Rewe Monsieur Caparros macht Schluss

Rewe-Chef Alain Caparros räumt seinen Posten an der Spitze des Handelskonzerns Rewe bereits Ende Juni – und damit deutlich früher als geplant. Doch warum dankt der Sonnenkönig des deutschen Handels ausgerechnet jetzt ab?

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Alain Caparros räumt seinen Posten als Rewe-Chef bereits Ende Juli. Quelle: dpa Picture-Alliance

Noch Ende Januar schien die Sache klar: In einem Interview erweckte Rewe-Chef Alain Caparros den Eindruck, er würde den Chefposten des Kölner Handelsriesen erst 2018 an seinen Nachfolger Lionel Souque übergeben. Schließlich sei er „gerade dabei, den Konzern total umzuorganisieren“, sagte Caparros. Deshalb habe ihn der Aufsichtsrat gebeten, noch zwei Jahre zu bleiben. „Danach werde ich endgültig aufhören – nicht weil ich soll oder muss, sondern weil ich will“, sagte Caparros dem „Manager Magazin“.

Inzwischen ist Caparros‘ Wille offenbar der Erkenntnis gewichen, dass er in den verbleibenden Monaten bei Rewe nicht mehr viel gewinnen kann – dafür als „Lame Duck“ aber riskieren würde, die eigene Bilanz der vergangenen Jahre zu trüben.

Der Manager habe „um die einvernehmliche Beendigung seines Mandates als Vorstandsvorsitzender zum 30.06.2017 gebeten“, teilte Rewe heute mit. Die Aufsichtsräte hätten dieser Bitte entsprochen.

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Souque entert also deutlich früher den Chefposten, zugleich übernimmt der Rewe-Vorstand Jan Kunath die Funktion des Vize-Vorstandsvorsitzenden.

„Die großen strategischen Projekte im Hinblick auf unsere organisatorischen Strukturen und auf unser Unternehmensportfolio sind abgeschlossen, hier in Deutschland und ebenso in unserem erfolgreichen Auslandsgeschäft“, erklärte Caparros in einem Schreiben an seine Mitarbeiter den Schritt. „Wir sind mit diesen Aufgaben sehr viel schneller und reibungsloser fertig geworden, als dies bei meiner vorzeitigen Vertragsverlängerung zu Beginn des Jahres 2014 absehbar war.“

Caparros sieht seine Mission in Köln denn auch als erfüllt an: Rewe sei heute in „exzellenter Verfassung“, jubelt Caparros in einer offiziellen Mitteilung des Unternehmens.

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„Wir haben im Geschäftsjahr 2016 ein Rekordergebnis bei Umsatz und Ertrag erzielt“, der Konzern sei seit Jahren das am stärksten wachsende Unternehmen im deutschen Lebensmittelhandel. Auch die Discounttochter Penny und das Touristikgeschäft seien gut aufgestellt.

Es gebe deshalb „für mich persönlich und für unser Unternehmen“ keinen besseren Zeitpunkt für den Wechsel als nach unserer Jahreshauptversammlung Ende Juni 2017, ließ Caparros seine Mitarbeiter wissen. „Damit schaffen wir den reibungslosesten Wechsel an der Spitze unseres Unternehmens in der jüngeren Geschichte der REWE Group.“

Caparros als Sonnenkönig

Tatsächlich hat Caparros in den vergangenen fast elf Jahren an der Rewe-Spitze viel bewirkt und das Handelsreich mal charmant, mal robust, durch die Widrigkeiten des Tagesgeschäfts geführt. Vor allem aber hat er die Führungsquerelen beendet, die den Konzern lange Zeit fesselten und in Unruhe hielten.

Nachdem Rewe die Schweizer Bon-appétit-Gruppe übernahm, bei der Caparros zuvor CEO war, kam der Manager nach Köln in den Rewe-Vorstand und wurde Discount-Chef. 2006 führte er eine „Palastrevolution“ gegen den Kurzzeit-Rewe-Chef Achim Egner an – und setzte sich durch. „Aus heutiger Perspektive ein Glücksfall für Rewe“, bemerkte jüngst die „Lebensmittelzeitung“.

Anschließend räumte Caparros in der Kölner Zentrale gründlich auf und gilt dort seither wahlweise als „Sonnenkönig“ oder „Alphatier hoch drei“.

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Dass er durchaus bereit ist, mit harten Bandagen zu kämpfen, zeigte sich nicht zuletzt bei der Übernahmeschlacht um die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann. Caparros hat sich dabei mit Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub und Edeka-Frontmann Markus Mosa bis aufs Blut gestritten, hat geklagt, gepokert und genervt. Als „Testosteron-Krieg der Häuptlinge“, bezeichnete er selbst den Streit, bei dem er am Ende als Sieger vom Platz ging. Edeka durfte anders als geplant nicht alle Kaiser´s-Tengelmann-Filialen übernehmen, über 60 Filialen erhielt Rewe.

Rewe-Chef Caparros geht Ende Juni

Doch der durchsetzungsstarke Manager hat auch andere Seiten. Ein Besuch des Picasso-Museums in Paris vor Jahren hat ihn nachhaltig beeindruckt. Kaum eine Reise finde seither ohne Museumsbesuch statt, sagte er einmal. Im September 2016 berichtete er, dass er die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen habe. Seine neue Heimat Deutschland preist er einen „Leuchtturm“ in Europa. Doch womöglich verschlägt es ihn jetzt wieder zurück nach Frankreich.

Ende vergangenen Jahres wurde in französischen Medien über einen neuen Vorstandsvorsitzenden des Handelsunternehmens Carrefour spekuliert. Ein Job eigentlich wie geschaffen um Caparros‘ Karriere zu krönen. Doch der Manager dementierte. Im Interview mit der WirtschaftsWoche hatte er zuvor ohnehin andere Pläne geäußert: „Kunst ist meine große Leidenschaft“, sagte der Rewe-Chef. „Ich werde eine Galerie in Südfrankreich eröffnen, die Vorbereitungen laufen bereits.“

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