Online-Handel stärker als Restaurants Wenn sich Fleischbällchen für Ikea nicht mehr lohnen

Die schwedische Möbelkette Ikea hat den Umsatz auf ihrem größten Markt Deutschland kräftig gesteigert. Das erste Mal verdient der Möbelriese hierzulande mehr Geld im Online-Handel als mit Fleischbällchen und Hot-Dogs.

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Persönliche Beratung wird seltener: Bei Ikea wuchs der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr im Internet um 22,7 Prozent auf 232,6 Millionen Euro. Quelle: obs

Hamburg Der Möbelriese Ikea hat seine zögerliche Haltung beim Online-Handel aufgegeben – und damit offensichtlich Erfolg. Ikea setzte in Deutschland erstmals mehr Geld im Online-Handel um als in den Restaurants der Möbel-Häuser. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wuchs der Umsatz im Internet um 22,7 Prozent auf 232,6 Millionen Euro, teilte Ikea am Dienstag mit. Das sind knapp fünf Prozent des Gesamtumsatzes von 4,75 Milliarden Euro.

Die Entwicklung in Deutschland ist für Ikea wichtig: Das Land steuert fast 15 Prozent zum globalen Einzelhandelsumsatz bei und ist damit der wichtigste Markt für den schwedischen Weltkonzern. Insgesamt wuchs der Deutschland-Umsatz um 7,2 Prozent, auf vergleichbarer Fläche um 6,2 Prozent.

„Inzwischen können sich die Kunden in alle unsere 51 Häuser Waren liefern lassen“, sagte Deutschland-Chef Peter Betzel. Bei der Lieferung aus den Möbelhäusern ist Ikea dagegen noch längst nicht so weit: Hier läuft erst ein Test in einem Haus bei Frankfurt.

Seit Januar probiert Ikea zudem ein neues Format aus: In Ravensburg gibt es eine Abhol-Station für im Netz bestellte Ware mit 500 Quadratmetern Ausstellung und Beratung wie Küchenplanung. „Das testen wir gerade. Es sieht sehr erfolgreich aus“, sagte Betzel. In drei Jahren könnten bis zu acht solcher Stationen entstehen, die vor allem in bislang wenig versorgten Gebieten die Häuser ergänzen sollen. In Leipzig testet Betzel schon länger eine reine Abholstation in Ergänzung zum dortigen Möbelhaus.

Die Bedeutung des Möbel-Onlinehandels nimmt branchenweit zu. Als Marktführer sieht sich Otto.de mit zuletzt rund 700 Millionen Euro Möbel-Umsatz, dazu kommen spezialisierte Anbieter wie Möbel24. Anders als Ikea setzen sie auf reines Online-Geschäft. Und verglichen mit Ikea berechnen sie häufig deutlich niedrigere Logistik-Kosten. „Wir wollen die Kunden nicht bestrafen, die in unsere Häuser kommen, indem wir Lieferkosten auf alle umrechnen. Deshalb zeigen wir transparent, was eine Zusatzleistung kostet“, sagte Betzel dem Handelsblatt. Auch wegen des gedruckten Katalogs seien die Preise zudem ein Jahr fix.

Für das vielbeachtete neue City-Format in Hamburg-Altona gibt es immer noch keinen weiteren Standort. Ausreichend große Grundstücke in Innenstadtlagen zu günstigen Preisen seien schlichtweg selten, sagte Betzel. Das Haus in Altona verschaffe Ikea jedoch viele Neukunden und sei ein Erfolg.

Im neuen Geschäftsjahr eröffnet Ikea im Frühjahr zwei klassische neue Häuser in Wetzlar und Magdeburg. Im Spätsommer soll zudem ein „Nachhaltigkeits-Haus“ eine ältere Filiale in Karst bei Düsseldorf ersetzen. Weiterhin plane Ikea jährlich zwei bis drei Neueröffnungen, sagte Betzel. 2025 könnten so 70 Häuser in Deutschland stehen. Der Online-Anteil soll sich bis dahin auf zehn Prozent verdoppeln – bei acht Milliarden Euro erhofftem Umsatz 2025 wären das 800 Millionen Euro.

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