Naturkosmetik Weleda - Im Einklang mit Natur und Profit

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Keine Abstimmung auf die Pflanze

Wer auf Nachhaltigkeit achtet - und wer nicht
Guess: niedriger Nachhaltigkeitswert. Das Bankhaus Sarasin hat in dem Branchenreport die Umweltkriterien (Produktions- und Beschaffungsbedingungen und Strategie & Management) und Sozialkriterien (u.a. Arbeitsbedingungen) der Unternehmen berücksichtigt. Der Report kommt zum Schluss: "Viele Luxusgüterunternehmen sind nicht transparent, wenn es darum geht, Informationen zu ihren Produktions- und Lieferketten offenzulegen. Das könnte darauf hindeuten, dass sie sich nicht bewusst sind, welche Reputationsrisiken Umwelt- und Sozialprobleme in der Lieferkette für ihre Marke haben können."
Ralph Lauren: niedriger Nachhaltigkeitswert Quelle: AP
Richemont: Mittlerer Nachhaltigkeitswert. Zum Konzern gehören Premiummarken aus dem Bereich: Juwellen, Luxusuhren, Premiumaccesoires - unter anderem die Marke Cartier gehört zu Richemont.
Prada: Die Taschen sind begehrt - die Marke wird im Branchenreport der Bank Sarasin mit einem niedrigen Nachhaltigkeitswert gelistet. Quelle: Reuters
Ferragamo: Die Schuhe des italienischen Luxusartikelhersteller hat einst die britische Premierministerin Margaret Thatcher ihr eigen genannt. Die Schauspielerin Meryl Streep (hier im Bild nach der Oscar-Verleihung 2012), macht es der britischen Staatsfrau nach. Das Bankhaus Sarasin listet Ferragamo mit einem niedrigen Nachhaltigkeitswert auf. Quelle: REUTERS
Burberry: Hoher Nachhaltigkeitswert. Quelle: REUTERS
Swatch: Hoher Nachhaltigkeitswert. Quelle: AP

Diese Haltung bekommt Heinisch zu spüren. "Die Menschen, die von Weleda angezogen werden, sind sicher nicht diejenigen mit der besten Konfliktfähigkeit", sagt er.

Verunsichert tapsen Produktionsleiter durch den Heilkräutergarten am Standort in Schwäbisch Gmünd, als Heinisch sie wenige Wochen nach seinem Start dorthin bestellt. Er wolle verstehen, wie das Geschäft läuft, sagt er. Als er fragt, wie sich der Produktionsbetrieb mit den Lieferungen aus dem Kräutergarten abstimmt, blickt er in fragende Gesichter. Offenbar stimmten sich beide Bereiche nicht ab. Produktionsmanager, so Heinischs Erkenntnis, werden bei Weleda stets überrascht, wenn manche Kräuter durch ungünstiges Wetter nicht zeitig oder in zu geringer Menge eintreffen.

Heinischs Agenda ist umfassend, ihm bleibt nur, sämtliche betriebliche Abläufe radikal zu verschlanken: Wichtige Funktionen werden an den Standorten zusammengefasst, es gibt keine lokalen Chefs mehr, die Zentrale in Basel wird dieses Jahr geräumt. Die Heilmittel- und die Kosmetiksparte arbeiten inzwischen zusammen.

Die Konkurrenz wächst

Allein der Abbau im Management habe rund 2,5 Millionen Euro freigespült, schätzt ein Verwaltungsrat. Dazu kommen bis zu 4,2 Millionen Euro aus gekündigten Beraterverträgen. 2012 erwartet Heinisch ein ausgeglichenes Ergebnis. Für Investitionen braucht er mehr Gewinn – doch das wird schwierig. Naturkosmetik wächst zwar, doch die Konkurrenz auch. Im ersten Halbjahr verbuchte Weleda mit der Kosmetik sieben Prozent mehr Umsatz. Auf 21 Milliarden Euro schätzt der US-Marktforscher Kline Group den Markt weltweit und erwartet bis 2016 ein Plus von jährlich zehn Prozent auf 34 Milliarden Euro.

Darin enthalten sind allerdings Produkte, deren Hersteller mit Natur werben, die aber durchaus auch Chemikalien enthalten. Der Trend ist gefährlich für Weleda. Konzerne wie Beiersdorf, The Body Shop oder Yves Rocher bringen immer mehr Schönheitsmittel mit dem Etikett "natürlich" auf den Markt, Drogeriemärkte wie dm legen Billigmarken nach. "Es drohen harte Verteilungskämpfe, und viele Marken wie Alverde von dm sind innovativer und moderner", sagt der Chef eines großen deutschen Handelskonzerns. "Weleda kommt zu rückständig daher."

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