Die Veräußerung des Oetker-Pakets von 25,81 Prozent der Douglas-Anteile an Advent stehe fest, berichtete das Blatt am Freitag. Oetker-Finanzchef Ernst Schröder hatte zuletzt nur gesagt, der Konzern wolle bei seinem Douglas-Anteil abwarten, wie sich die Dinge bei dem Handelskonzern entwickeln. Der Oetker-Konzern kämpft mit Problemen bei seiner Reederei Hamburg Süd, der größten deutschen Reederei in Privatbesitz.
Derweil dauern die Gespräche über eine Übernahme des Handelskonzerns Douglas durch einen Finanzinvestor an. Ob sie zu einem Ergebnis führen, ist aber noch offen, wie das Unternehmen ebenfalls am Freitag mitteilte. Douglas-Aktien legten kurzzeitig deutlich zu. Das Duftimperium bestätige, dass "Gespräche zwischen der Gesellschaft, Vertretern verschiedener wesentlich beteiligter Aktionäre und einem Finanzinvestor geführt würden." Dies sei auch Thema bei der Sitzung des Aufsichtsrats am Mittwoch gewesen. "Ob es tatsächlich zu einer Transaktion kommt, ist aber nach wie vor unklar", betonte Douglas erneut.
Der Finanzinvestor Advent pokert Finanzkreisen zufolge seit Monaten um eine Übernahme des Handelskonzerns mit seinen Parfümerien, Schmuckläden und Buchhandlungen. Es gebe noch keine Einigung Advents mit den Anteilseignern, hatten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Freitag Reuters gesagt. Bei der Aufsichtsratssitzung des Handelskonzerns am Mittwoch hatte sich Finanzkreisen zufolge noch kein Durchbruch abgezeichnet.
Poker um Übernahme
Der Finanzinvestor Advent pokert seit Monaten um eine Übernahme des Handelskonzerns mit seinen Parfümerien, Schmuckläden und Buchhandlungen. Die Oetker-Anteile allein würden dem Finanzinvestor aber nicht reichen, um seine Pläne umzusetzen: Advent wolle sich die Mehrheit an Douglas sichern, eine Übernahme aber nicht gegen die Douglas-Gründerfamilie Kreke durchsetzen, hatten Insider immer wieder betont. Es gebe noch keine Einigung Advents mit den Anteilseignern, sagte eine weitere mit dem Vorgang vertraute Person am Freitag. Bei einer Aufsichtsratssitzung des Handelskonzerns am Mittwoch hatte sich Finanzkreisen zufolge ebenfalls kein Durchbruch abgezeichnet.
Die Krekes kontrollieren nur knapp 13 Prozent der Anteile. Weitere Pakete liegen beim Drogerieunternehmer Erwin Müller sowie bei der Schweizer Bank Sarasin.
Die Familie Kreke
Der Patron hielt ein paar goldene Worte parat. „Du bist jetzt so weit“, ließ der damalige Douglas-Chef Jörn Kreke seinen Sohn Henning Ende des Jahres 2000 wissen, „und bekommst nun die große Chance, zu zeigen, was du kannst.“ Der damals 36-jährige Filius sollte wenig später den Vorstandsvorsitz des Handelsimperiums im westfälischen Hagen übernehmen. „Das Einzige, was dir noch fehlt“, sagte der Senior, „ist eine kritische Situation, wo es mal so richtig gegen dich läuft, wo du kämpfen und strampeln musst.“
Heute, zwölf Jahre später, ist die Situation da. Henning Kreke erlebt seine Feuertaufe: Der US-Finanzinvestor Advent greift nach der Macht in Hagen und verhandelt mit den Großaktionären des Edelkrämers – der Oetker-Gruppe und dem schwäbischen Drogerieunternehmer Erwin Müller – über die Übernahme ihrer Aktienpakete.
Der Ausgang ist ungewiss, der Frontverlauf unübersichtlich. Je nach Interpretation der Beteiligten agiert Advent in Absprache oder gegen den Widerstand der Krekes. Je nach Aussage soll der Konzern filetiert oder aber nur die taumelnde Buchhandelstochter Thalia saniert werden. Für den Handelsclan entscheidet sich in den nächsten Wochen, ob er auch künftig die Douglas-Holding dominieren wird. Bereits am Mittwoch erhoffen sich die Aufsichtsräte Aufklärung über die Avancen von Advent. Am 14. und 21. September laufen zudem Optionsrechte aus, über die Müller seinen Anteil aufstocken könnte.
