Ist deshalb die Kritik an der Zeitarbeit in den Niederlanden bei weitem nicht so vehement wie in Deutschland?
Das hat mehrere Gründe. Zum einen haben Gewerkschaften und Betriebsräte in Deutschland mehr Einfluss als in den Niederlanden und als in vielen anderen Ländern. Und in Deutschland gab es Skandale etwa um Zeitarbeit beim Drogeriekonzern Schlecker, die in den Niederlanden nicht möglich wären…
…Schlecker hatte eine Zeitarbeitstochter gegründet und früheres Stammpersonal zu verschlechterten Löhnen dorthin verlagert.
So etwas wäre in den Niederlanden illegal. Zeitarbeitsunternehmen mit nur einem Kunden sind bei uns nicht zulässig. Wenn man nur einen Kunden hat, ist es kein Zeitarbeitsunternehmen und keine Arbeitnehmerüberlassung, sondern Trickserei. In Deutschland sollte die Gründung von Zeitarbeitsunternehmen, die nur für die eigene Muttergesellschaft arbeiten, gesetzlich verboten werden. Dass das möglich war und missbraucht wurde, hat der Branche unglaublich geschadet.
Und in den Niederlanden herrscht Harmonie, und die Unternehmer zahlen in gut einem Jahr klaglos Equal Pay?
Nein, die Mehrkosten ab 2014 werden auch hierzulande Druck auf die Zeitarbeit auslösen - wie nun in Deutschland. Equal Pay vom 1. Tag an ist ja auch aufwändig in der Umsetzung. Es bedeutet, dass unsere Mitarbeiter jedes Mal einen anderen Lohn bekommen, wenn sie den Einsatzbetrieb wechseln. Und manche wechseln alle paar Tage.
Wird die Zeitarbeit durch Equal Pay unattraktiv und überflüssig?
Nein, als Instrument für flexiblen Personaleinsatz bleibt Zeitarbeit unersetzlich. Und Equal Pay bedeutet auch nicht für alle eine Verteuerung. Viele große Konzerne zahlen ohnehin schon den bei ihnen eingesetzten Zeitarbeitskräften so viel wie der Stammbelegschaft – sowohl in Holland als auch in Deutschland.