Boom der Haarschneide-Geräte Maschinenschnitt statt Salonbesuch

Quelle: imago images

Corona-Style: Die Schließung von Friseursalons hat einen Run auf elektrische Haarschneidegeräte ausgelöst. Auch wenn Profis in ein paar Wochen wieder schneiden, legen und föhnen dürfen, wird sich der Besuch in den Salons grundlegend ändern, erwartet Deutschlands größte Friseurkette.

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Die Schließung von Friseursalons hat die Nachfrage nach elektrischen Haarschneidegeräten drastisch erhöht. So rangiert der Begriff ‚Haarschneidemaschine‘ nach einer Datenanalyse der Online-Beratung finc3 derzeit auf Platz sechs der meistgesuchten Produkte beim Onlinehändler Amazon.

Von einer verstärkten Nachfrage „in bestimmten Produktbereichen“, darunter auch Haarschneidegeräte, ist beim Hersteller Panasonic die Rede. Beim Friseur-Marktführer Klier hat sich der Umsatz des Onlineshops in der Corona-Zeit „nahezu verdoppelt“. Viele Menschen „kaufen Pflegeprodukte oder zum Beispiel Haarschneidemaschinen“, sagt ein Unternehmenssprecher. Der Shopanteil am Umsatz sei allerdings „nur ein Tropfen auf den heißen Stein“. Hinzu komme, dass der „Absatz von Haarschneidemaschinen ein Einmalgeschäft ist und noch dazu die Gefahr besteht, dass er später die potenzielle Dienstleistung im Salon kannibalisiert“. Dennoch sei es wichtig, mit den Kunden über diesen Weg in Kontakt zu bleiben und sie zum Beispiel mit Gutscheinen „für die Zeit nach dem Shutdown an unsere Salons zu binden“.

Neben Klier gehören auch Marken wie Essanelle, Super Cut, HairExpress und Styleboxx zu der Unternehmensgruppe, die deutschlandweit insgesamt 1400 Salons betreibt. Durch deren Schließungen seien „100 Prozent der Einnahmen im physischen Geschäft weggebrochen“, sagt der Klier-Sprecher. In einem Durchschnittsmonat sind das mehr als 26 Millionen Euro Umsatz. Kosten wie Mieten laufen dagegen weiter. Der Großteil der mehr als 9000 Klier-Mitarbeiter bezieht daher inzwischen Kurzarbeitergeld.

Wie die Salons weitermachen, wenn sie wieder öffnen können, ist bislang unklar. Man gehe „von einem nicht bundeseinheitlichen Flickenteppich unterschiedlicher Verordnungen aus“, heißt es bei Klier. Der Friseur-Primus bereitet sich daher auf unterschiedliche Fallszenarien vor. So dürften Abstandsregeln für einen längeren Zeitraum gelten. „Was heißt, dass jeder zweite Bedienplatz im Salon leer bleiben muss, um den Mindestabstand auch während des Bedienvorgangs einhalten zu können“.

Zudem rechnet das Unternehmen damit, „dass unsere Mitarbeiter Mundschutz und Handschuhe tragen müssen und noch stärker als zuvor Hygienemaßnahmen umsetzen müssen“. Für die Kunden sollen Handdesinfektionsmittel bereitstehen.

Während bei vielen Klier-Marken bislang ohne Anmeldung gearbeitet wird, sollen bei einem Neustart vorübergehend nur Kunden mit einem vereinbarten Termin und bei einem freien Platz in den Salon eingelassen werden. Wartemöglichkeiten im Salon wird es übergangsweise nicht mehr geben.
Zudem sollen die Handlungsanleitung bekommen, Personen, die augenscheinlich krank wirken oder erkennbare Krankheitssymptome aufweisen, abzuweisen.

Klar ist schon jetzt, ein „Zurück“ zum normalen Friseurbesuch wird es so schnell nicht geben. Vielen Verbrauchern bleibt bis auf Weiteres nur ein Corona-Schnitt im Maschinenstyle und Klier wie der gesamten Branche drohen auch nach der Öffnung der Salons „anhaltende Mindereinnahmen“.

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