Drogeriemärkte Edekas Kampfansage an dm und Rossmann

Gemeinsam mit der Hamburger Kette Budni will Edeka einen neuen Champion im Drogeriemarkt aufbauen. Selbstbewusst macht Edeka-Chef Markus Mosa Tempo. Doch eine wichtige Hürde muss er noch nehmen.

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Der Edeka-Chef will jetzt eine große Drogeriemarktkette aufbauen. Quelle: dpa

Markus Mosa gibt sich kämpferisch. „Mindestens 50 neue Drogeriemärkte pro Jahr könnten wir eröffnen“, sagt der Edeka-Chef selbstbewusst. Zusammen mit dem „Local Hero“ Budnikowsky, wie Mosa seinen neuen Partner nennt, will er die Marktgrößen dm und Rossmann angreifen.

Vergangene Woche hat Edeka die neue Partnerschaft mit der regionalen Drogeriemarktkette Budni beim Bundeskartellamt angemeldet. Der Plan: Budnikowsky soll „auseinandergeschnitten“ werden, so Mosa. Nur der Betrieb der rund 180 bestehenden Filialen soll bei der bisherigen Eigentümerfamilie Wöhlke bleiben. Lager, Logistik, Einkauf und die gesamte Verwaltung sollen in ein Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden, an dem Edeka zunächst 25 Prozent hält. Doch der Händler hat die Option, seinen Anteil auf 100 Prozent aufzustocken – und Mosa macht keinen Hehl daraus, dass er das auch tun will.

Denn sein Ziel ist es, eine bundesweite Drogeriekette aufzubauen – entweder unter der Marke Budni, die bisher nur in Norddeutschland präsent ist, oder unter einem neuen Namen. Das ist noch nicht entschieden. Unter diesem Dach könnte die Familie Wöhlke weiter ihre bisherigen Läden betreiben und sogar ebenfalls noch expandieren – quasi wie ein selbstständiger Händler, der von Edeka beliefert wird.

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Was den Edeka-Chef wurmt: Während er im Lebensmittelhandel mit einem Marktanteil von 19,6 Prozent unangefochten Marktführer ist, spielt der bei den Drogerieartikeln mit einem Anteil von gerade mal 8,6 Prozent keine nennenswerte Rolle. „Die Fachmärkte haben uns mehr und mehr Sortimente abgenommen“, sagt er mit einem gewissen Neid auf die deutlich höheren Wachstumsraten im Drogeriemarkt.

Auch dm und Rossmann, die beiden Riesen im Drogeriemarkt wollten Budnikowski übernehmen. Rossmann liefert sich seit Jahren ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Konkurrenten dm. Bei der Zahl der Filialen liegt Rossmann knapp vorn. So betrieb dm zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres europaweit 3349 Läden, bei Rossmann waren es 3627. Beim Umsatz dagegen lag dm mit 9,7 Milliarden Euro deutlich vorn. Eine Folge der erbitterten Konkurrenz ist ein scharfer Preiskampf, der die Gewinnmargen in den vergangenen Jahren gedrückt hat.

Budni ist auf einen Partner angewiesen

In diesen Zweikampf grätscht nun Edeka. Bereits mit einer Wachstumsrate von 50 Filialen pro Jahr käme er fast auf das Expansionstempo von Rossmann, der in den vergangenen Jahren in Deutschland um 60 bis 70 Filialen jährlich zugelegt hat. Konkurrent dm ist etwas schneller gewachsen, mit im Schnitt 120 zusätzlichen Märkten. Doch bei beiden nimmt das Expansionstempo etwas ab. „Es ist manchmal schon Wahnsinn, wie groß die Drogeriemarktdichte heute schon ist”, sagte Rossmann-Chef Dirk Roßmann zuletzt.

Doch davon lässt sich Edeka-Chef Mosa nicht beirren. Die Familie Wöhlke konnte er damit überzeugen, dass er ihnen zumindest in einem Teil der Firma noch die Selbstständigkeit überlässt. In zwölf Monaten schon soll es losgehen mit der Expansion – wenn das Kartellamt mitspielt. Mitte Mai schon könnte es erste Klarheit geben. Denn dann müssen die Wettbewerbshüter bekanntgeben, ob sie das Gemeinschaftsunternehmen genehmigen oder sich eine vertiefte Prüffrist von drei Monaten gönnen.

Edeka und Budni kennen sich gut, bis 2011 hatten sie bereits eine Einkaufsgemeinschaft, die damals nach Streitigkeiten über Vertragsdetails gekündigt wurde. Jetzt wollen sie die neue Partnerschaft auf eine viel breitere Basis stellen. Da Budni zuletzt Verluste machte und dringend auf einen Partner angewiesen ist, konnte Edeka offenbar die Konditionen für die neuen Verträge diktieren.

Dabei soll nicht nur das größere Einkaufsvolumen für bessere Konditionen bei der Industrie sorgen. „Wir können von Budni sehr viel lernen, sie haben große Erfahrungen mit Drogerie-Sortimenten“, sagt Markus Mosa.

Die Expansion soll zunächst in Norddeutschland gestartet werden und damit die Logistikinfrastruktur von Budni nutzen. Doch damit dürfte noch lange nicht Schluss sein. Leisten kann sich Edeka das Abenteuer. Im vergangenen Jahr hat der Handelsverbund den Umsatz um 2,5 Prozent auf fast 50 Milliarden Euro gesteigert, der Gewinn stieg sogar um 24 Prozent. „Wir sind wieder stärker als der Markt gewachsen und haben Marktanteile gewonnen“, sagt Mosa. Diese Erfolgsgeschichte will er künftig auch im Drogeriemarkt fortschreiben.

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