Der Handlungsdruck steigt nicht nur im Konzern. Auch private Investments laufen aus dem Ruder. Ende August hat nach Informationen der WirtschaftsWoche der Kreke-Ableger Lobelia Verwaltung Insolvenz angemeldet. Schon 2011 war eine Beteiligung der Familie in die Pleite gerutscht. Und jetzt auch noch Oetker.
Kein Protz, wenig Prunk
„Dr. Jörn Kreke – bitte schellen“ steht am Klingelschild. Eine schmale Straße, gesäumt von Ahornbäumen, führt hinauf zum Anwesen des Douglas-Patriarchen. Ein Zaun versperrt die Zufahrt. Doch auf einem Luftbild lassen sich die Ausmaße des abgeschotteten Areals am Stadtrand von Hagen erahnen. Die Gegend ist kein typisches Reichen-Idyll. Triste Mehrfamilienhäuser wechseln sich mit schmuckeren Eigenheimen ab. Die Gaststätte in der Nachbarschaft tischt „200 verschiedene Gerichte“ der internationalen Küche und „Steaks aus aller Welt“ auf. Krekes Tochter Nathalie wohnt mit ihrem Mann neben dem Anwesen der Eltern in einem unauffälligen Bau samt Rosen vor der Einfahrt. Henning Kreke lebt ebenfalls in Hagen.
Kein Protz, wenig Prunk – das gilt vor allem für Jörn Kreke. Er spielte im Hagener Tennisclub Rot-Weiß, feilt nun beim Seniorengolf am Handicap (22). Auch die Politik gehört zu seinen Hobbys. Ende der Sechzigerjahre war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes in Hagen. 1999 spendierte er der örtlichen Fernuni einen Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement. „Sie leben sehr zurückgezogen“, sagt ein Ratsmitglied der Stadt über die Familie. „Wenn ich es nicht wüsste, würde ich nicht merken, dass sie hier wohnen.“ Umso präsenter sind die Krekes im Konzern – zumindest bisher.
Familienbetrieb statt Handelskonzern
Zwar kontrolliert die Familie nach offiziellen Angaben lediglich 12,73 Prozent der Douglas-Anteile. Noch wenige Wochen gebietet die Oetker-Gruppe mit 25,8 Prozent über doppelt so viele Stimmrechte. Dennoch wirkt das Parfüm- (Douglas), Buch- (Thalia) und Schmuckkonglomerat (Christ) eher wie ein mittelständischer Familienbetrieb als wie ein börsennotierter Handelskonzern, der zuletzt knapp 3,4 Milliarden Euro umsetzte.
Henning Kreke dirigiert die Holding, sein Vater überwacht als Chefaufseher die Geschäfte des Filius – mittlerweile gemeinsam mit Schwiegersohn Michael Hinderer, der ebenfalls im Douglas-Kontrollgremium sitzt. Hinderer wiederum, im Hauptberuf Investmentbanker und wichtiger Akteur in der Private-Equity-Szene, soll die Krekes auch strategisch beraten und eine entscheidende Rolle bei den jüngsten Investorengesprächen gespielt haben.
Das einst sorgsam austarierte Machtgefüge erweist sich als fragil, seit der Ulmer Drogerieunternehmer Müller Ende 2009 damit begann, Douglas-Aktien aufzukaufen und über Optionsrechte inzwischen Zugriff auf eine Sperrminorität von gut 25 Prozent hat. Das Manöver des Drogisten galt intern als ärgerlich, aber beherrschbar, solange der Oetker-Konzern, der seit einem Handschlag der Unternehmensgranden in den späten Sechzigerjahren bei Douglas engagiert ist, treu zu den Krekes stand. „Zwischen Oetker und Kreke passt kein Müller“, befand der Douglas-Chef.
Thalia schwächelt
Beim Blick auf die Entwicklung der Buchhandelstochter Thalia wuchsen am Sitz der Puddingdynastie in Bielefeld aber wohl doch Zweifel am westfälischen Bündnis. Thalia kämpft mit der Abwanderung der Kunden zu Online-Händlern wie Amazon. Die Umsätze sinken, Douglas musste bereits knapp 130 Millionen Euro auf Thalia abschreiben. Die Sanierung dürfte Jahre dauern und kostspielig werden.
Henning Kreke ging in die Offensive. Im Frühjahr verkündete der Douglas-Chef, er wolle einen Finanzinvestor an Bord holen, einen „Weggefährten auf Zeit“, um Douglas von der Börse zu nehmen und Thalia in Ruhe neu auszurichten. Die Reaktion fiel verhalten aus. Finanzkreisen zufolge winkten die Finanzinvestoren Apax, BC Partners und Permira ab. Vor allem Müller schien ihnen unberechenbar.
