Die Wurst hinten links sieht lecker aus. Aber wie heißt sie und was kostet sie? Im Supermarkt der Zukunft bekommt man an der Frischetheke die Antwort ruckzuck, auch wenn man noch nicht dran ist: Kurz auf das Produkt hinter Glas gezeigt, schon erscheint auf einem Display „Wildsalami –8,55 Euro pro Kilogramm“. Dann kann man beim Mitarbeiter hinter der Theke ohne weitere Nachfragen bestellen.
Möglich wird das durch eine Tiefenkamera, die über der Theke hängt und über Entfernungsmessungen genau erkennt, auf welche Wurst der Kunde gerade zeigt.
Die intelligente Frischetheke ist ein Baustein im Hightech-Supermarkt der Zukunft, an dem Wissenschaftler des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) im saarländischen St. Wendel kontinuierlich tüfteln. „Wir erforschen Dinge, die in 15 bis 20 Jahren vielleicht mal reif für den Supermarkt sind“, sagt einer beiden Leiter des Forschungslabors „Innovative Retail Laboratory“, Gerrit Kahl (33).
Die größten Bio-Supermarktketten in Deutschland 2014
Ebl Naturkost betreibt 23 Läden in Deutschland. Das Unternehmen wurde 1994 gegründet.
Mit 25 Filialen ist die Bio-Supermarktkette Basic auf dem vierten Platz.
Den dritten Platz belegt Bio Company mit 47 Läden.
Auf dem zweiten Platz befindet sich Alnatura mit seinen Super-Natur-Märkten. In Deutschland hat das Unternehmen mehr als 80 Filialen – und will noch weiter expandieren.
Die größte Bio-Supermarktkette Deutschlands heißt Denn's. Hierzulande betreibt das Unternehmen 143 Filialen.
Aber es werden auch Angebote entwickelt, die „praktisch jetzt in naher Zukunft schon umsetzbar sind“.
Wie zum Beispiel der Artikelfinder. Ein „Produktinformationsdisplay“, mit dem der Kunde in Mega-Supermärkten an großen Stellen rasch den schnellsten Weg zu Hefe und Sahne finden kann. Ein Prototyp sei ein paar Jahre getestet worden. „Jetzt wird er in den Globus-Märkten als Produkt ausgerollt“, sagt der Informatiker.
Wichtige Inhaltsstoff-Infos für Allergiker
Demnächst komme noch eine Möbelladen-Kette dazu. „Hier betreiben wir Technologietransfer.“ Artikelfinder gibt es heute auch schon in anderen Supermärkten. Mit der neuen DFKI-Technik können Kunden aber zudem nach Produkten suchen, die zu ihrer Ernährung passen - etwa, wenn sie eine Diät machen oder unter einer Allergie leiden.
Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands
Bartells-Langness
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 3,09 Milliarden Euro (Schätzung)
Globus
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 3,23 Milliarden Euro
Rossmann
Umsatz mit Lebensmitteln in Deutschland: 5,18 Milliarden Euro
dm
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 6,33 Milliarden Euro
Lekkerland
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 8,98 Milliarden Euro
Metro (Real, Cash & Carry)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 10,27 Milliarden Euro (Schätzung)
Aldi (Nord und Süd)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 22,79 Milliarden Euro (Schätzung)
Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 28,05 Milliarden Euro (Schätzung)
Rewe-Gruppe
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 28,57 Milliarden Euro (Schätzung)
Edeka (inkl. Netto)
Umsatz mit Lebensmitteln 2015: 48,27 Milliarden Euro
Quelle: TradeDimensions / Statista
Interaktiv geht es künftig auch an Regalen zu. Beim Herausnehmen einer Müsli-Packung erscheint automatisch auf einem Display eine Liste der Inhaltsstoffe. Greift der Kunde nach einer zweiten Packung, wird auf dem Display verglichen. An den Produkten sind kleine Funketiketten angebracht, unter den Regalböden stecken entsprechende Antennen. Eine Technik, die für Läden heute aber noch zu teuer wäre, räumt Kahl ein.
„Viele Kunden wollen heute genau wissen, welche Inhaltsstoffe in einem Produkte enthalten sind“, sagt Leiter Sven Gehring (33). Bei einer großen Auswahl sei es gerade für Allergiker schwierig, die Waren herauszufiltern, die man problemlos konsumieren könne.
Das Smartphone ist eine Riesenchance für die Händler
Um dies leichter zu machen, haben die Forscher eine App entwickelt: Wenn man mit dem eigenen Smartphone am Regal entlang geht, zeigt die Kamera an, ob das Produkt zum zuvor eingegeben Allergie-Profil passt oder nicht: Ein rotes Kreuz heißt nein, ein grüner Haken ja und ein gelbes Kreuz zeigt an, dass das Produkt Spuren von Allergenen enthalten kann. Zum Lab gehören 16 Mitarbeiter.
Elektronische Preisschilder an Regalen werden sich bereits in naher Zukunft durchsetzen, meinen Kahl und Gehring. „Sie haben den Vorteil, dass sie vom Supermarkt zentral gesteuert werden können.“ Praktisch ist auch die digitale Preisauszeichnung etwa beim Obst: „Preise können flexibel angepasst werden.“ Heißt: Beispielsweise kurz vor Ladenschluss gesenkt werden.
Beim Einkauf von morgen spielt das eigene Smartphone eine wichtige Rolle. Zu Hause ist darauf bereits der digitale Einkaufszettel erstellt worden, im Laden wird das Gerät am Einkaufswagen in eine Halterung gesteckt. Eine geladene App weist dem Kunden anhand der Liste den optimalen Weg durch den Markt. Und an bestimmten Stationen können über einen QR-Code noch Rezepttipps mitgenommen werden.
Zahlen per Fingerabdruck oder Chip
Ein Trend beim Einkaufen ist die zunehmende Verschmelzung von on- und offline, sagt der Sprecher des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Hertel, in Berlin. Zum Beispiel bestelle ein Kunde heute gerne online und hole die Ware am Laden ab. Das Smartphone sei „eine Riesenchance“ für die Händler: Sie könnten mit Apps das Zahlen erleichtern oder Bonusprogramme für Kunden aufsetzen.
Die Abschaffung der Wlan-Störerhaftung werde der Digitalisierung im Handel einen neuen Schub geben, sagt Stephan Tromp, stellvertretender HDE-Hauptgeschäftsführer. Kunden würden vermehrt freie Wlan-Angebote gemacht und Services mit dem Wlan verknüpft.
„Bezahlen wird man im Supermarkt der Zukunft aber leider immer noch müssen“, sagt Gehring. Wenn auch anders als heute: Die Einkäufe werden an der Kasse automatisch im Wagen oder Korb gescannt. Die Bezahlung erfolgt kontakt- und bargeldlos - per Kreditkarte, Handy, Fingerabdruck oder über einen Chip in der Armbanduhr oder im Autoschlüssel. Lange Schlangen an Kassen wird es nicht mehr geben.
Trotz Hightech: „Mitarbeiter wird man im Supermarkt der Zukunft weiterhin genauso brauchen“, betont Gehring. Die Technik werde den Menschen nicht ersetzen. Sie werde nur dafür sorgen, dass bestimmte Tätigkeiten wie Kassieren weniger werden - und der Mitarbeiter dann mehr Zeit haben werde für eine persönliche Beratung der Kunden.