"Können Sie das Essen nicht aus dem Diner hier in den Salonwagen holen?", fragte ich.
"Okay, ausnahmsweise. Dann also das eine Gemüsesandwich von hier und dann eine Mahlzeit von drüben."
"Och nein, auf das Gemüsesandwich hat keiner von uns Lust. Dann nehmen wir lieber zwei Gerichte aus dem Diner."
"Dann müssen Sie aber auch drüben essen."
"Aber gerade sagten Sie doch, wir können das Diner-Essen auch hier bekommen."
"Ja, aber wenn Sie beide Gerichte von dort beziehen, dann kann ich keine Ausnahme machen. Diner und Parlour sind eigentlich zwei verschiedene Abrechnungs-Systeme." Aber das Essen war doch kostenlos. Den Quatsch mit den zwei Systemen kannte ich schon aus dem deutschen ICE: Restaurant und auf die Hand. Es war also aussichtslos. Wir wählten das eine Gemüsesandwich als Eintrittskarte zum Parlour und wollten um 13 Uhr 30 dann die Lasagne aus dem Diner ordern.
12 Uhr 19 Die Männerstimme: "Letzter Aufruf für die Reservierungen um 12 Uhr 30." Jesses, immer noch Herzinfarkt-Stimmung im Diner. Da lobten wir uns den Parlour exklusiv für uns Schlafwagen-Gäste.
12 Uhr 40. Eine neue Männerstimme: "Ladies and Gentlemen, aus gegebenem Anlass weisen wir Sie noch einmal darauf hin: An Bord herrscht Rauchverbot. Sollten Sie sich dennoch entscheiden zu rauchen, tragen Sie bitte Ihr Gepäck bei sich, damit wir keine einzige Minute Zeit verlieren, wenn wir Sie aus dem Zug werfen. Thank you." Applaus im Parlour.
12 Uhr 45. Die Männerstimme aus dem Diner: "Bitte jetzt sofort alle 13-Uhr-Gäste in den Diner. Und bitte auch schon mal die Gäste mit der Reservierung um 13 Uhr 30. Wir sind heute sehr -", ein lautes Knacken in der Leitung, da krähte eine Frauenstimme dazwischen: "Ladies and Gentlemen, hier ist Debra aus dem Café. Ich werde gleich Mittagspause machen. Wer jetzt noch einen Kaffee will oder ein Snickers oder Chips: bitte jetzt noch schnell vorbei kommen."
13 Uhr 30. Unser großer Auftritt. Die Parlour-Frau kam an unseren Tisch. Ich sagte: "Wir nehmen dann also das Gemüsesandwich und dazu die Lasagne aus dem Diner."
"Im Diner gibt es heute keine Lasagne. Es ist sowieso auch dort nicht mehr alles da. Am besten gehen Sie rüber und fragen mal."
Wir sollten selber fragen gehen? Für 1200 Dollar?
"Es gab aber eben eine Stornierung. Sie können jetzt auch zwei Gemüsesandwichs haben."
Wir atmeten durch und orderten die zwei Sandwiches plus zwei Pepsi light. "Pepsi light ist aus. Sie können höchstens im Diner nachfragen."
Gerade hatten wir unser Root-Beer ausgetrunken und auch den Nachtisch aufgegessen, da kam eine Durchsage von irgendeinem Mann: "Ladies and Gentlemen, wir kommen nun in Ihre Abteile und nehmen die Reservierungen für das Abendessen auf. Für alle, die heute Abend unsere legendäre, leckere Cheese-Pasta ordern wollen, noch folgender Hinweis: Die Cheese-Pasta ist heute aus."
Die Parlour-Frau legte uns eine Rechnung auf den Tisch.
"Moment. Das Essen ist doch im Fahrkartenpreis mit drin, oder nicht?"
"Das schon, aber so können Sie besser das Trinkgeld ausrechnen."
Am nächsten Tag kamen wir in Seattle an. Knapp eine halbe Stunde früher als der Fahrplan versprach. Noch so etwas, bei dem die Deutsche Bahn nicht gegen anstinken kann.