Wieder pleite Solarworld, der Tragödie zweiter Teil

Solarworld ist (mal wieder) pleite. Quelle: imago images

Solarworld ist (mal wieder) pleite: Bei dem Bonner Solarunternehmen übernimmt der Insolvenzverwalter Christoph Niering das Kommando. Die Rettungsaussichten sind überschaubar.

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Frank Asbeck war bester Dinge, wie so oft. „Es ist ein gutes Gefühl, dass Solarworld weiterexistiert“, tönte der Chef und Gründer des Solarunternehmens Ende November 2017 in einem Interview. „Ich freue mich, dessen Geschäftsführer zu sein“. Asbeck schien wieder auf der Sonnenseite zu stehen, die Pleite seines Solarkonzerns nur ein paar Monate zuvor schien fast vergessen. Schließlich hatte Asbeck gemeinsam mit Partnern aus Katar die lukrativsten Unternehmensteile aus der Insolvenzmasse gekauft, um mit der neuen, schuldenfreien Solarworld Industries neu durchzustarten.

Allein, aus dem Comeback des Sonnenkönigs wird nichts. Nur vier Monate nach Asbecks Antrittsinterview steht sein Unternehmen wieder vor dem Aus. Asbeck hat am Dienstag beim Amtsgericht Bonn einen Insolvenzantrag gestellt. Statt des umstrittenen Sonnenkönigs führt nun der Kölner Jurist Christoph Niering als vorläufiger Insolvenzverwalter das Kommando. Bei einer Betriebsversammlung in Bonn stellte sich der Sanierungsexperte am Mittwochmorgen den Beschäftigten vor.

Niering muss nun zunächst entscheiden, ob die Produktion vorläufig weiterläuft. Dafür ist aber eine positive Perspektive für die Fortführung des Betriebs erforderlich. Aktuell schreibt Solarworld Verluste. Hinzu kommt, dass viele Werte im Unternehmen dem Zugriff der so genannten Sicherungsgläubiger unterliegen, heißt es in der Branche. Sie können vom Verwalter nicht frei verwertet oder genutzt werden. Das soll schon im ersten Verfahren für erheblichen Unmut und Verhandlungsaufwand seitens der Insolvenzverwaltung gesorgt haben. Nun muss sich Niering daran machen, die Sicherheiten freizuschaufeln.

Der Namenspartner der Kölner Kanzlei Niering Stock Tömp hat reichlich Erfahrung mit Unternehmenshavarien. Seit mehr als 20 Jahren ist er als Insolvenzverwalter tätig und hat mehr als 2000 Verfahren betreut. Im Insolvenzverwalterranking der WirtschaftsWoche auf Basis von Auswertungen des Karlsruher Datenspezialisten STP Portal rangieren Niering und seine Kanzlei regelmäßig auf den vorderen Rängen. Zuletzt war er etwa beim Sportverein Alemannia Aachen im Einsatz, steuerte zuvor die Immobilienkonzerne CBB Holding und Vivacon durch die Insolvenz. Und nun also Solarworld II.

Die Zentrale der Solarworld Industries ist in Bonn, das Unternehmen betreibt aber Produktionsstandorte für Solarzellen und -module im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt. Die Standorte waren im Zuge der ersten Solarworld-Pleite vom damaligen Insolvenzverwalter Horst Piepenburg an Asbeck verkauft worden. Dadurch sollten 475 der 1800 Arbeitsplätze gerettet werden, hieß es damals.
Asbeck konnte bei dem Deal auf die Unterstützung der Qatar Foundation bauen, die zuvor Großaktionär und einer der größten Gläubiger von Solarworld war und knapp die Hälfte der Anteile der neuen Solarworld übernahm. Die Araber wollten mit dem Schritt eigentlich ihr Engagement in der deutschen Solarbranche absichern. Umso erstaunlicher wirkt nun, dass Katar nach nur wenigen Monaten de facto die Reißleine zieht und kein weiteres Geld zur Verfügung stellt.

Offiziell erklärt ein Solarworld-Sprecher den Insolvenzantrag damit, dass die Preise am Markt für Solarzellen und -module weiter gesunken seien und die EU-Kommission Schutzzölle gegen chinesische Billigimporte auslaufen lassen wolle. Doch diese Entwicklung zeichnete sich bereits ab, bevor Asbeck und Katar ihr Experiment starteten.

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