E.On-Hauptversammlung Die Kernspaltung kommt

Seite 2/3

Milde Kritik am neuen Aufsichtsrat

Doch hier schien bereits im Vorfeld der Hauptversammlung Konsens zu herrschen. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, sind bei dem Konzern keinerlei Gegenanträge eingegangen. In den vergangenen zwei Jahren seien jeweils eine Handvoll Gegenanträge eingereicht worden. Darunter waren im vergangenen Jahr auch schon welche, die sich gegen die Aufspaltung gerichtet hatten, obwohl der Beschluss noch gar nicht anstand.

von Angela Hennersdorf, Jürgen Salz

Dieses Jahr beschränkt sich die Kritik auf einige Wortbeiträge. So fordert Union-Investment-Redner Deser den neuen E.On-Aufsichtsratschef Karl Ludwig Kley dazu auf, weitere Mandate niederzulegen. „Die extrem fordernde Aufgabe bei E.On erfordert Ihre ganze Aufmerksamkeit, Herr Kley, deshalb sollten Sie die Zahl Ihrer anderweitigen Mandate künftig reduzieren.“ Bei einer Hauptversammlung inmitten der größten Krise der Konzerngeschichte noch eine sehr milde Form des Widerspruchs.

Soll sich E.On auch von den Netzen trennen?

In einem anderen Punkt sind sich die Aktionäre jedoch nicht einig. Der für sein aggressives Vorgehen bekannte Hedgefonds Knight Vinke hat in einem Brief an Investoren für einen noch tiefergreifenden Umbau geworben – indem E.On auch Gas-Pipelines und Energienetze abstoßen sollte. Ihr Wert als eigenständige Infrastruktur-Unternehmen sei weitaus größer als bei einem Energieversorger.

Der Fonds hält allerdings nur rund ein Prozent der E.On-Anteile. Wirklich Einfluss nehmen kann er damit nicht. Rein aus einem finanztechnischen Blickwinkel wäre eine solche Abtrennung von Pipelines und Netzen vielleicht sogar sinnvoll, heißt es aus Konzernkreisen. Unternehmerisch mache ein Verkauf der Infrastruktur aber keinen Sinn.

Die Aktionärsstruktur von E.On

Union-Investment-Manager Deser widerspricht selbst der finanztechnischen Ansicht: „Das regulierte Geschäft hat eine große Bedeutung für die Ratingeinstufung, somit ist auch das Netzgeschäft ein wichtiger Stabilitätsanker“, meint Deser. „Wir glauben nicht, dass man die anderen Geschäfte losgelöst von den Netzgeschäften voranbringen oder alleine aufstellen kann. Die Fähigkeit, Schulden zu bedienen, ist überlebenswichtig für E.On und Uniper, deshalb muss ein stabiles Investment-Grade-Rating oberstes Ziel für beide Gesellschaften sein.“

Das sieht auch Teyssen so. Nicht nur, dass die Netze ein wichtiges Wachstumsgeschäft für seine neue E.On sind. Auch die Schulden ist der E.On-Chef im vergangenen Jahr konsequent angegangen: Im Geschäftsbericht 2015 weist der Konzern eine Nettoverschuldung von 27,7 Milliarden Euro aus, rund sechs Milliarden Euro weniger als ein Jahr zuvor.


Bald wird sich Teyssen von weiteren 4,7 Milliarden Euro Schulden trennen können. Die muss Klaus Schäfer, ehemaliger E.On-Finanzchef und seit Januar 2016 Vorstandsvorsitzender von Uniper, in seine Bilanz aufnehmen. Anders als ursprünglich gedacht muss Uniper doch mit Schulden an den Start gehen.

Selbst ohne die Milliarden-Altlasten im Geschäftsbericht wird der Auftakt für Schäfer und seine 14.000 Mitarbeiter (bei E.On bleiben etwa 40.000 Angestellte) nicht einfach. Wegen der stetig wachsenden Produktion grüner Energie – die per Gesetz vorrangig ins Netz eingespeist werden muss – dümpeln die Großhandelspreise für Strom inzwischen bei 22 Euro je Megawattstunde. 2014 erlöste E.On noch 30 Euro, 2011 vor der Atomkatastrophe in Fukushima sogar 60 Euro. Strom, den Uniper auf Termin verkauft hat, also erst 2017 und 2018 liefern muss, bringt 20 Euro pro Megawattstunde.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%