Mehr Umsatz, mehr Aufträge – und trotzdem hat der Energietechnikkonzern Siemens Energy hohe Verluste verbucht. Das Windkraftgeschäft bei Siemens Gamesa drückte auch im zweiten Geschäftsquartal von Januar bis März auf das Ergebnis. Am Ende steht ein Minus von 189 Millionen Euro nach Steuern, wie der Konzern am Montag in München mitteilte. Im Gesamtjahr erwartet Energy unter dem Strich nun sogar mehr Verlust als 2022. Dennoch zeichnet Konzernchef Christian Bruch eine positive Zukunft – gerade auch für den Windbereich.
Denn einerseits ist Gamesa das Sorgenkind im Konzern, andererseits auch Hoffnungsträger. „Der Erfolg des Windgeschäfts bleibt die Grundvoraussetzung dafür, dass wir ein profitabler Marktführer im Bereich der Energiewende werden“, sagte Bruch und sprach von einer erwarteten „Welle“ von Ausschreibungen und in den vergangenen Monaten deutlich gestiegenen Preisen sowie besseren Vertragsbedingungen bei der Windkraft.
Doch im Moment haben die Probleme aus der Vergangenheit Gamesa noch im Griff, denn zwischen Vertragsabschluss und Umsetzung eines Projekts liegen in der Regel Jahre. Das bedeutet, dass noch immer Geschäfte abgearbeitet werden, die schlechte Preise enthalten, nicht gut genug gegen Kostensteigerungen abgesichert sind. Dazu kommen noch immer Probleme mit einem Turbinenmodell. 12 bis 18 Monate werde man diese problematischen Projekte noch spüren, sagten Bruch und Finanzchefin Maria Ferraro.
Die Energiespar-Vorgaben der Bundesregierung
- Durchgangsbereiche wie Flure, Foyers oder Technikräume werden nicht mehr geheizt – außer, es gibt dafür sicherheitstechnische Gründe.
- Öffentliche Gebäude werden nur noch bis höchstens 19 Grad geheizt - bei körperlich leichter und überwiegend sitzender Tätigkeit. Bisher lag die empfohlene Mindesttemperatur laut Ministerium bei 20 Grad. Für Arbeitsräume, in denen Menschen leichte Tätigkeiten „überwiegend im Stehen oder Gehen” oder mittelschwere und überwiegend sitzende Tätigkeiten verrichten, gilt eine Obergrenze von 18 Grad. Für mittelschwere Tätigkeiten überwiegend im Stehen oder Gehen sind es 16 Grad und für körperlich schwere Tätigkeiten 12 Grad. Für Kliniken, Pflegeeinrichtungen oder andere soziale Einrichtungen gilt die neue Regelung nicht.
- Boiler und Durchlauferhitzer dürfen nicht mehr für die Warmwasserbereitung am Waschbecken genutzt werden – es sei denn, das ist aus hygienischen Gründen vorgeschrieben.
- Die Beleuchtung von Gebäuden und Denkmälern aus rein ästhetischen oder repräsentativen Gründen wird ausgeschaltet. Ausgenommen sind kurzzeitige Beleuchtungen bei Kulturveranstaltungen und Volksfesten.
- Die Verordnung schreibt nicht vor, dass zum Beispiel in Büros die Raumtemperaturen verringert werden müssen – es werde aber ermöglicht, dass Arbeitgeber auch im gewerblichen Bereich rechtssicher weniger heizen dürfen und Gelegenheit haben, dem Beispiel der öffentlichen Hand zu folgen. Dies sei Grundlage für Selbstverpflichtungen von Betrieben und betrieblichen Vereinbarungen zur Energieeinsparung.
- Klauseln in Mietverträgen, die eine bestimmte Mindesttemperatur vorsehen, werden vorübergehend ausgesetzt.
- Private Pools, ob drinnen oder draußen, dürfen nicht mehr mit Gas und Strom geheizt werden.
- Gasversorger und Besitzer größerer Wohngebäude müssen ihre Kunden beziehungsweise Mieter frühzeitig informieren – über den erwarteten Energieverbrauch, dessen Kosten und Einsparmöglichkeiten. Das soll spätestens zum Beginn der Heizsaison passieren.
- Leuchtreklame und Werbetafeln werden von 22.00 Uhr abends bis 16.00 Uhr am Folgetag ausgeschaltet – wenn dies nicht zur Verkehrssicherheit nötig ist wie etwa an Bahnunterführungen. Der Gedanke dahinter: Weil es tagsüber ohnehin hell ist, soll die Beleuchtung erst am Nachmittag wieder für sechs Stunden eingeschaltet werden dürfen.
- Ladentüren oder sonstige „Eingangssysteme” zu beheizten Geschäftsräumen im Einzelhandel dürfen nicht mehr dauerhaft offen stehen – außer das ist für das Offenhalten eines Fluchtwegs erforderlich.
Jenseits der Ergebniszahlen lief es für Energy im zweiten Quartal stark. Der Umsatz stieg nominal um 22 Prozent auf gut 8 Milliarden Euro, der Auftragseingang um 55 Prozent auf 12,3 Milliarden und der Auftragsbestand sogar auf den Rekordwert von 102 Milliarden Euro. „Der starke Auftragseingang bestätigt unsere sehr gute Positionierung im Markt für Energiewende-Technologien“, betonte Bruch.
Entsprechend wurde auch die Prognose für den Umsatz nach oben angepasst. Er soll jetzt um 10 bis 12 Prozent wachsen, mehrere Prozentpunkte stärker als bisher vorhergesagt. Die Erwartung an die Marge wurde dagegen wegen Gamesa nach unten angepasst – und damit auch die Ergebnisprognose.
Dass 2023 holprig werde, habe man gewusst, sagte Bruch. Immerhin: In der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres soll es auch bei Gamesa besser werden. Das Marktumfeld sei grundsätzlich positiv, betonte er. Und die Probleme, die man noch habe, könne man lösen.
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