Pokémon Go Können Händler den Hype für sich nutzen?

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Die Bäckerei als Treffpunkt für „Pokémon“-Spieler

Für Marketing-Strategen eröffnet der Rummel um das Spiel ganz neue Möglichkeiten. Der Sprecher vom Handelsverband Deutschland, Stefan Hertel, sagt: „Die Beteiligung an Pokémon Go hat da angesichts des derzeitigen Hypes durchaus Potenzial, gerade jüngere und internetaffine Kundschaft in die Läden zu holen.“ Für Spieler steigere das das Einkaufserlebnis und die Verbundenheit zu den Geschäften vor Ort. Firmen könnten in der virtuellen Welt auf sich aufmerksam machen oder mit Gutscheinen oder Rabatten auf ihre Online-Shops hinweisen, sagt Martin Groß-Albenhausen vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel.

Pokemon Go - auch in Deutschland sind die Monster los

Das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ erklärt bereits ganz konkret, wie Ladenbesitzer vom Hype profitieren können: „Weisen Sie sie nicht zurück, locken Sie sie an“. Unternehmer sollen sich eine versteckte Werbemöglichkeit zunutze machen. Durch In-App-Käufe können Spieler Köder auf die Karte setzen, die Monster für 30 Minuten anlocken. Wenn Geschäfte das machen, könnte die „Pokémon“-Ansammlung in ihrer Nähe auch potenzielle Kunden anziehen. 100 Lockmittel sind aktuell im günstigsten Fall für rund 68 Dollar (61 Euro) zu haben.

Der Chef des Co-Entwicklers Niantic Labs, John Hanke, sagte jüngst der „New York Times“, in der Zukunft werde es für Geschäfte auch ganz offiziell die Möglichkeit geben, in dem Spiel mit gesponserten Punkten aufzutauchen. Einen Zeitpunkt dafür nannte er nicht. Im Moment ist Niantic damit beschäftigt, seine Server unter dem Ansturm der Spieler nicht in die Knie gehen zu lassen.

Zu einem Treffpunkt für „Pokémon“-Spieler ist auch eine Bäckerei in Berlin-Kreuzberg geworden. Vereinzelt stehen bereits Zocker vor dem Laden, wischen mit ihren Fingern über die Displays ihrer Smartphones und lassen ihre Monster gegeneinander kämpfen. Erkannt haben die Mitarbeiter das zunächst nicht. Künftig hofft Verkäuferin Kübra Sahin aber auf mehr „Pokémon“-Spieler: „Die Kurbeln das Geschäft bestimmt an“, hofft sie.

Doch Verbraucherschützer warnen: Ist Werbung als solche nicht gekennzeichnet, könnten Kunden getäuscht werden, erklärt Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale-Bundesverband. Würden keine personenbezogenen Daten von Verbrauchern gesammelt, sei eine solche Praxis zumindest beim Datenschutz eher unkritisch. Dies sei aber nicht immer zu durchschauen: „Bei vielen Programmen hat der Nutzer kaum eine Chance zu sehen, welche Berechtigungen er freigibt und welche Daten fließen.“ Übrigens: An einer Außenstelle der Berliner Verbraucherzentrale ist ebenfalls eine Kampfarena. Die Mitarbeiter wussten davon nichts.

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