Hugo Boss Das große Aufräumen geht weiter

Mark Langer, der neue Vorstandschef von Hugo Boss, kommt bei der Sanierung des Modekonzerns voran. Doch Investoren müssen sich gedulden: Langer erwartet die Rückkehr zum Erfolgskurs frühestens im kommenden Jahr.

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Der Finanzchef leitet Hugo Boss seit vergangenem Mai. Quelle: dpa

Metzingen Mark Langer wollte sich auf eine genaue Prognose nicht festlegen. Aber der Vorstandschef ist überzeugt davon, dass „2018 wieder ein Jahr des nachhaltigen profitablen Wachstums für Hugo Boss wird“, wie er auf der Bilanzpressekonferenz in der Konzernzentrale in Metzingen sagte. Ob Deutschlands größter Herrenschneider dann wieder an die Renditen der Vergangenheit anknöpfen wird, ließ er offen.

Das laufende Jahr sieht er als Jahr der Stabilisierung, um den Umsatz- und Ergebnisrückgang zu stoppen. Er bezeichnet es aber auch als ein „Jahr der Implementierung“, weil er viele Schritte seiner neuen Strategie umsetzen will: sich von weiteren unprofitablen Filialen trennen, im US-Geschäft aufräumen, sich auf die Kernmarken „Boss“ und „Hugo“ konzentrieren und das Online-Geschäft ausbauen.

Langer rückte Mitte Mai vergangenen Jahres an die Vorstandsspitze. Sein Vorgänger Claus-Dieterich Lahrs musste im Februar abtreten, weil er die Gewinnprognose nicht einhalten konnte. Der langjährige Finanzvorstand Langer übernahm erst kommissarisch und dann im Mai offiziell zusätzlich zu seiner Funktion als Finanzvorstand den Chefposten.

Wann er seine Aufgaben im Finanzbereich an einen Nachfolger abgeben wird, ist derzeit noch offen. „Wir sind in fortgeschrittenen Gesprächen mit guten Kandidaten“, sagte Langer dem Handelsblatt. Es gebe interne und externe Kandidaten für den Posten des Finanzvorstands.

Bis er die Verstärkung für den Vorstand erhält, versucht er den Konzern fit zu machen, damit er wieder auf Erfolgskurs einschwenkt. Er räumte Fehler ein. „Unsere Markenstruktur ist zu komplex und für den Kunden unverständlich geworden“, sagte Langer. So gibt er viele Untermarken wie „Boss Green“ und „Orange“ auf und konzentriert sich auf die beiden Kernmarken – „Boss“ für die Business-Kunden und „Hugo“ für junge, preisbewusste Kunden. Der Einstiegspreis für einen Boss-Anzug soll mit der Kollektion Frühjahr/Sommer 2018 auf 595 Euro steigen und der für Hugo bei 395 Euro liegen.

Das es für Langer und seine beiden Kollegen Bernd Hake (Vertrieb) und Ingo Wilts (Design/Marke) noch viel zu tun gibt, zeigt der Blick auf das vergangene Jahr. Da ging der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen Ebitda um 17 Prozent auf 493 Millionen Euro zurück. Dass Langer am unteren Ende der Spanne von minus 17 bis 23 Prozent gelandet ist, gilt in der Modebranche, in der viele Unternehmen in die Insolvenz geschlittert sind, schon als kleiner Erfolg.


Harter Schnitt in den USA, Probleme in China

Langer war dabei bei seinem Sparprogramm erfolgreicher war als zunächst angenommen. Statt 50 Millionen Euro sparte er im vergangenen Jahr 65 Millionen Euro ein. Außerdem kürzte er noch Investitionen und konnte so noch einmal 35 Millionen Euro verbuchen.

Der Umsatz sank um vier Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Mit einem Minus von zwölf Prozent verlor Hugo Boss einen großen Teil des Geschäfts in den USA. Der Grund: Langer trennte sich dort von vielen Großhändlern, weil sie die Herrenanzüge aus Metzingen zu Tiefpreisen verramschten. Das hat die Marke und die Marge beschädigt.

Auch auf dem schwierigen Markt China verkaufte Boss währungsbereinigt sechs Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Aber das vierte Quartal 2016 lässt Langer hoffen. Da wuchs der Umsatz auf dem chinesischen Festland auf vergleichbarer Fläche um knapp 20 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte Langer 40 Stores in China geschlossen und die deutlich überhöhten Preise für Herrenanzüge deutlich gekürzt.

Darüber hinaus läuft es im wichtigen eigenen Onlinegeschäft als andere als gut. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz über das Internet um sechs Prozent. Boss will deshalb investieren, um die Verweildauer seiner Kunden im Boss-Shop zu verlängern und will seine Lieferzeiten in der zweiten Jahreshälfte verkürzen. Außerdem will Vertriebsvorstand Hake die Produktivität im eigenen Einzelhandel „in den nächsten fünf Jahren um 20 Prozent steigern“. Das heißt: die vorhandenen Läden sollen mehr Anzüge und Freizeitkleidung verkaufen.

Um seine Aktionäre trotz der Sanierung bei Laune zu halten, schlägt er der Hauptversammlung eine vergleichsweise hohe Dividende von 2,60 Euro vor. Das ist zwar deutlich weniger als die 3,62 Euro im vergangenen Jahr. Aber sie entspricht einer Ausschüttungsquote von 93 Prozent. Das ist deutlich mehr als die bisher üblichen 60 bis maximal 80 Prozent, mit der Langers Vorgänger die Aktionäre erfreut haben.

In diesem Jahr könnte sich die Lage bei der Dividende verbessern. Langer erwartet, dass das Konzernergebnis im zweistelligen Prozentbereich zulegen wird.

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