Simba Dickie Bobby-Car-Produzent übernimmt Märklin

Jetzt ist es offiziell: Der Spielwarenhersteller Simba Dickie übernimmt den Modellbahnhersteller Märklin. Alle Arbeitsplätze an den beiden Niederlassungen in Göppingen und Györ (Ungarn) bleiben erhalten.

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Die größten Spielzeughersteller der Welt
Der weltgrößte Spielzeugproduzent und Barbie-Hersteller Mattel ist auch auf dem deutschen Spielwarenmarkt die Nummer eins. Seit mehr als 50 Jahren ist es die hohe Nachfrage nach Barbie-Puppen, die die Geschäfte des kalifornischen Unternehmens ankurbelt. Im vergangenen Quartal setzte Mattel etwa zwei Milliarden Dollar um. Quelle: dapd
Hätten Sie's gewusst? Jeder Mensch besitzt - rein statistisch - 75 Legosteine. Allein die im Jahr 2010 verkauften Legosteine würden ein Gebäude von 5000 Quadratmetern Grundfläche mit einer Höhe von 52 Stockwerken ergeben. Mit der Produktion von 381 Millionen kleiner Reifen ist der dänische Spielwarenriese Lego auch einer der größten Reifenhersteller der Welt. 2010 machte das Unternehmen einen Umsatz von umgerechnet 2,15 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 500 Millionen Euro. Quelle: dpa
Komplett mit Gardinen und Dachaufbau: Mit einer Reihe von Automodellen wie dem VW-Bulli zielt der Konzern auch auf die erwachsene Zielgruppe. Der rote Kultwagen T1 aus dem Jahre 1962 kostet knapp 100 Euro und besteht aus genau 1322 Teilen. Lego hat auch einen Unimog mit über 2000 Teilen und pneumatisch betriebenem Kran sowie zahlreiche andere Technik-Produkte erfolgreich auf den Markt gebracht. Allein vom 190 Euro teuren Unimog verkaufte der Konzern in Deutschland bislang rund 60.000 Exemplare. Quelle: Lego
Der US-Konzern Hasbro, zu dem Marken wie Parker, Play-Doh und Monopoly gehören, kommt in Deutschland auf einen Marktanteil von etwa neun Prozent und zählt mit Mattel und Lego zu den größten Playern auf dem Spielzeugmarkt. Nach vorläufigen Berechnungen kommt der Konzern für 2011 auf einen Umsatz von etwa 4,35 Milliarden Dollar. Quelle: gms
Die Simba-Dickie-Group: 2011 hatte der international operierende Spielwarenhersteller seinen Umsatz um neun Prozent auf 620 Millionen Euro gesteigert. Er wuchs damit stärker als die Branche und hat auf dem deutschen Spielwarenmarkt einen Marktanteil von 7,6 Prozent. Quelle: dapd
Zu dem Bobby-Car-Hersteller gehört auch die traditionsreiche Spielzeugmarke Schuco, die in diesem Jahr 100 wird. Quelle: dpa
Die größte deutsche Spielwarenmarke Playmobil stellt seine Männchen seit 40 Jahren auf Malta her - bis Ende 2011 etwa 2,4 Milliarden. Weil der Umsatz 2011 erstmals seit Jahren stagnierte, geht der Konzern jetzt in die Vollen: 2012 sollen mehr als 80 Millionen Euro in neue Maschinen, Formen und Gebäude gesteckt werden. Das sind rund 15 Prozent vom Umsatz der Gruppe aus dem fränkischen Zirndorf. Mit einem Umsatz von 559 Millionen Euro gehört das Unternehmen in der zersplitterten Spielwarenbranche zu den größten Anbietern. Quelle: dpa

Die Übernahme des Modellbahnherstellers Märklin durch den Fürther Bobby-Car-Produzenten Simba Dickie ist perfekt. Am Donnerstag gaben die Unternehmen bekannt, dass die Zukunft des schwäbischen Traditionsunternehmens gesichert sei. Alle offenen Verbindlichkeiten gegenüber Banken und anderen Gläubigern werden beglichen. In der Branche ist von einer „Traumhochzeit der Spielwarenbranche“ die Rede. Künftig werde Florian Sieber von Simba Dickie die derzeitige Doppelspitze als dritter gleichberechtigter Geschäftsführer neben Wolfrad Bächle und Stefan Löbich. Sieber ist sich der Verantwortung seiner neuen Rolle bewusst. Er erklärt: „Der Name Märklin ist Synonym für eine ganze Spielzeugkategorie und steht bereits seit 1859 für deutsche Spitzenqualität und deshalb freue ich mich sehr, die Zukunft dieser Traditionsmarke mit einer über 150-jährigen Geschichte mitzugestalten.“

Eine Prüfung der Übernahme durch das Bundeskartellamt steht derzeit noch aus. Man geht bei Märklin aber davon aus, dass das Vorhaben mit den geltenden Rechtsnormen vereinbar ist.

Märklin auf einen Blick

Strittig war bei den seit Monaten laufenden Gesprächen zuletzt die Frage eines Haustarifvertrags für die Märklin-Mitarbeiter. Da dieser Einschnitte bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld und keine Tariferhöhungen vorsieht, hatte die IG-Metall eine Rückkehr zum Flächentarif gefordert.

Märklin-Betriebsratschef Georg Geiger hatte allerdings bereits Anfang März berichtet, dass viele der rund 470 Mitarbeitern am Standort Göppingen (Baden-Württemberg) der Übernahme des Haustarifvertrags zugestimmt hätten. Im Gegenzug sollen die Beschäftigten eine Arbeitsplatzgarantie bis 2019 erhalten.

Märklin hat seit der Insolvenz 2009 nach Einschätzung von Geschäftsführer Stefan Löbich die Kurve gekriegt. Trotzdem blieb das Unternehmen auf einen kapitalkräftigen Investor angewiesen, der es in die Zukunft führt. Dabei schien das familiengeführte Unternehmen Simba Dickie von Anfang an der Wunschpartner von Firmenleitung und Belegschaft.

Simba Dickie auf einen Blick

Im Jahr 2011 hatte das Unternehmen seinen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 12,6 Prozent auf 12,36 Millionen Euro steigern können. Der Umsatz legte um 1,6 Prozent auf 108,77 Millionen Euro zu.

Den Löwenanteil seines Geschäfts machte das Unternehmen, zu dem auch die Marken Trix und LBG gehören, mit der Kernmarke Märklin. Hier stagnierten allerdings die Erlöse bei rund 105 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern war 2011 um 2,2 Prozent auf 10,27 Millionen Euro gestiegen. Der Modellbahnhersteller beschäftigte am Jahresende 2011 insgesamt 980 Mitarbeiter (2010: 939).

Zahlen für 2012 hat das insolvente Unternehmen noch nicht vorgelegt. Märklin-Geschäftsführer Löbich hatte jedoch auf der Nürnberger Spielwarenmesse im Februar angedeutet, dass der Auftragseingang der drei Marken 2012 um drei Prozent über dem Vorjahreswert gelegen habe. Auch der Umsatz sei 2012 leicht gestiegen. Zudem habe sich der Ertrag sehr gut entwickelt.

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