesische Airline und erhielt den Award "Best China Airline Staff Service". Quelle: REUTERS
Etihad Airways Quelle: dpa
Lufthansa Quelle: dpa
Eva Air Quelle: dpa
Platz 5: Cathay Pacific Airways Im Vorjahr lag die Fluglinie noch auf Platz 4. In diesem Jahr ist Cathay Pacific Airways um einen Platz abgesackt. Quelle: REUTERS

Für Passagiere hält Luftfahrtexperte Großbongardt noch zwei weitere gute Nachrichten bereit. Er geht davon aus, dass das Internet nur wenig oder gar nichts kostet: „In den USA, wo es Internet an Bord schon länger gibt, hat sich gezeigt, dass Passagiere kaum bereit sind dafür Geld auszugeben.“

Außerdem dürfte das Internet auch im Low-Cost-Bereich Einzug halten. Insbesondere auf der Langstrecke. Denn neben zusätzlichen Komfort und Unterhaltung bringt die Drahtlosverbindung auch eine Gewichtsreduzierung – und spart damit Kerosin in Form von Geld. „Bei einem A330 bewegen wir uns im Bereich von sechs bis sieben Tonnen, die eingespart werden können.“

Da ist die Drahtlostechnik der Flexibilisierung der Sitzplätze voraus. Denn das Schienensystem, dass Airbus vorschwebt ist schwerer als normale Sitze. „Mehr Flexibilisierung und Modularisierung kann durchaus auch mehr Gewicht bedeuten. Die Vor- und Nachteile können auf das jeweilige Business Modell bewertet werden“, erläutert Gäthje. „Uns war es wichtig das System schnell auf den Markt zu bringen um dann Erfahrungen zu sammeln. Mit den Rückmeldungen der Airlines können wir es dann weiter ausbauen.“

Die Drahtlostechnik ist hingegen schon jetzt auf dem Vormarsch. Mit Smartphone, Laptop oder Tablet auch über den Wolken ins Netz gehen – das dürfte schon mal nicht mehr Zukunftsmusik sein.

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