Lediglich die Advent-Truppe sieht offenbar Potenzial. Dem Vernehmen nach streben die Beteiligungsspezialisten eine deutliche Mehrheit bei Douglas an. Sollten sie zum Zuge kommen, dürften sie zwar in Absprache mit den Krekes agieren, könnten ihren Einfluss auf Dauer deutlich offensiver vertreten als die bisherigen Ankeraktionäre: Aufsichtsratsposten beanspruchen, die Konzernstruktur bestimmen und auch Randgeschäfte der Krekes stören.
Trotz der Börsenpräsenz scheint es in der Holding familiär zuzugehen. Jörn Krekes Bruder betreibt die Augsburger Kosmetikfirma Village Cosmetics mit Marken wie Nesti Dante oder Burt’s Bees. Des Bruders Seifen, Vitamincremes und Honigbalsams finden sich auch in den Douglas-Regalen. Gemeinsam sind Konzern und Familie an Immobiliengesellschaften beteiligt. Auf 7,9 Millionen Euro belief sich zuletzt das Geschäftsvolumen des Douglas-Konzerns mit „nahestehenden Unternehmen und Personen“, heißt es in der Bilanz. Interessenskonflikte sieht die Familie nicht.
Sammelwut des Seniors
Auch fern des Konzerns ist der Clan aktiv. Als eines der zentralen Investitionsvehikel dient die Jörn Kreke Holding. An der sind Kinder und Enkel zwar beteiligt, doch das Kommando führt der Senior, den offenbar die unternehmerische Sammelleidenschaft gepackt hat. So ist die Kreke-Holding am Walzanlagenspezialisten BTU Bridle aus Wetter an der Ruhr ebenso beteiligt wie an der Hamburger Kalo-Gruppe, deren Töchter sich um die Energieversorgung von Wohnblocks kümmern, Energiekosten abrechnen und offene Forderungen mit einer angeschlossenen Inkassotruppe eintreiben. Der Wuppertaler Logistik- und Industrieverpackungskonzern Axxum, bei dem die Krekes engagiert sind, ist auf das Verpacken von Stahl spezialisiert. Nebenher zählen etliche Immobilien in Hagen, aber auch in Nordamerika zur Habe der Familie.
Das Gros der Beteiligungen sei „kerngesund“, berichtet ein Vertrauter der Familie. Zuletzt versenkte der Clan aber reichlich Geld. Am 21. August meldete die Lobelia Verwaltungs GmbH, die sich laut Handelsregister um die „Verwaltung und Anlage von Vermögen“ kümmert, Insolvenz an. Mit einer Stammeinlage von rund 1,35 Millionen Euro ist die Kreke-Holding alleiniger Gesellschafter. Den Betrag muss die Familie nun wohl abschreiben. Pikant: Bevor die Geschäftsführung Ende 2011 an einen Kölner Rechtsanwalt übergeben wurde, war Jörn Krekes Schwiegersohn Torsten Thau, im Hauptberuf Immobilienmakler, der Geschäftsführer. Es seien lange Zeit hohe Beträge nachgeschossen worden, heißt es im Umfeld der Familie, „aber irgendwann ist Schluss“.
Schon vor einem Jahr hatte die Pleite einer Kreke-Beteiligung für Schlagzeilen gesorgt. Damals war die Factoringfirma Adi, die Forderungen von Zahnärzten und Laboren kaufte, zahlungsunfähig geworden. Eine Adi-Tochter betrieb auch das Forderungsmanagement für Bestatter und wurde an ein Finanzunternehmen der rheinischen Werhahn-Gruppe verkauft.
Risikofreudig und Schmerzfrei
Andere Unternehmer hätten wohl weiter Geld in die havarierten Unternehmen gepumpt, um die Pleite abzuwenden und die Firmen lieber still und leise abzuwickeln – nicht so Kreke. Vater wie Sohn seien ebenso „risikofreudig wie schmerzfrei“, sagt ein früherer Manager von Douglas, der beide erlebt hat. Auf den ersten Blick wirkt das Duo recht unterschiedlich. Hier der 72-jährige gestandene Vollblutunternehmer. Dort sein Sohn, der nach dem Abitur in Salem und Wehrdienst bei den Fallschirmjägern auf die University of Texas ging, wo er seine spätere Frau Jane kennenlernte. Inzwischen müht er sich, eingehüllt in edlen Duft und mit zurückgegeltem Haar, nach Kräften, das Douglas-Image als Lifestyle-Konzern auch nach außen zu verkörpern. Doch nicht nur die Begeisterung für Amerika teilen Vater und Sohn. Würden die Krekes einen Vorteil sehen, „spielt Emotionalität keine Rolle“, sagt der ehemalige Douglas-Mann.
