




Es klingt wie in einem Hollywood-Film: Vertreter von 17 Badezimmer-Ausstattern trafen sich heimlich in verschiedenen Konstellationen mehr als 250 Mal, über Jahre hinweg. Der Grund: Absprachen der Preise.
Preiserhöhungen, Mindestpreise und Rabatte wurden bei diesen Treffen festgesetzt und vertrauliche Informationen ausgetauscht. Mit bei den geheimen Treffen: die deutschen Unternehmen Villeroy & Boch, Dornbracht, Duravit, Grohe, Hansa und Kludi.
Diese Treffen und Absprachen hat es tatsächlich gegeben – und zwar von Badezimmer-Ausstattern aus Deutschland, Österreich, Italien, Belgien, Frankreich und den Niederlanden zwischen 1992 und 2004. Zu diesem Schluss kamen die EU-Kommission und das EU-Gericht im Jahr 2013.
Gegen das Urteil und den Vorwurf wehrten sich mehrere Unternehmen. Eine Sprecherin von Villeroy & Boch erklärte damals, die Preisabsprachen habe es nie gegeben. Die Firmen reichten Widerspruch beim Europäischen Gerichtshof (EuGH) ein. Doch der EuGH bestätigte am heutigen Donnerstag: Jahrelang haben Verbraucher in Europa viel zu viel für ihre Toiletten, Wasserhähne und Waschbecken bezahlt. Nach diesem Urteil müssen die Unternehmen nun die Bußgelder zahlen.
Die höchsten Kartellstrafen der EU-Kommission
Die EU-Kommission bestraft 2013 mehrere Finanzinstitute wegen der Manipulation von Zinssätzen wie dem Libor.
Die EU-Kommission bittet 2007 das „Fahrstuhl-Kartell“ zur Kasse. Führende Konzerne hatten sich zwischen 1995 und 2004 den Markt in Deutschland, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden aufgeteilt und vereinbart, wer einen Auftrag bekommen soll.
Sechs Autozulieferer haben jahrelang die Preise für Wälzlager künstlich hochgehalten. Die Strafe wird 2014 verhängt.
Europäische Autobauer haben jahrelang zu viel für Windschutzscheiben und andere Teile aus Glas gezahlt. 2008 bestraft die EU-Kommission vier internationale Autoglas-Hersteller wegen illegaler Preisabsprachen.
Die EU-Kommission verhängt die bisher höchste Strafe 2012 gegen führende Hersteller von Fernseh- und Computerbildschirmen. Die Unternehmen hatten ein Bildröhren-Kartell gebildet.
2010 nannte der damalige EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia die Machenschaften schon ein „wohlorganisiertes Kartell“, die Kommission verhängte eine 622 Millionen Euro-Strafe. „Dieses Kartell hat den Bau- und Handwerksfirmen ebenso wie vielen Verbrauchern geschadet“, sagte Almunia damals – und empfahl den Geschädigten, die Firmen zu verklagen.
Aufgeflogen war das Kartell durch einen Hinweis der US-Firma Masco, die bis zu diesem Punkt bei den Machenschaften mitmischte. Diese habe „als erstes Unternehmen Informationen über das Kartell vorgelegt“, teilte die Kommission 2010 mit – und erließ den Amerikanern die komplette Strafe. Von den deutschen Unternehmen muss Villeroy & Boch mit 71,5 Millionen Euro die höchste Buße zahlen.