




Auf der Grünen Woche, die am Wochenende in Berlin startet, wollen Deutschlands Bierbrauer um Sympathie und Kunden werden. Denn die gehen ihnen langsam verloren. Im vergangenen Jahr schluckte ein Bundesbürger im Schnitt nur noch 105,5 Hektoliter Bier, im Jahr 2006 hatte er noch 116 Hektoliter getrunken. Seither sinkt Verbrauch. 2006 war auch ausgerechnet das Jahr, in dem einige der bekanntesten Brauereien laut Bundeskartellamt daran gingen, ihre Preise abzusprechen. Für Fassbier seien 2006 bis 2008 Preiserhöhungen in der Größenordnung von fünf bis sieben Euro pro Hektoliter vereinbart worden, berichtet das Kartellamt, Bußgelder in Höhe von insgesamt 106,5 Millionen Euro verhängte. Zahlen sollen Bitburger, Krombacher Veltins, Warsteiner und die Privatbrauerei Ernst Barre. Die Bremer Beck’s Bierbrauerei Anheuser-Busch-InBev kommt nur deshalb straffrei davon, weil sie sich den Wettbewerbshütern als Kronzeuge angedient hatte.
Am Problem hat sich nichts geändert. Der Absatz der deutschen Brauer dürfte auch in den nächsten Jahren zurückgehen. Der neue Deutschland-Chef von InBev befürchtet, dass der deutsche Biermarkt in den kommenden zehn Jahren möglicherweise um weitere 10 bis 15 Millionen Hektoliter schrumpft. Zwischen 2006 und 2012 fiel der Bierverbrauch bereits von 95 Millionen auf jetzt nur noch 86 Millionen Hektoliter.
Die Deutschen trinken nicht nur weniger Bier, sie sind auch einzelnen Marken nicht mehr so treu wie einst. Gekauft wird oft, was in der Woche gerade im Sonderangebot ist. Das drückt die Preise. Dabei haben die Brauer versucht gegenzusteuern. Sie bieten Bier-Mixgetränke an, Fassbrause, alkoholfreies Bier, alkoholschwaches Bier und und… Geholfen hat es wenig.
Der Branche fehlt, was die Kaffeeröster geschafft haben: revolutionäre Innovationen. Als der Kaffeeabsatz nicht mehr rasant zunahm, boten die Kaffeefirmen Kaffee in Pads und Kapseln an. So gründeten die Röster nicht nur einen neuen Trend – sondern erhöhten auch ihre Marge. Für Pads und Kapseln muss der Verbraucher sehr viel mehr bezahlen als für die traditionellen Kaffeeverpackungen.
Ähnlich umwerfende Ideen sind von den Brauern gefragt. Das Versprechen „mit Felsquellwasser gebraut“ reicht nicht mehr.