WirtschaftsWoche: Lieber Herr Walsh, Ihr Unternehmen hat gerade einen Passagierzuwachs gemeldet. Dazu sind sie erstaunlich guter Dinge. Ist die Krise bei Ihnen vorbei?
Walsh: Meine gute Laune rührt nicht zuletzt daher, dass wir in diesem Monat noch die ersten unserer insgesamt 42 unserer Dreamliner 787 bekommen und die erste A380 bereits im Juli folgt. Das ist viel Arbeit und das hätten wir gern anders gehabt. Aber wir kommen klar. Vorbei ist die Krise natürlich noch nicht. Aber wir sind auf einem guten Weg. Bei British Airways ist die Lage ganz gut. Und bei Iberia aus Spanien, bin ich zuversichtlich, dass die Dinge auch bald besser werden.
Und wann?
Ich hoffe bald. Aber derzeit laufen noch die Verhandlungen mit den Gewerkschaften. Haben Sie Verständnis, dass ich hier lieber keinen Kommentar abgeben will.
Und wie steht es um Vueling aus Spanien, an sie bald die Mehrheit übernehmen?
Auch gut. Aber auch hier möchte ich mich bis zum Abschluss aller Verträge erst mal zurück halten. Doch die Sache ist positiv.
Wegen der Zahlen?
Nicht nur. Ich freue mich, dass die Konsolidierung mal endlich in Gang kommt. Wobei wir in Europa noch sehr zersplittert sind sicher noch länger brauchen und länger Werte zerstören als in den USA. Und leider wird es auch noch länger dauern, bis es wirklich Fusionen zwischen Fluglinien aus Nordamerika und Europa gibt.
Wie lange dauert das?
Ich dachte vor fünf Jahren mal, dass wir das heute erreicht hätten. Also sage ich lieber mal, das dauert noch zehn Jahre. Offenbar ist es für Politiker schwer zu erkennen, dass das am Ende die Fluglinien ihrer Heimatländer schwächt. Aber immerhin sind wir schneller als in Asien und es gibt weltweit einen indirekten Effekt: Alle halten sich zurück beim Wachstum und packen nicht nach Kräften Überkapazitäten auf den Markt.
Liegt das nicht auch an den Billigfliegern, die den etablierten Fluglinien wie British Airways oder der Lufthansa immer näher rücken?
Das sehe ich weniger dramatisch. Alle reden davon dass die Grenzen zwischen Billigfliegern und etablierten Airlines verschwimmen. Das stimmt. aber nicht nur in Teilen des Service, wo bei vielen Linien der Unterschied vor allem darin besteht, dass Low Cost-Gesellschaften eben keine eigene Business Class mit einem Vorhang mehr haben. Aber das ist nur ein Teil der Entwicklung.
Was ist der andere?
Dass sich ein Teil der klassischen Netzwerklinien reformiert hat. Denn inzwischen gibt es eine neue Generation von Konzernführern wie auch Christoph Franz bei Lufthansa. Wir sehen Fluglinien nicht länger als nationale Infrastrukturbetriebe, sondern als rational geführte Unternehmen, die vor allem Gewinne machen sollen. Und wir reden nicht nur. Wir arbeiten daran und halten Wort. Das erkennen inzwischen auch die Investoren und darum steigen die Aktienkurse.
Politik und Luftfahrt
Sind Sie bei British Airways da nicht im Nachteil, weil sie relativ spät in die Konsolidierung eingestiegen sind?
Nein. Bei IAG sind wir sicher Nachzügler in der Konsolidierung. Aber dadurch konnten wir auch viele Fehler der anderen vermieden und sind schneller vorangekommen als die anderen.
Wie passt es zur Konsolidierung, dass Sie nationale Marken wie British Airways und Iberia beibehalten?
Gut. Wir behalten die Marken vorläufig bei, weil die einen Wert haben, Einzige Ausnahme war BMI, weil in Großbritannien BA einfach stärker ist. Vueling hingegen wird getrennt bleiben, weil es ein anderes Feld ist
Sie haben also keine Probleme beim Zusammenschluss der einzelnen Töchter?
Natürlich ist der Prozess nicht ohne Probleme. Aber es ist gut, dass ich Ire bin, Wenn sich bei IAG die Briten von British Airways und die Spanier von Iberia in die Haare bekommen, kann ich dazwischen sitzen und lachen. Und das entspannt dann auch oft die Lage.
Weniger spaßig scheint die Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeitern zu sein. Die wehren sich vehement gegen ihre Vorschläge, durch geringere Löhne und längere Arbeitszeiten die Arbeitskosten zu senken.
Im Gegensatz zu vielen US-Linien ist bei vielen europäischen Fluglinien das Verhältnis zu den Mitarbeitern schlecht. Vielen Managern in Europa ist es geradezu unangenehm, direkt mit ihren Untergebenen zu reden. Darum verstehen auch viele Gewerkschaften bei uns auch weniger gut als ihre US-Kollegen den Ernst der Lage.
Sie klagen immer, dass Ihnen die Politik in die Quere kommt. Hilft die Ihnen nicht, weil sie etwa in Deutschland oder Frankreich die Rechte der Fluglinien vom Golf beschränkt.
Das mag für diese Länder gelten. Bei uns in Großbritannien ist das anders. Und da hören wir sogar immer den Vorwurf wir seine subventioniert. Was ein Unsinn. Ich wüsste nicht, wann uns eine Regierung mal wirklich geholfen hat. Wenn es ein „Level Playing Field“ gibt, also gleiche Startbedingungen gibt, dann nur, dass wir überall, verarscht werden durch zusätzliche Steuern oder das Verbot, die Infrastruktur auszubauen. Darum sage ich, geht aus dem Weg und hört auf uns zu schädigen. Denn jedes Mal ist klar, dass der Schaden größer ist als der Nutzen.
Fordern Sie also mehr Flughafenneubauten?
Eine neue Bahn würde schon reichen. Aber auch das klingt so, als wollten wir ein Geschenk. Wenn es irgendwo an Europas großen Flughäfen eine neue Bahn oder ein zusätzliches Terminal gibt, dann ist das kein Geschenk, sondern wird von uns Nutzern also den Fluglinien und den Passagieren durch Gebühren bezahlt, nicht vom Saat. Dabei wäre das eine gute Investition.
Inwiefern sind Ausgaben von vielen Milliarden für Flughäfen positiv?
Das kann jeder sehen. In der Türkei oder den Golfstaaten treiben die Regierungen so den Flugverkehr und darüber die wirtschaftliche Entwicklung des ganzen Landes voran. Bei uns ist die Sache genau anders herum. Wir werden gehindert für Wachstum zu sorgen. Offenbar halten die Regierungen in Europa und in Brüssel die Existenz der Fluglinien für selbstverständlich und trotz einer schier endlosen Liste von Airline-Pleiten für quasi unzerstörbar. Sie belasten uns mit allen möglichen Steuern und drücken sich vor notwendigen Reformen wie einer europaweit einheitlichen Organisation des Luftraums. Davon redet die europäische Politik schon seit den fünfziger Jahren, bevor ich auf die Welt gekommen bin und wie die Dinge laufen tut sie das auch noch nach meinem Tod.