Alternativantrieb Bahn will mit „Öko-Diesel“ nach Sylt

Fahren mit Strom ist auf vielen Strecken keine Alternative zum Diesel – es fehlt eine Leitung. Nun bekommen die Loks etwas anderes in den Tank.

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2050 will die Bahn insgesamt klimaneutral arbeiten. Quelle: Imago

Die Deutsche Bahn will den Dieselverbrauch ihrer Züge senken und experimentiert mit alternativen Kraftstoffen. Von Oktober an soll sogenannter Öko-Diesel beim Sylt-Shuttle zum Einsatz kommen, der neben Fahrgästen auch Autos auf die Nordsee-Insel bringt. Wie das Unternehmen am Sonntag ankündigte, will es in den nächsten Wochen einen Alternativkraftstoff auch im Regionalverkehr in Baden-Württemberg nutzen. „Die Bahn wird nur dann klimaneutral, wenn wir dem Diesel ade sagen“, sagte Technik-Vorstand Sabina Jeschke.

Die Testzüge tanken Kraftstoffe, die ganz oder teilweise aus Rest- und Abfallstoffen bestehen, etwa aus altem Speiseöl. Das spart Kohlendioxid bei der Produktion des Kraftstoffs ein, weil die Reststoffe nicht mehr eigens hergestellt werden müssen. Die Motoren von Versuchszügen liefen damit störungsfrei, hieß es bei der Bahn.

Aus Sicht des Umweltbundesamts müssen aber mehrere Bedingungen erfüllt sein, damit solche Kraftstoffe den Treibhausgasausstoß wirklich senken. Es müssen genug Reststoffe verfügbar sein und es muss sicher sein, dass sich damit nicht an anderer Stelle mehr Klimagase vermeiden lassen. Man sollte die Alternativkraftstoffe demnach aber auch nur nutzen, wenn auf der Strecke kein Ökostrom verfügbar ist.

Das ist das Problem, das die Bahn auf vielen Strecken hat: 39 Prozent des Netzes sind nicht elektrifiziert, es gibt dort weder Oberleitungen noch Stromschienen - so wie auf dem Hindenburg-Damm zwischen dem Festland und Sylt. Insgesamt sind 13.000 Kilometer ohne Strom. Für solche Abschnitte testet die Bahn auch Hybrid-Loks mit Diesel und Batterie. Es soll auch reine Batteriezüge und solche mit Wasserstoffantrieb geben.

2050 will die Bahn insgesamt klimaneutral arbeiten, bis dahin muss sie sich auch von fossilen Kraftstoffen verabschieden. „Das ist bei einem Verbrauch von jährlich mehr als 250 Millionen Litern Diesel eine Herausforderung“, sagte Jeschke. Der Verkehrssektor und die Industrie müssten Forschung und Entwicklung massiv vorantreiben. Es fehlen demnach auch noch optimale rechtliche Rahmenbedingungen.

Parallel elektrifiziert die Bahn weitere Strecken, doch das ging in den vergangenen Jahren nur sehr langsam voran. Im vergangenen Jahr erhielten gerade mal 60 Kilometer Bestandstrecken einen Stromanschluss. Und auch mit Strom sind die Züge nicht sauber unterwegs. Der Ökostrom-Anteil im Bahnstrom liegt bei 60 Prozent. Für 2038 werden 100 Prozent angestrebt.

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