Tatsächlich hat sich die Holding unter der Führung der Krekes mehrfach gehäutet. Bis 1989 hieß der Konzern Hussel, das Lebensmittelgeschäft war lange Zeit für den größten Teil der Umsätze verantwortlich. Doch durch Zukäufe gelang der Einstieg ins Parfümeriegeschäft, die Marke Douglas rollte den zersplitterten Markt auf. Nach ähnlichem Muster vollzogen sich der Aufbau des Schmuckhandels und später die Eroberung des Buchmarktes. Die Krekes kauften kleine, oft regionale Ketten, lernten das Geschäft und mischten die Branche auf. Scheiterten die Pläne, hielt sich der Trennungsschmerz in Grenzen.
Mal versuchte das Management im Drogeriegeschäft Fuß zu fassen, mal ins Geschäft mit italienischen Bad-Accessoires einzusteigen. Die Holding verkaufte Schuhe und Sportartikel, investierte in einen Versandhandel für Schmuck und beendete die Experimente schließlich wieder.
Kämpferisch und selbstbewusst
Steht nun ein weiterer Kehraus im Hagener Gemischtwarenladen an? Längst zirkulieren Zerschlagungsgerüchte, denen zufolge neben Thalia auch der Modehändler AppelrathCüpper und die Confiseriekette Hussel zur Disposition stehen.
In einem Brief an die Douglas-Mitarbeiter versicherten die Krekes hingegen „unverändert voll und ganz hinter der Douglas-Gruppe“ zu stehen. Auch ein Aufsichtsrat sieht derzeit keine Indizien, für einen groß angelegten Umbau. Die Krekes blieben „kämpferisch und selbstbewusst wie eh und je“ und wollten Thalia aus eigener Kraft drehen. Selbst wenn es zum Einstieg eines Finanzinvestors käme, sei damit noch nichts über die künftige Machtverteilung gesagt, glaubt der Aufsichtsrat.
Liebe zu Süsswaren
Die Rolle der Krekes bei Douglas hängt ohnehin nicht nur von Müller, Oetker und Advent ab. Der verzweigte Familienstamm Eklöh soll insgesamt über 15 Prozent der Douglas-Aktien gebieten. Da die Stimmrechte sich auf zahlreiche Familienangehörige verteilen und nicht gebündelt sind, muss der Besitz nicht veröffentlicht werden. Wie die Krekes sind die Eklöhs Nachfahren des Unternehmensgründers und Patchwork-Familienvaters Herbert Eklöh, Jörn Kreke trägt den Nachnamen seiner Mutter. Über das Verhältnis zwischen den Familien kann nur spekuliert werden.
Zumindest eine Anekdote, die Jörn Kreke dem Publizisten Hugo Müller-Vogg in dessen 2010 erschienenem Interviewbuch „Die Douglas-Story“ anvertraute, dürfte aber auf wenig Begeisterung bei den Eklöhs gestoßen sein. Demnach hatte Krekes Vater Herbert Eklöh senior im Frühjahr 1969 eigentlich seinen Adoptivsohn Herbert Eklöh junior zum Nachfolger erkoren. „Ich war schockiert“, ließ sich Kreke in dem Buch zitieren. „Herbert Eklöh junior konnte es nicht, und alle wussten das.“ Kreke kündigte damals prompt seinen Rückzug aus dem Unternehmen an, Eklöh junior verzichtete daraufhin auf den Chefsessel, und Kreke übernahm den Posten. Zwar ist das Gerangel schon Jahrzehnte her, für die Eklöh-Fraktion bleiben die Aussagen indes wenig schmeichelhaft. Auch die Bemerkung Krekes, dass man Sven Eklöh, Chef der Douglas-Süßwarentochter Hussel, „die Liebe zu Süßwaren schon von Weitem ansehen kann“, soll nicht überall für Freude gesorgt haben.
Im Buch enthüllt der Douglas-Veteran auch seine eigene Exit-Strategie für den Fall der Fälle. „Wenn Großaktionäre das Sagen hätten, die uns ins Schuldenmachen treiben würden oder kein Verständnis für unsere Firmenkultur hätten“, so Jörn Kreke, „dann würde ich mich verabschieden und sagen: Macht es alleine.“
Mit Material von Reuters