Der Espresso-König will an die Börse Was Segafredo-Chef Zanetti anders macht

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Kaffeegenuss: Ein Privileg der Wohlhabenden?

Den Sprung in die Weltliga des Kaffees hat Zanetti in dritter Familiengeneration geschafft. 1973, mit 25 Jahren, kaufte er den Röster Segafredo aus Bologna. Das Traditionsunternehmen war in Schwierigkeiten, aber gut etabliert im Geschäft mit der Gastronomie. Zanetti erkannte, dass das Geheimnis des Erfolgs weniger in der Kaffeeherstellung als im Kundenservice liegt. Er konzentrierte sich auf das Verhältnis zu den Profis, kümmerte sich um die Betreiber der Espressobars, kaufte weitere Röstereien und übernahm den Espressomaschinen-Hersteller La San Marco im Friaul.

Kaffeebarbetreiber

Dann griff Zanetti im Filterkaffee trinkenden Europa an. In Frankreich legte er sich den drittgrößten Produzenten Vaudour Danon zu. Seinem deutschen Geschäftspartner J.J. Darboven nahm er eine Rösterei in Salzburg ab. Gleichzeitig baute er eine Café-Kette auf, um die Marke Segafredo im Ausland populär zu machen. Der Startschuss fiel 1985 im französischen Rouen. Deutschland hat heute 90 Filialen.

In seiner Botschaft an neue Aktionäre zielt Zanetti vor allem auf die unterentwickelten Märkte. „In armen Ländern ist der Kaffeekonsum niedrig. Je stärker sie wachsen und je reicher sie werden, desto erstrebenswerter wird das Kaffeetrinken für die Bürger“, sagt er. Das Vordringen der Kaffeekultur sorgte im vergangenen Jahrzehnt für einen Anstieg des globalen Konsums von 90 Millionen auf 142 Millionen Säcke Kaffee.

Verpasste Chance

Die Zukunft des Geschäfts sieht Zanetti in Teeländern wie Russland, Japan, Indien und China. Im Internet-Fernsehen im Reich der Mitte liefen gerade 15 Folgen der Seifenoper „Funny Coffee“ an, die in einem Segafredo-Café spielen. Die Schleichwerbung funktioniert. 41 Millionen Zuschauer hätten die ersten Episoden gesehen, berichtet Generaldirektor Héritier.

Zanetti ist Globalisierungsgewinner. Gleichwohl verpasste er vor gut 25 Jahren eine große Chance. Damals ließ sich ein gewisser Howard Schultz von ihm durch die Segafredo-Rösterei bei Bologna führen. Den Amerikaner faszinierte die italienische Barkultur, er kannte auch das Segafredo-Café in Rouen. Nach seiner Rückkehr aus Italien gründete er die Kaffeekette Starbucks, die heute mehr als 20.000 Filialen hat. Ärgert Zanetti das?

„Die Größe ist allein eine Frage des Geldes“, sagt er. „Starbucks Erfolg liegt in der Börse begründet.“ Zanetti selbst zieht es an die Börse, um das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. Denn der Veneto, Zanettis Heimat, leidet besonders stark unter verpatzten Generationswechseln und ruinösen Familienfehden. „Ich will klare Verhältnisse für die vierte Generation schaffen.“ Die beiden Kinder Laura und Matteo sind bereits im Unternehmen tätig. Zanetti schickt sich an, 35 Prozent der Aktien abzugeben und über eine Kapitalerhöhung 150 Millionen Euro in die Konzernkasse zu holen.

Damit schafft er Raum für Wachstumsfantasien. „Ich schaue nach Afrika“, sagt Zanetti. Öffneten sich die Länder dort, gebe es einen ganzen Kontinent zu erobern.

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