Easyjet Was den neuen Chef erwartet

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Wie meistert Easyjet den Brexit?

2. Die Last mit der Heimat

Lundgrens zweite Herausforderung sind die ungeklärten Fragen, die McCall vor ihrem Sprung an die Spitze des britischen Privatsenders Fernsehsenders ITV nicht mehr lösen konnte. Die Wichtigste: Wie meistert Easyjet den Brexit?

So gut es für die 56-jährige Adelige in den ersten sechs ihrer gut sieben Jahre bei Easyjet lief, spätestens seit Großbritannien die EU verlassen will, ist der Steigflug vorbei. Die Linie bietet als einzige aus Großbritannien in großem Stil Flüge auf dem europäischen Festland an. Die müsste sie nach einem Brexit einstellen. Mehr als ein Drittel ihres Umsatzes könnte verloren gehen.

Da völlig unklar ist, wann und unter welchen Umständen der Austritt kommt, konnte die scheidende Chefin auch keine umfassende Gegenstrategie entwickeln. Sie hat zwar einen Ableger in Österreich gegründet, der das kontinentale Easy-Fluggeschäft übernehmen soll. Wie genau das gehen soll und ob das reicht, steht in den Sternen.

Europas größte Billigflieger
Platz 10: Jet 2Jet 2 ging aus der 1978 gegründeten Channel Express hervor und nahm im Jahr 2013 ihren Flugbetrieb auf. Sie fliegt vor allem Urlaubsdestinationen am Mittelmeer sowie europäische Hauptstädte an. Der britische Billigflieger mit Sitz in Leeds startete im Juli 1846 Mal, verfügte über 345.414 Sitze und flog 516 Strecken.Quelle: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt; Ranking auf Grundlage der Starts im Juli 2017
Transavia Quelle: REUTERS
 Aer Lingus Quelle: AP
Wizz Air Quelle: AP
Norwegian Air Shuttle Quelle: REUTERS
Flybe Quelle: REUTERS
Eurowings/Germanwings Quelle: dpa

Dazu konnte Easyjet nicht von der Pleite des britischen Ferienfliegers Monarch im Oktober profitieren. Anders als erwartet, konnte sich McCall nicht deren Startrechte an der Basis London-Gatwick kaufen. Nun muss sie sich mit Wettbewerbern darum bewerben – und wahrscheinlich die besten Flughafenzeiten anderen überlassen.

3. Der schwere Weg nach Deutschland

Das Problem mit dem Brexit hat McCall kurz vor ihrem Abgang sogar noch vergrößert, als sie einen Vertrag für rund ein Fünftel von Air Berlin unterschrieb. Das Angebot passte McCall zwar angesichts der Unsicherheit nicht in den Plan, ablehnen konnte sie es aber nicht.

Die besten Airlines der Welt
Das RankingDie Auszeichnung für die Airline des Jahres von Skytrax basiert auf einer Fluggastbefragung, die seit 1999 durchgeführt wird. Ausgewertet werden die Daten von rund 18 Millionen Passagieren aus über 160 Ländern. Die Angebote an Bord sowie die Services der Fluggesellschaften an den Flughäfen werden bewertet. Die „Skytrax World Airline Awards “ gelten als angesehenste Auszeichnung für die Luftfahrtbranche. Quelle: dpa
Platz 10: Garuda IndonesiaDie indonesische Airline Garuda arbeitete sich in die Top Ten vor. Im Vorjahr stand sie noch auf Platz 11. Quelle: REUTERS
Platz 9: Hainan AirlinesGleich drei Plätze aufwärts ging es für Hainan. Die Fluggesellschaft erhielt auch den Preis als beste chinesische Airline und erhielt den Award "Best China Airline Staff Service". Quelle: REUTERS
Etihad Airways Quelle: dpa
Lufthansa Quelle: dpa
Eva Air Quelle: dpa
Platz 5: Cathay Pacific Airways Im Vorjahr lag die Fluglinie noch auf Platz 4. In diesem Jahr ist Cathay Pacific Airways um einen Platz abgesackt. Quelle: REUTERS

Wie ihre Vorgänger hatte McCall zuvor viel davon geredet, dass sie im wichtigen Flugmarkt Deutschland expandieren will. Passiert ist – zumindest außerhalb von eher mittelwichtigen Airports wie Berlin-Schönefeld oder Dortmund – eher wenig. Im Gegenteil: Aus Düsseldorf und Köln ist Easyjet wieder abgezogen. In Hamburg ist die Linie ein Schatten ihrer selbst. Mangels lukrativer Startzeiten konnte die Linie nirgendwo ihr selbst gestecktes Ziel erreichen und die größte oder zumindest die zweitgrößte Linie werden.

Durch den Kauf von umgerechnet 25 Air-Berlin-Jets mit passender Besatzung sowie Landerechten in Berlin-Tegel, Düsseldorf oder auch Frankfurt und Hamburg kann das anders werden.

Einfach ist der Sprung nach Deutschland dennoch nicht. Zum einen ist die Integration der Air-Berlin-Reste mit ihrer eher behäbigen emotionalen Gewerkschafts-Kultur in die von schnellen Entscheidungen geprägten Easyjet-Welt eine Herausforderung. In Deutschland trifft die Linie zudem auf eine selbstbewusste und finanziell gestärkte Lufthansa. Einen solchen direkten Konflikt hat Easyjet bisher meist gescheut.

McCall-Nachfolger Lundgren muss sehen, wie er die deutschen Zukäufe einsetzt - und dabei weder zu viel Geld ausgibt noch die letzte Chance auf einen Gang nach Germanien verpasst.

Wie schwer den Briten die Entscheidung fiel, erlebten nicht zuletzt die Insolvenzverwalter von Air Berlin. "Die Verhandlungen waren alles andere als easy, denn wir waren nie ganz sicher, was die eigentlich wollten und ob das was sie heute zusagen auch morgen noch gilt", so ein Insider.

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