




Bei E.On gärt es nach Pfingsten. Langsam machen sich die Arbeitnehmervertreter offenbar Sorgen um das Brasilien-Abenteuer des Vorstandes. Zusammen mit dem Deutsch-Brasilianer Eike Batista wollte der umtriebige E.On-Chef Johannes Teyssen in Brasilien Kraftwerke bauen. Der enorme Energiebedarf in Schwellenländern wurde zum neuen Geschäftsmodell des von der deutschen Energiewende gebeutelten Stromkonzerns auserkoren. Brasilien wurde zum Dorado neuer Wachstumsträume des E.On-Vorstandes.
Pech nur: Das Desaster des Ruhrgebietskonzerns ThyssenKrupp mit seinen milliardenschweren Fehlinvestitionen in Brasilien war den Energiemanagern von E.On keine Warnung. Prompt war das Investment mit Batista in Schieflage. Im vergangenen Jahr ging das Unternehmen von Batista in Konkurs, der Tausendsassa hatte sich übernommen und für E.On bedeutete die prekäre Situation des Gemeinschaftsunternehmens das jähe Aus hochfliegender Pläne.
Jetzt ist das Brasilien-Geschäft wieder in den Schlagzeilen und die Problem reißen nicht ab: Ein neues Gaskraftwerk wird nicht fertig, der Konzern muss teuren Ersatzstrom einkaufen. Zusätzlich drohen Strafen im hohen zweistelligen Millionen-Bereich.
E.On nach 2,5 Jahren Energiewende
E.On hat seinen Umsatz zwischen 2011 und 2012 von 113 Milliarden Euro auf 132 Milliarden Euro gesteigert. Nach den ersten neun Monaten 2013 liegt der Umsatz bei 89 Milliarden Euro - fünf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Das Ebitda sankt von 13,3 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 10,8 Milliarden Euro im Jahr 2012 ab, 2011 war er auf 9,3 Milliarden abgesackt. Nach den ersten neun Monaten 2013 ist der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 7,12 Milliarden Euro gefallen.
Der Nettoüberschuss soll zum Geschäftsjahresende zwischen 2,2 und 2,4 Milliarden Euro liegen. Zuvor hatte E.On 2,2 bis 2,6 Milliarden Euro angepeilt. Von Januar bis Ende September brach dieser Wert um 53 Prozent auf 1,91 Milliarden Euro ein
Vorstand verbrennt Geld
Lange haben die E.On-Beschäftigten geschwiegen. Jetzt ist es offenbar zu Ende mit ihrer Geduld. „Wir wollen mit dem Abbau unserer Arbeitsplätze nicht für das Abenteuer in Brasilien bezahlen“, sorgt sich ein Arbeitnehmervertreter gegenüber der WirtschaftsWoche.
Der Rheinischen Post gab ein Betriebsrat zu Protokoll: „Das Geld, das wir in Deutschland durch den Abbau tausender Stellen einsparen, verbrennt der Vorstand in Brasilien. Das kann nicht sein“, zitiert die Zeitung den Arbeitnehmervertreter. Auch ein E.On-Aufsichtsrat zeigt sich zunehmend skeptisch über die Schellenländer-Strategie: „Wir haben auf die falschen Leute in Brasilien gesetzt. Aber das konnte man nicht vorhersehen. Der Ansatz war gut, auch wenn es jetzt Schwierigkeiten gibt.“
Johannes Teyssen soll sich heftig gegen alle Vorwürfe zur Wehr setzen, heißt es aus dem Konzern. Seine Auslandsstrategie war von ihm als Ausbruchsversuch aus der verkorksten Energiewende geplant. Ausführende vor Ort aber waren nicht er selbst, sondern andere, so nehmen viele E.On-Manager ihren Chef in Schutz. So soll es Frank Mastiaux gewesen sein, früherer E.On-Topmanager und längst EnBW-Chef, der das Brasilien-Engagement dem damaligen E.On-Vorstand vortrug. Und Jörgen Kildahl, nun auch im Vorstand für das Brasiliengeschäft zuständig, habe auch nicht schnell genug reagiert, heißt es konzernintern.
Das Mastiaux-Umfeld weist jegliche Mitschuld des früheren E.On-Managers an der schiefgegangenen Schwellenland-Strategie als durchsichtiges Ablenkungsmanöver weit von ihm. Der Ton zwischen den Energiekonzernen ist härter geworden. Es wird nicht immer mit fairen Bandagen gekämpft.
Nach der Sommerpause setzt der E.On-Aufsichtsrat die Auslandsstrategie des Konzerns auf die Tagesordnung. Es wird eine spannende Diskussion erwartet. „Die Arbeitnehmerseite hat alle Beschlüsse des Aufsichtsrates mit getragen“, sagt ein E.On-Manager.