Spielwarenhandel Warum der 23. Dezember der wichtigste Tag des Jahres ist

Die Stunde der Spielwarengeschäfte schlägt, wenn Online-Anbieter nicht mehr rechtzeitig liefern können. Der Samstag vor Heiligabend dürfte deshalb der umsatzstärkste Tag des Jahres werden – unter einer Bedingung.

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Die Klötzchen sind der Verkaufsschlager in der Weihnachtszeit. Quelle: dpa

München Lego-Sets, Playmobil-Packungen und Carrera-Bahnen, in den Wochen vor Weihnachten erwirtschaften die Spielwarenhändler rund 40 Prozent vom gesamten Jahresumsatz. Ob ein Jahr gut ausfällt oder schlecht, das entscheidet sich für die Ladenbesitzer in der Weihnachtszeit. Besonders wichtig sind die letzten Tage vor dem Fest.

Denn dann haben die Geschäfte einen Vorteil gegenüber den  stark wachsenden Internet-Anbietern wie Amazon: „Die entscheidende Schlacht wird in der letzten Woche geschlagen, wenn die Leute zweifeln, ob die Online-Pakete noch rechtzeitig kommen“, sagte Thomas Märtz, Chef der Spielwaren-Verbundgruppe Vedes, dem Handelsblatt.

Die mehr als 800 Mitglieder der Genossenschaft erwarten vor allem am 23. Dezember einen regelrechten Ansturm. Spätestens am Samstag vor Heiligabend dürfte es den meisten Konsumenten zu risikoreich sein, auf eine pünktliche Lieferung durch die Paketdienste zu vertrauen.

Auch der Bundesverband des Spielwareneinzelhandels (BVS) geht daher von proppenvollen Läden an jenem Tag aus. Dass die Kassen sich wie erwartet füllen, ist aber nicht garantiert. Glatteis, überfrierender Regen oder starker Schneefall könnte den Kaufleuten durchaus das Geschäft kaputt machen. Wenn die Leute nämlich nicht in die Innenstädte gelangen, dann geben sie auch nichts aus.

Bislang allerdings sind die Spielwarenhändler mit dem winterlichen Wetter sehr zufrieden. „Dieses Jahr ist früh Weihnachtsstimmung aufgekommen, dadurch kaufen die Menschen eher ein. Das tut uns gut“, unterstrich Vedes-Vorstand Achim Weniger. Der Branchenverband BVS rechnet fürs laufende Jahr mit einem Umsatzplus von bis zu zwei Prozent auf knapp 3,2 Milliarden Euro.

Die stationären Spielwarenhändler hierzulande sind schwer unter Druck, denn der Online-Handel wächst Jahr für Jahr – und im Netz dominiert Amazon. Vor allem die kleinen Händler tun sich mit dem Internet schwer. Inzwischen besorgen sich die Deutschen 36 Prozent der Spielwaren übers Internet, nur noch 33 Prozent stammt aus Fachgeschäften vor Ort.

Die Weihnachtsfeiertage nutzen die meisten Händler, um durchzuatmen. Denn schon am 27. Dezember stehen sie wieder in ihren Läden. „Die Tage nach Weihnachten sind enorm wichtig, da geben die Kinder ihre Geldgeschenke aus“, erklärt Vedes-Chef Märtz.

Die Deutsche nehmen im Jahr rund 290 Euro für Spielzeug in die Hand. Fast jeden fünften Euro setzen die Händler mit Marktführer Lego um. Im Oktober stammten sieben der zehn meistverkauften Artikel aus den Fabriken des dänischen Klötzchenfabrikanten. Daran dürfte sich im Weihnachtsgeschäft wohl wenig ändern. Die drei anderen Hersteller in der Spitzengruppe waren: Der Puppen-Produzent Zapf, Playmobil sowie der schwäbische Mittelständler Schleich mit seinem Reiterhof. 

Das Weihnachtsgeschäft ist noch nicht vorüber, doch die Branche blickt bereits ins nächste Jahr. „Wir sind zuversichtlich für 2018“, sagt Ulrich Brobeil, Geschäftsführer des Herstellerverbands DVSI. Das liegt nicht zuletzt daran, dass in jüngster Zeit wieder mehr Kinder geboren wurden. Fast 800.000 Jungs und Mädchen kamen 2016 auf die Welt, gut sieben Prozent mehr als im Jahr davor. Sie werden 2018 im richtigen Alter sein, um erstmals eine Holzeisenbahn aufzubauen oder mit dem Bobby-Car eine Runde zu drehen.

Die gute Nachricht für die Eltern dabei ist: „Die Preise bleiben stabil, wir rechnen nicht mit Erhöhungen“, betont Willy Fischel, Geschäftsführer des BVS.

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