Im Geschäftsjahr 2012/2013 steigerte das rund 7.900 Mitarbeiter zählende Unternehmen seinen Umsatz um 9,2 Prozent auf 1,31 Milliarden Euro. Unter dem neuen Claim „Building a better working world“ bietet der Wirtschaftsprüfungsgigant mittlerweile alles aus einer Hand an, was Unternehmen so gebrauchen können, um ihrerseits Wachstumsgrenzen zu überwinden: Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung und nicht zuletzt Managementberatung.
Die Wachstumserfolge, die die Big Four der Wirtschaftsprüferszene – PwC, KPMG, EY und Deloitte – dieser Tage durch die Bank weltweit verkünden, haben jedoch einen bitteren Beigeschmack. In den letzten fünf Jahren schnellte der Umsatz mit Beratungsdienstleistungen bei den BIG Four laut der US-Prüferaufsicht PCAOB um ein Drittel nach oben, während der Umsatz in deren Wirtschaftsprüfungssparten gerade mal um sechs Prozent wuchs.
Das schürt erneut Ängste vor möglichen Interessenskonflikten. In den USA werden bereits erste Stimmen laut, dass diese Entwicklung die Umkehr zurück zu den Verhältnissen vor dem Zusammenbruch von Enron bedeuten könnte. Damals hatten die Prüfer von Arthur Anderson auf Bestrebungen der hauseigenen Berater nicht so genau in die Bücher geschaut, bis das Kartenhaus in sich zusammenfiel – und Enron in die Pleite schlidderte. Danach kam der Sarbanes-Oxley-Act von 2002 und die Prüfer trennten sich von ihren Beratungssparten.
Jetzt argumentieren die Prüfer zwar, dass man ohne Beratung keine Toptalente mehr für sich gewinnen könne, und dass die Gefahr von Interessenskollisionen nicht gegeben sei, weil die meiste Beratungsarbeit für Unternehmen gemacht würde, die nicht gleichzeitig geprüft würden.
Doch Steven Harris, Mitglied der Prüferaufsicht PCAOB warnt davor, dass die umfangreichen Fusionsaktivitäten innerhalb der Wirtschaftsprüferszene und auf der Schnittstelle zur IT- und Unternehmensberatung das Verhältnis zwischen den großen Prüfungsgesellschaften und ihren Unternehmensmandanten noch komplizierter machen würden. „Wenn die großen Firmen weiter wachsen und diversifizieren, müssen sie nicht nur sicherstellen, dass ihre Prüfungseinheiten absolut unabhängig sind“, sagte Harris kürzlich gegenüber dem Wall Street Journal.
Allein in den letzten 18 Monaten hätten die Big Four 36 Übernahmen angekündigt. KPMG habe einen 100-Millionen-Dollar schweren Investment Fonds speziell für Big Data und Analytics aufgelegt. Die zu beobachtenden Expansions- und Diversifierungsaktivitäten führten zu noch komplexeren Verflechtungen in der Beziehung zwischen den größten Wirtschaftsprüfungen und ihren Kunden, so Harris. Seine Befürchtung: langfristig könne dadurch die Qualität der Prüfberichte in Gefahr geraten.