Modehauskette Wöhrl-Rettungspaket wird neu aufgeschnürt

Fast schien die Rettung der Modehauskette Wöhrl in trockenen Tüchern – da sorgte der Bundesfinanzhof mit einem Urteil für Ernüchterung. Nun muss das Rettungspaket noch einmal aufgeschnürt werden.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Gläubigerversammlung hatte sich bereits Ende Januar darauf verständigt, die Modehauskette in der Hand der Familie Wöhrl zu belassen. Quelle: dpa

Nürnberg Das Ringen um die Rettung der Nürnberger Modehauskette Wöhrl durch den Sohn des Unternehmenschefs geht in die zweite Runde. Restrukturierungsvorstand Christian Gerloff sehe sich nach einem Urteil des Bundesfinanzhofs gezwungen, das bereits Ende Januar von den Gläubigern gebilligte Sanierungspaket noch einmal aufzuschnüren, teilte ein Firmensprecher am Montag mit. Mit dem Urteil sei eine wesentliche Übernahmebedingung, Gewinne aus der Sanierung nicht versteuern zu müssen, nicht mehr erfüllt gewesen.

Daher habe man erst eine andere Konstruktion finden müssen, sagte der Sprecher. Die nun gefundene Lösung sehe vor, das operative Geschäft der Wöhrl AG - also den normalen Geschäftsbetrieb - auszugliedern und in eine eigene Gesellschaft zu übernehmen. Die Wöhrl AG selbst bliebe damit nur als Hülle erhalten. Die Rechte und Ansprüche der Wöhrl-Beschäftigten blieben aber unberührt.

Der Bundesfinanzhof hatte unlängst den „Sanierungserlass“ des Bundesfinanzministeriums gekippt. Danach waren bisher sogenannte Sanierungsgewinne, etwa der Verzicht von Gläubigern auf einen Teil ihrer Forderung, für den Käufer des Unternehmens steuerfrei. Der Bundesfinanzhof sieht darin aber einen Verstoß gegen den Grundsatz, dass Ministerien Steuern nicht ohne Gesetz regeln dürfen.

Die Gläubigerversammlung hatte sich bereits Ende Januar darauf verständigt, die Modehauskette in der Hand der Familie Wöhrl zu belassen. Mit Christian Greiner soll künftig der Sohn des Unternehmers Hans Rudolf Wöhrl die Geschicke des Unternehmens lenken. Einer entsprechenden Investorenvereinbarung hatten seinerzeit neben Anleihebesitzern auch Banken und Lieferanten zugestimmt.

Zur Sanierung der Modehauskette hatte der Insolvenzvorstand damit begonnen, unter anderem 4 der 34 Filialen zu schließen. Davon waren 146 der rund 2000 Mitarbeiter betroffen. In allen übrigen Häusern geht der Geschäftsbetrieb nach Firmenangaben uneingeschränkt weiter.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%