In der Geschäftsführung der EnBW-Kernkraft GmbH (EnKK) zeigen sich die Verantwortlichen branchentypisch zuversichtlich. „Die vor uns stehenden Arbeiten erfordern die Kompetenzen, die seit einigen Jahren auch bei Stilllegung und Abbau täglich unter Beweis stellen“.
Gemeint ist der Abriss von kerntechnischen Anlagen. Die neueste Expertise kann die EnKK jetzt beim Kernkraftwerk Obrigheim unter Beweis stellen. Abrisss von Atomanlagen ist „in“ seitdem die Energiewende, das Ende des Atomzeitalters ist eingeleitet.
Nach 37 Jahren abgeschaltet
Rückblick: Im Mai 2005 hat die EnBW den Meiler Obrigheim nach 37 Betriebsjahren eingestellt. Danach kam die Nachbetriebsphase, die drei Jahre dauerte. In dieser Zeit waren die Kernbrennstäbe noch aktiv, obwohl das Atomkraftwerk keinen Strom mehr ins Netz einspeiste. Aber physikalische Reaktionen müssen langsam auslaufen, sie lassen sich nicht einfach abschalten.
2008 dann waren die Stäbe insoweit abgekühlt, dass der eigentliche Abbau des Kernkraftwerk beginnen konnte. Dieser vollzieht sich in drei Stufen:
Die drei Phasen des Abrisses
Stufe eins des Abrisses umfasste den Abbau des Überwachungszentrums und der nichtnuklearen Teile der Anlage wie Generatoren, Wärmetauscher, Armaturen und Leitungen. Nach außen hin sieht der Beobachter noch wenig vom Abriss von Obrigheim, da die Gebäudestrukturen noch intakt sind. Diese kommen beim großen Abriss erst später dran.
Mit der zweiten Phase, die nun startet, wird nun der nukleare Teil der Anlage angegangen. Dampferzeuger gehören dazu, die Turbine, der Druckbehälter und der Reaktorkühlkreislauf werden demontiert.
In der dritten Stufe wird dann das sogenannte biologische Schild, die Stahlbetonwand zur Abschirmung der Strahlung aus dem Reaktordruckbehälter abgebaut. Dafür ist eine dritte, noch nicht erteilte Genehmigung notwendig.
Die EnKK teilte am Mittwoch mit, dass die Gesamtmasse des Kernkraftwerks Obrigheim 275 000 Tonnen beträgt, „das sind größtenteils Gebäude und Gebäudestrukturen“. Und die Geschäftsführung von EnKK ergänzt: „Nur etwa ein Prozent hiervon sind radioaktive Abfälle.“ Diese würden nach ihrer Dekontamination „konditioniert“, das heißt zur Endlagerung vorbereitet.
Wo dieses Endlager sein könnte, wird nicht gesagt. Dieses gibt es noch nicht. Es steht also zu erwarten, die Rest-Atomkraftwerke mit ihren nichtnuklearen Gebäudeteilen selbst als Zwischenlager fungieren.