Fusion von Deutscher Börse und LSE Warten bis zur letzten Minute

Der Tag der Wahrheit für die Deutsche Börse naht: Bis Dienstag müssen 60 Prozent der Anteilseigner der Fusion mit der London Stock Exchange zugestimmt haben. Doch die Aktionäre machen es spannend.

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Ob die nötige Mehrheit der Deutsche-Börse-Aktionäre der Fusion mit der London Stock Exchange zustimmen, ist weiter offen. Quelle: Reuters

Frankfurt Spannung bis zum Finale: Viele Aktionäre der Deutschen Börse zögern offenbar weiter bei der geplanten Fusion mit der London Stock Exchange (LSE). Bis Montagmittag hatten nur 58 Prozent der Anteilseigner ihre Aktien gegen die der neuen Superbörse eingetauscht. Die Frist läuft noch bis Dienstag um Mitternacht.

Gemeinsam wollen Deutsche Börse und LSE zu einem europäischen Börsenriesen verschmelzen. Die Aktionäre der Londoner haben den 25 Milliarden Euro schweren Deal bereits mit breiter Mehrheit abgenickt, bei den Eschbornern bleibt es aber spannend bis zur letzten Minute. Dass Anleger ihre Papiere erst kurz vor Knapp umtauschen, gilt bei Fusionsvorhaben nicht als ungewöhnlich. Doch so ganz scheint Börsenchef Carsten Kengeter der Sache nicht zu trauen, hatte die Börse zuvor doch die Mindestannahmeschwelle überraschend von 75 auf 60 Prozent gesenkt.

Dem Angebot zufolge sollen die Aktionäre der Deutschen Börse rund 54 Prozent des gemeinsamen Konzerns halten, etwa 46 Prozent entfallen auf die LSE. Auch nach dem britischen Votum für einen Brexit wurde an diesem Verhältnis nicht gerüttelt, obwohl sich das Gleichgewicht aus Sicht mancher Anleger verschoben hat. Fondsmanager verweisen etwa auf den schwachen Pfundkurs oder die unsicheren Aussichten für die LSE. So droht etwa das lukrative Euro-Clearinggeschäft der Londoner bei den Brexit-Verhandlungen zwischen London und Brüssel zum Faustpfand zu werden.

Selbst wenn die Aktionäre zustimmen, ist die Fusion noch längst nicht in trockenen Tüchern. Vor allem die Frage, wo der Sitz der Börse angesiedelt werden soll, droht zur Zerreißprobe zu werden.

Laut Fusionsvertrag soll der Rechtssitz in London angesiedelt werden. Dass die Superbörse nach einem Brexit von außerhalb der EU gesteuert werden soll, gilt für Politiker und Aufseher aus Deutschland aber als Tabu. Über die Standortfrage muss also neu verhandelt werden. Die Börsen haben einen Referendumsausschuss gebildet, der diese und weitere Fragen klären soll. Er kam am vergangenen Donnerstag erstmals zusammen.

Der Bankenverband machte sich am Montag für einen Börsensitz in Frankfurt stark. „Ein Unternehmenssitz außerhalb der EU erscheint nach dem Brexit nicht sinnvoll“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken, Michael Kemmer, der Nachrichtenagentur dpa. „Es ist davon auszugehen, dass diese Diskussion noch mal neu aufgerollt wird.“ Die Fusion bleibe aber auch nach dem Brexit-Votum sinnvoll.

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