Anders im Norden von NRW. Dort fahren RegionalExpresse der Deutschen Bahn, aber auch private Regionalbahnen wie die Eurobahn. Bei denen kann man das Ticket auch an Bord kaufen. Nicht beim Schaffner. Sondern am Automaten. Aber nicht mit Kreditkarte. Und oft auch nicht mit 50-Euro-Scheinen.
Kunden müssen in Westfalen also wissen, wer der Betreiber der Bahn ist, bevor sie wissen, ob sie schwarz fahren, wenn sie den Zug ohne Ticket betreten. Dabei stehen alle Züge einheitlich auf den Fahrplanaushängen. Erklären Sie diesen Humbug mal einem ausländischen Touristen. Das schmeißt sein Bild von Deutschland sofort über den Haufen.
In Bielefeld steht an den Aufzugtüren zur U-Bahn: "Betreten des Bahnsteigs nur mit gültiger Fahrkarte". Aber was ist eine gültige Fahrkarte? Einzeltickets kommen bereits gültig aus dem Automaten, aber sind unabgestempelte 4er-Tickets gültige Tickets? Abgestempelt werden sie ja erst in der Bahn. Das Bielefelder Verkehrsunternehmen Mobiel schreibt auf den Stempel-Automaten, das Ticket müsse vor Fahrtantritt hier "entwertet" werden. Also ist erst ein entwertetes Mehrfachticket ein gültiges, mit dem man fahren darf. Aber wie kann dann ein gültiges Ticket wertlos sein?
Was würde wohl passieren, wenn man dem Kontrolleur erzählt: "Ich kann doch nicht mit einer wertlosen Fahrkarte fahren und wollte deshalb erst beim Aussteigen stempeln." Der Kontrolleur würde wohl entgegnen: "Erst die entwertete Fahrkarte ist eine gültige." Aber dann kann der kluge Fahrgast ja gar nicht anders, als zu entgegnen: "Wie soll ich dann schon mit einer gültigen Fahrkarte den Bahnsteig betreten, wenn erst das Entwerten sie gültig macht und die Entwerter erst in den Zügen angebracht sind?"
Der Kunde hätte eindeutig recht. Bis zum Bundesverfassungsgericht würde ich ziehen.
Genauso bescheuert sind Busse, die an der Haltestelle vorbei brausen und oben am Bus steht "Dienstfahrt". Ist ein Bus also ausdrücklich im Dienst, nimmt er keine Fahrgäste auf. Toller Dienst am Kunden. Dienst = kein Dienst.
Und dann die Kurzstreckentickets. Wer sich ein Handyticket kaufen möchte, der bekommt das Kurzstreckenticket meist gar nicht. Ätsch!
Außerdem gelten die Kurzstreckentickets mal für vier Stationen (Köln), mal für drei (Düsseldorf), in der S-Bahn womöglich nur für zwei, wenn sie dort überhaupt gelten. In vielen Städten kann man auf der Kurzstrecke wenigstens umsteigen. Nicht so wiederum in Bielefeld. Wer dort das Pech hat, die Linie wechseln zu müssen, um zum Ziel zu kommen, der muss dafür auch noch mehr bezahlen, nämlich für das normale Einzelticket. Obwohl er genauso viele Stationen abfährt.
Umsteigen kostet also extra. Wer denkt sich solch einen unsozialen Quatsch aus?