Am deutlichsten wird der Einfluss der Alleinlebenden beim Blick ins Supermarktregal. Neben der 800-Gramm-Dose mit Ravioli steht mittlerweile eine halb so große. „1 Portion“ steht in großen Buchstaben darauf. Im gleichen Fach wie die Toastbrotpackung mit 20 Scheiben liegt eine mit zehn. Produkte wie Speckwürfel und Miniwürstchen gibt es innerhalb einer Großpackung voneinander getrennt und portioniert. Käsescheiben kommen einzeln eingeschweißt.
Lebensmittelindustrie und -handel haben sich gut auf den neuen Kundentyp eingestellt, versuchen die klassischen Produkte in eine andere Verpackung zu bringen – das senkt zumindest den Müllanteil und verhindert, dass Reste schlecht werden.
Single-Einkauf ist teuer
Ihren Dienst am Single-Kunden lassen sich die Hersteller gut bezahlen. Stichprobentests haben wiederholt gezeigt, dass die Minipackungen am Ende deutlich teurer ausfallen.
Kleines Rechen-Beispiel: Wenn 500 Gramm Toast 1,29 Euro kosten, macht das einen Grundpreis von 26 Cent je 100 Gramm. Die 250-Gramm-Packung für 99 Cent kommt auf einen Grundpreis von 40 Cent.
Materialkosten, Arbeits- und Transportkosten seien genauso hoch, argumentieren Industrie und Handel. Ein paar Ravioli mehr oder weniger fallen eben nicht groß ins Gewicht. Dabei können die Händler froh sein, wenn die Alleinlebenden überhaupt noch kommen.
Die Zahl der Speisen, die Zuhause gegessen werden, nimmt kontinuierlich ab. Frühstück, Mittag- und Abendessen verlieren an Bedeutung. Gegessen wird stattdessen in aller Eile oder unterwegs. „Snacking-Trend“ nennen das etwa die Experten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK).
Treibende Kraft dabei sind auch die Alleinlebenden. Faustregel: Wer alleine wohnt, hat weniger Lust, sich an den Herd zu stellen. Wer kocht schon ein Drei-Gänge-Menü mit dutzenden Zutaten, um es dann alleine vor dem Fernseher zu essen?
Bio-Speisen für die Mikrowelle
Auch auf diese Bewegung reagiert die Industrie. Der Anteil an Convenience-Food und Ready-to-eat-Produkten wächst ständig. Zur klassischen Tiefkühl-Pizza haben sich längst Mikrowellen-Burger und -Currywurst gesellt. Seit das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung wächst, nimmt auch die Anzahl der verzehrfertigen Salate und mikrowellentauglichen Bio-Speisen zu.
Der Wandel im Lebensmittelhandel macht nicht bei der Produktgröße und -art halt. Auch der Einkaufsort sei entscheidend, glaubt Konsumforscherin Reitmeier.
„Kleine, zentrale Supermärkte und selbst Tante-Emma-Läden werden deshalb in Zukunft stärker gefragt sein“, sagt Reitmeier. Tatsächlich haben die abseits gelegenen SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte bereits jetzt mit Problemen zu kämpfen. Sie verlieren Kunden und der Großeinkauf für die fünfköpfige Familie an Bedeutung.