Solarworld Kataris wollen deutsche Fabriken übernehmen

Seit eineinhalb Jahren gehören der Qatar Foundation 29 Prozent der insolventen Solarworld. Nun will der Großaktionär einem Insider zufolge die deutschen Fabriken des Solarunternehmens übernehmen.

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Solarworld-Großaktionär Qatar hat Interesse an den Fabriken in in Sachsen und Thüringen geäußert. Quelle: dpa

Der katarische Großaktionär der insolventen Solarworld will einem Insider zufolge die deutschen Fabriken in Sachsen und Thüringen übernehmen. Die Qatar Foundation, die über Qatar Solar mit 29 Prozent an dem seit Jahren defizitären Solarkonzern beteiligt ist, wolle damit ihr Engagement in der Solarbranche in Deutschland retten, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Qatar Solar hatte vor eineinhalb Jahren auch der von der Pleite bedrohten Centrotherm unter die Arme gegriffen und war zusammen mit Solarworld bei dem schwäbischen Solaranlagenbauer eingestiegen.

Eine Grundsatzvereinbarung sei bereits unterzeichnet, sagte der Insider. Für die übrigen Gläubiger hätte das Engagement der Kataris einen doppelten Vorteil: Zum einen könne Qatar Solar mit der geplanten Konstruktion als Gläubiger befriedigt werden. Die anderen Gläubiger könnten mit Geld aus dem Verkauf der US-Produktion bedient werden. Wenn Insolvenzverwalter Horst Piepenburg wie befürchtet die Produktion in Deutschland komplett einstellen müsste, bliebe den Solarworld-Gläubigern dagegen fast nichts, sagte der Insider. Ein Piepenburg-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern.

Piepenburg hatte am Mittwoch neue Hoffnung bei Mitarbeitern und Gläubigern geweckt. Verhandlungen mit einer Investorengruppe seien weit gediehen, erklärte er, ohne einen Namen zu nennen. Eine Investorengruppe habe ihre Absicht bekundet, die Grundstücke, Maschinen sowie das Vorratsvermögen an den Produktionsstandorten von Solarworld im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt zu kaufen, so Piepenburg. Rund 450 Beschäftigte könnten übernommen werden. Für die übrigen 1200 Beschäftigten an diesen Standorten werde über die Einrichtung einer Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft verhandelt.

Piepenburg betonte, er schätze die Chancen auf eine kurzfristige Einigung mit den Interessenten höher ein als die Möglichkeit eines Scheiterns. „Mit dieser Lösung würden wir die Möglichkeiten in einem vorläufigen Insolvenzverfahren weitgehend ausschöpfen, um den Interessen der beteiligten Gläubiger gerecht zu werden und eine dann doch signifikante Zahl von Arbeitsplätzen zu erhalten“, sagte er.

In der vergangenen Woche hatte Piepenburg einen radikalen Stellenabbau angekündigt, da sich die Investorensuche schwierig gestalte und die Erlöse nicht ausreichten, um die Personalkosten zu decken.

Nach sechs Verlustjahren hatte das einstige Aushängeschild der deutschen Solarindustrie Anfang Mai Insolvenzantrag gestellt. Die Mitarbeiter in der Bonner Zentrale, im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt erhalten bis Ende Juli Insolvenzgeld.

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