Hallhuber-Mutter Gerry Weber kann Umsatzschwund nicht stoppen

Der Modekonzern Gerry Weber verliert weiter an Umsatz und macht weniger Gewinn. Auch die noch junge Tochter Hallhuber kann der Konzernmutter nur bedingt helfen. Doch an den Jahreszielen hält Chef Ralf Weber fest.

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„Das Marktumfeld ist anhaltend schwierig, aber wir haben rechtzeitig darauf reagiert“, sagte Chef Ralf Weber. Quelle: dpa

Es sind schwierige Zeiten für die deutsche Modebranche: Es kommen immer weniger Kunden in die Innenstädte. Es gibt immer mehr Rabattaktionen. Und außerdem greifen Billiganbieter wie die irische Kette Primark und neue Premium-Outlets wie Saks Off 5th die etablierten Modeunternehmen an.

Das bekommt auch Gerry Weber zu spüren. Sie kommen zu den hausgemachten Probleme hinzu. Im ersten Halbjahr, das am 30. April endete, hat das Unternehmen aus Halle/Westfalen 3,6 Prozent weniger verkauft als im vergleichbaren Zeitraum des vergangenen Jahres. Der Umsatz sank auf knapp 428 Millionen Euro. Auch der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging von 8,4 auf 6,0 Millionen Euro zurück. 

Vorstandschef Ralf Weber sieht sich dennoch auf einem guten Weg. „Das Marktumfeld ist anhaltend schwierig, aber wir haben rechtzeitig darauf reagiert“, kommentierte er die Halbjahreszahlen. Er sieht erste Erfolge auf der Kostenseite. Wenn er auch bereits im Februar dem Handelsblatt sagte, dass das von ihm im vergangenen Jahr gestartete Spar- und Effizienzprogramm „Fit4Growth“ erst im nächsten Geschäftsjahr zur vollen Kostensenkung von 20 bis 25 Millionen Euro führen werde.

Mit dem Programm will der Sohn des Firmengründers Gerhard Weber nicht nur die Kosten drücken, sondern auch die Abläufe im Unternehmen beschleunigen und das Vertriebsnetz ausdünnen. Sein Vater hat das Filialnetz in den Erfolgsjahren kräftig ausgedehnt. Als es für Gerry Weber nicht mehr gut lief, fiel auf, dass viele Filialen nicht profitabel sind. Der Junior musste deshalb bereits gut 100 von 662 eigenen Läden schließen. Außerdem kündigte er schon Anfang des Jahres an, dass „nach wie vor zirka 50 Stores auf einer Beobachtungsliste“ stehen.

Modernisieren muss Ralf Weber auch die Kollektion, damit er seine Kunden gegenüber erfolgreichen Textilketten wie Zara verteidigen kann. Er hat dazu im vergangenen Jahr die neue Kollektion „talkabout“ auf den Markt gebracht, die jüngere Kundinnen erreichen soll. Bis Ende dieses Jahres wollte er 120 bis 150 Shop-in-Shop-Läden bei Handelspartnern eröffnen. Bislang sind es jedoch erst 83. Er sei jedoch „optimistisch“, das Ziel noch zu erreichen, teilte Weber in einer Pressemitteilung mit. 

Die neue Kollektion alleine bringt bei Gerry Weber noch keine Trendwende. Dem Mittelständler muss es gelingen, auch seine übrigen Marken von Gerry Weber – über Samoon bis Taifun – zu verjüngen, damit ihm nicht die bisherigen Kundinnen weglaufen und er jüngere hinzugewinnen kann. Bei der Verjüngung des Modeunternehmens spielt Hallhuber eine wichtige Rolle.

Diese Kette hatte Ralf Weber vor zwei Jahren gekauft. Sie steuert schon mehr als ein Fünftel zum Gesamtumsatz bei. Das soll noch mehr werden, denn Weber will das Filialnetz von Hallhuber weiter ausbauen. Der Vorstandschef hält aber trotz der vielen Schwierigkeiten beim Umbau des Unternehmens und des insgesamt schrumpfenden deutschen Modemarktes an seiner Prognose für das gesamte Geschäftsjahr 2016/17 fest. Er rechnet damit, dass der Umsatz (Vorjahr: rund 901 Millionen Euro) um zwei bis vier Prozent sinkt.

Und er erwartet ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 60 bis 70 Millionen Euro (Vorjahr: rund 77 Millionen Euro). Um das zu erreichen gibt es für Weber in den nächsten Monaten noch viel zu tun. Denn im ersten Halbjahr schaffte er erst ein Ebitda von rund 29 Millionen Euro.

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