Neben ihm sitzt hinter einem großen Bildschirm seine Frau Rocsana. Die Modedesignerin hat eine bayrische Trachtenkollektion kreiert. Seit in Nordrhein-Westfalen vielerorts kleine Oktoberfeste stattfinden, sind Lederhosen und Dirndl auch im Rheinland ein Renner. Für Deiters sind die Trachten zu einem wichtigen Umsatzbringer geworden. Doch das reicht ihm nicht.
Geht es nach Geiss, verkleiden sich die Deutschen das ganze Jahr. In seinen Katalog hat er einen Kalender mit Gelegenheiten gedruckt: Vom Frühlingsbeginn über Abitur, Tanz in den Mai, Mallorca-Opening und Mallorca-Closing bis zu Fußball-WM, Christopher Street Day und Weihnachten.
Um das amerikanische Gruselfest Halloween im Rheinland zu etablieren, veranstaltete Geiss in der Kölner Lanxessarena zwei gigantische Partys. Am Ende musste Deiters einen sechsstelligen Betrag drauflegen. Geiss betrachtet das als Werbekosten. „Von mir aus könnte es nach Karneval direkt in dem Tempo weitergehen“, sagt er zu seiner Frau. "Oje", entgegnet sie.
Geiss ist ungeduldig. Die neue Filiale in Bonn hat er binnen drei Wochen eröffnet. In Mönchengladbach lief es ähnlich. Über sich selbst sagt er: „Ich bin ein Macher.“ Seinen neuen Hauptsitz in Frechen bezeichnet er als „größtes Karnevalskaufhaus der Welt“.
Geiss und "Die Geissens"
Die Aussage würde auch zu Geiss' Cousin Robert passen, der in der RTL2-Serie "Die Geissens" sein Jetset-Leben inszeniert. Doch der Kostümhändler Geiss hält nichts von der TV-Show seines schillernden Verwandten. „Es ist schön, wenn es ihm gut geht, aber man muss das doch nicht so zur Schau stellen“, findet er. Deiters verkauft durch den Promi-Bonus auch nicht mehr Kostüme.
Die Väter von Herbert und Robert standen einst gemeinsam im Laden. Vor elf Jahren kaufte Herbert dem Onkel das Geschäft ab. Heute haben die Cousins kaum noch Kontakt. Nicht mal bei Herberts Hochzeit war Robert dabei. Während Robert Geiss vor der Kamera in T-Shirt und Sonnenbrille durch Monaco oder Las Vegas flaniert, klappert Herbert Geiss im Maßanzug seine Filialen in Düren oder Bergisch Gladbach ab. "Er macht sein Ding, ich meins."
Demnächst dürfte auch Herbert Geiss etwas weiter reisen. Denn der Kostümkönig aus dem Rheinland will die nächste Karnevalshochburg stürmen: Mainz. In spätestens zwei Jahren soll Deiters auch in Rheinhessen vertreten sein.
In der Leverkusener Filiale von Martina Höveler lassen sich die Expansionspläne des Chefs schon entdecken. Im Regal mit den Gesichts-Tatoos hängen, versteckt zwischen dutzenden Motiven aus Köln, die Mainzer Stadtwappen: 14 Stück für 1,50 Euro.