Beiersdorf-Tochter Tesa sieht sich als Plagiat-Opfer in China

Das Auto-Geschäft wird für Tesa immer wichtiger. Jetzt ging in China ein wichtiger Auftrag verloren – der Firmenchef wittert Plagiate.

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Die Klebeband-Tochter des Dax-Konzerns Beiersdorf ist ein wichtiger Zulieferer für die weltweite Automobil-Industrie. Quelle: dpa

Hamburg Tesa-Chef Robert Gereke warnt vor wachsender Konkurrenz für deutsche Autozulieferer aus China. Die Beiersdorf-Tochter habe im vergangenen Jahr einen wichtigen Großauftrag eines Autoherstellers in China verloren, weil ein lokaler Hersteller plötzlich mit einem ähnlichen Produkt auf dem Markt sei, sagte der Manager am Donnerstag bei der Vorlage der Jahreszahlen. Er vermutete, der Hersteller verletzte damit Patente von Tesa. Einen Beleg blieb er jedoch schuldig.

Die Klebeband-Tochter des Dax-Konzerns Beiersdorf ist ein wichtiger Zulieferer für die weltweite Automobilindustrie. Immer mehr Teile an Karosserie, Innenleben und Autoelektronik werden geklebt. Neben der Elektronik-Branche rund um Handys sind die Autobauer daher wichtige Kunden für den Hersteller mit zuletzt 1,26 Milliarden Euro Jahresumsatz.

Im konkreten Fall geht es um ein Klebeband, mit dem Autohersteller Kabelstränge umwickeln. Bislang gebe es neben Tesa weltweit nur einen weiteren Hersteller – ebenfalls aus Deutschland – der das fragliche Produkt herstellen könne. „Wenn das plötzlich auch ein chinesischer Hersteller anbieten kann, ist etwas schief“, mutmaßte Gereke.

Allerdings müsse sich Tesa das Konkurrenzprodukt erst beschaffen, um es analysieren zu können. Das sei nicht problemlos möglich, da der Konkurrent nicht direkt an Tesa verkaufe.

Gereke warnte, der Fall zeige auch, dass die chinesische Wirtschaft zunehmend versuche, westliche Zulieferer aus ihren Lieferketten herauszudrängen. In einem nächsten Schritt könnten die chinesischen Zulieferer auch verstärkt in Europa und Nordamerika um Industriekunden werben. Darauf müsse sich die Branche einstellen.

Dabei kämen Patentproblemen neue Bedeutung zu, sagte Gereke. Tesa übersetze Patentanträge inzwischen häufiger ins Chinesische, um Entwicklungen auch mit einem lokalen Patent abzusichern. Allerdings sei das Patentrecht in dem Land nicht „auf internationalem Niveau“, klagte er.

Es bleibe zudem für Tesa schwierig, Patentanmeldungen von Konkurrenten in China auszuwerten. Der Hersteller entwickelt und produziert zu einem Großteil in Europa. Für die meisten Mitarbeiter sind also Patente in chinesischer Sprache unverständlich.

Die chinesische Wirtschaft gewinnt deutlich an Innovationskraft. Im vergangenen Jahr war der Telekommunikationskonzern Huawei weltweit vor Siemens das Unternehmen mit den meisten Patentanmeldungen. Die chinesische Politik verspricht zudem, den Schutz geistigen Eigentums zu verbessern

Der verlorene Großauftrag für Tesa spiegelt sich in den Gesamtzahlen der eigenständigen Beiersdorf-Tochter jedoch nur wenig wider. So blieb das Wachstum im Automobilbereich in Asien mit einem Plus von sieben Prozent hinter den westlichen Märkten zurück, wo Tesa als Automobilzulieferer um 17 Prozent zulegte.

Über die gesamte Tesa-Palette war das Jahr 2017 wachstumsstark. Der Umsatz legte um 10,6 Prozent zu, der operative Gewinn ohne Sondereffekte stieg sogar um 11,6 Prozent auf 206 Millionen Euro. Im Gesamtkonzern wächst Tesa somit doppelt so stark wie das deutlich größere Kosmetik-Geschäft um die Marke Nivea. Analysten lobten das Wachstum, wiesen aber darauf hin, dass das Management auch wegen Preisdruckes für 2018 eine etwas niedrigere operative Marge erwartet.

Tesa-Chef Gereke will die Stärke des Klebeband-Spezialisten für weitere Zukäufe vom mittelständischen Unternehmen nutzen. 2017 hatte er bereits den deutschen Hersteller „Nie wieder bohren“ mit 80 Mitarbeitern übernommen, der sich in Baumärkten als Anbieter von selbstklebenden Badezimmer-Artikeln etabliert hat. Anfang März des laufenden Jahres kaufte Tesa einen Geschäftsbereich des niederländischen Polymount-Konzerns, der spezielle Klebefolien für Druckereien herstellt.

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