
Nach einem weiteren Fahrgastrekord in Bussen, Trams und U-Bahnen fordern die Verkehrsunternehmen mehr Geld, um ihre Netze auszubauen. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sprach sich am Mittwoch für mehr öffentliche Gelder für Investitionen aus und kündigte höhere Fahrpreise für Kunden an. Sie müssen mit 1,5 bis 2,5 Prozent höheren Kosten rechnen.
„Wir haben nicht einmal den Einstieg in eine Verkehrswende geschafft“, sagte Verbandspräsident Jürgen Fenske am Mittwoch in Berlin. Dafür müsse das Angebot deutlich ausgebaut werden.
Zwar stieg die Fahrgastzahl 2016 so stark wie seit zehn Jahren nicht und erreichte erstmals 10,18 Milliarden - was vor allem darauf zurückgeführt wird, dass die Städte wachsen und mehr Menschen erwerbstätig sind. Doch der Anteil des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) am gesamten Mobilitätsmarkt verharrt nach Verbandsangaben bei 11 Prozent. Denn auch im Auto und Flugzeug legen die Deutschen immer mehr Kilometer zurück.
Wo der Nahverkehr 2017 teurer wird
Durchschnittliche Preiserhöhung: 1,9 Prozent
Einzelfahrt: 2,90 Euro statt 2,80 Euro (in Frankfurt), 2,80 Euro statt 2,75 Euro (in Wiesbaden und Mainz)
Tageskarte: unverändert
Kinderticket: unverändert
Quelle: Unternehmen
Durchschnittliche Preiserhöhung: 2,3 Prozent
Einzelfahrt und 4er-Ticket: im Kurzstreckenbereich unverändert, ansonsten 10 Cent mehr
Kinderticket: unverändert
Preisstufe C und D: Preise steigen "leicht überdurchschnittlich"
Quelle: Unternehmen
Durchschnittliche Preiserhöhung: 1,9 Prozent
Einzel- und Zeitkarten: Künftig nimmt der Preis sukzessiv mit jedem Kilometer zu. So kosten 15 Kilometer ab Dezember 2016 4,10 Euro - der Preis für 16 Kilometer beträgt weiterhin 4,50 Euro. Bislang zahlten Kunden für 15 Kilometer Fahrtstrecke 3,80 Euro, ab 16 Kilometer waren es 4,50 Euro.
Schöne-Wochenende-Ticket: unverändert
Quer-durchs-Land-Ticket: unverändert
Quelle: Unternehmen
Durchschnittliche Preiserhöhung: 2,9 Prozent
Einzelfahrt: 2,80 Euro statt 2,70 Euro (eine Zone), Kurzstrecke unverändert 1,40 Euro
Tageskarte: je nach Zonen- und Personenanzahl zwischen 2,3 und 3,5 Prozent teurer
Kinderticket: 1,40 Euro statt 1,30 Euro
Quelle: Unternehmen
Durchschnittliche Preiserhöhung: 1,4 Prozent
Quelle: Unternehmen
Durchschnittliche Preiserhöhung: 1,7 Prozent
Einzelfahrt: 2,75 Euro statt 2,70 Euro
4er-Ticket: 2,50 Euro statt 2,45 Euro
Monatskarte: 63,50 statt 62 Euro
Kinderticket: unverändert
Beispielspreise für die Preisstufe I der Stadt Bremen, in anderen Städten variieren die Preise
Quelle: Unternehmen
Durchschnittliche Preiserhöhung: 1,4 Prozent
Kurzstrecke: 1,60 Euro statt 1,50 Euro
Tageskarte: unverändert
Kinderticket: unverändert
Quelle: Unternehmen
Durchschnittliche Preiserhöhung: 0,56 Prozent
Einzelfahrt: 2,80 Euro statt 2,70 Euro (Fahrausweis AB), Kurzstrecke unverändert
Tageskarte ABC: 7,70 Euro statt 7,60 Euro
Beispielpreise für Berlin, Preise können in Brandenburg variieren
Quelle: Unternehmen
„Wir könnten 13 Milliarden Fahrgäste haben, vielleicht noch mehr. Aber wir schöpfen unser Marktpotenzial nicht aus“, sagte Fenske. Denn seit 1997 seien öffentliche Mittel zum Neu- und Ausbau des städtischen Nahverkehrs nicht aufgestockt worden. Nun wolle die Bundesregierung die jährliche Summe von 330 Millionen Euro bis mindestens 2025 festschreiben.
Viele U-Bahn- und Straßenbahnlinien sind jedoch in die Jahre gekommen, die Unternehmen müssen dem Verband zufolge wesentlich mehr Geld in die Instandhaltung stecken. Lohnsteigerungen eingerechnet wachse der Aufwand jährlich um 4 Prozent. Die Fahrkartenpreise seien im vergangenen Jahr aber durchschnittlich nur um 1,5 Prozent gestiegen.
Zum Vergleich: An der Tankstelle mussten Autofahrer für Diesel im Dezember nach ADAC-Daten gut 11 Prozent mehr bezahlen als ein Jahr zuvor, bei Super E10 waren es mehr als 5 Prozent.