Tee statt Kaffee Hoffnung auf heiße Geschäfte

Kaffee ist für die Deutschen unverzichtbar. Der Trend zu Cappuccino und Latte Macchiato bescherte Cafés und Ketten in den vergangenen Jahren gute Geschäfte. Nun soll Tee die nächste Erfolgsgeschichte werden.

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Wenn's mal wieder kalt wird, ist Tee gefragt. Große Konzerne wittern mit dem Aufgussgetränk ein großes Geschäft. Quelle: dpa

Ob Rooibos-Vanille, Ingwer-Limone oder die klassische Ostfriesenmischung: Spätestens, wenn die Temperaturen mal wieder fallen, gehört auch für hartnäckige Kaffee-Fans eine Tasse Tee zum Aufwärmen und Genießen dazu. Statistisch gesehen werden bundesweit pro Kopf und Jahr 26 Liter Schwarz- und Grüntee gebrüht und geschlürft. Bei Früchte- und Kräutertee liegt die Menge sogar mehr als doppelt so hoch.

Zwar kommt den Deutschen nach wie vor in erster Linie Kaffee in die Tasse. Weltweit gesehen ist Tee aber nach Wasser das am meisten getrunkene Getränk. Kein Wunder, dass große Konzerne wie Nestlé oder auch Starbucks hier das große Geschäft wittern.

„Das Teegeschäft steht vor einem rasanten Wachstum“, prophezeite Starbucks-Chef Howard Schultz, als er im November 2012 den Zukauf des Teehändlers Teavana für 620 Millionen US-Dollar verkündete. Weltweit habe der Markt ein Volumen von 40 Milliarden Dollar (30,8 Mrd Euro). Die Übernahme ist für das Unternehmen aus Seattle die größte in ihrer Firmengeschichte.

„Wir glauben, dass wir mit Tee Ähnliches vollbringen können wie mit Kaffee“, gibt sich Starbucks selbstbewusst. Die Mutter aller Kaffeehausketten expandiert schon seit längerem außerhalb ihres Stammgeschäfts und versucht, neben Tee auch mit Säften und Backwaren neue Kundengruppen zu erschließen.

Das probiert auch der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé. Im Geschäft mit Kaffee habe der Konzern in den vergangenen Jahren traumhafte Wachstumsraten von über 20 Prozent eingefahren, sagt Alex Howson vom Analysehaus Jeffries. Allerdings hätten auch die Wettbewerber nicht geschlafen. Nestlé hatte mit seinen Nespresso-Kaffeemaschinen das Kapselsystem populär gemacht. Nun versucht das Unternehmen Ähnliches mit Tee: Den Kapselautomat „Special T“ gibt es seit November in Deutschland zu kaufen.

Der Trend zu einer gesünderen Lebensweise, aber auch die Geschmacksvielfalt und die vielen Spezialitäten machten Tee beliebt. „Es gibt ihn als Mixgetränk, als Zutat in Lebensmitteln und Kosmetik“, betont Monika Beutgen vom Deutschen Teeverband. Dabei schrecken die Tee-Tüftler auch vor der angestammten Kaffee-Domäne nicht zurück. Ganz im Gegenteil: Getränke wie „Assam Shot“ als Alternative zum Espresso oder „Matcha Latte“ als Variante des Latte Macchiato sollen passionierte Kaffeetrinker zum Tee bekehren.

Diese Berufsgruppen trinken am meisten Kaffee
Kaffeekonsum in Deutschland Quelle: dpa
Der Brite trinkt drei Tassen pro TagDas Ergebnis: 85 Prozent der Befragten trinken mindestens drei Tassen Kaffee am Tag - und damit mehr als die Deutschen. Die trinken nämlich mehrheitlich nur zwei Tassen pro Tag. 70 Prozent der Briten behaupten sogar, ohne ihre tägliche Dosis Koffein nicht richtig leistungsfähig zu sein. Britische Forscher halten das übrigens für problemlos. Drei bis vier Tassen Kaffee am Tag sollen der Gesundheit förderlich sein, schreiben Gesundheitsspezialisten der Universität in Southampton. Demnach wird unter anderem das Risiko von Herz- und Leberkrankheiten, Diabetes oder Demenz gemindert. Nur für Schwangere gelte dies nicht. Quelle: dpa
Taxi- und Fernfahrer Quelle: dpa
Verkaufspersonal Quelle: obs
IT-Support Quelle: dpa
Telesales und Callcenter Quelle: dapd
Chefs Quelle: dpa

„Wir sprechen eine vorwiegend weibliche Kundschaft an“, beschreibt Barbara Groll von Nestlé Deutschland die anvisierte Zielgruppe. Beim neuen Teeautomaten setzt das Schweizer Unternehmen auf das gleiche Erfolgsmodell wie bei Nespresso: Kapsel rein, fertig zubereiteter Tee raus. Das Gerät gibt es ab 119 Euro zu kaufen. Je Kapsel kommen 0,37 Euro hinzu.

„Das System wird sehr gut angenommen und wir sind mit den Absatzzahlen sehr zufrieden“, sagt Groll, ohne Details zu nennen. „Special T“ ist neben Deutschland noch in Frankreich, der Schweiz, Österreich und den Benelux-Staaten erhältlich. Weitere Länder in Europa und auf anderen Kontinenten sollen folgen. Vertrieben werden die Produkte über das Internet.

Starbucks setzt ebenfalls auf Expansion. Bislang betreibt Teavana gut 300 Shops in Nordamerika. Um das Wachstum der Neuerwerbung voranzutreiben, werde Starbucks aber all seine Kanäle nutzen, betont eine Sprecherin.

Die deutsche Konkurrenz gibt sich betont gelassen angesichts des Treibens der Großkonzerne. „Wir werden die weitere Entwicklung mit Interesse verfolgen“, sagt Jesper Petersen, Marketing-Leiter beim deutschen Marktführer Teekanne. Grundsätzlich sei aber alles, was dazu führe, dass mehr Tee getrunken wird, positiv zu sehen.

Kaffee in der Kapsel
Der Siegeszug der Kaffeekapselsysteme ist ungebrochen. Vor allem der Marktführer Nespresso konnte mit der Palette an bunten Kapseln die Verbraucher überzeugen. Wurden 2005 in Deutschland etwa 400 Tonnen Kaffee in Kapseln verkauft, waren es 2010 bereits 5100. Alle führenden Produzenten bieten inzwischen Systeme an, zuletzt kam in Deutschland die italienische Marke Illy mit ihrem Iperespresso hinzu. Quelle: dapd
Der Vorzug der Kapselmaschinen gegenüber klassischen Siebträgern ist die spielend leichte Bedienung, der geringere Stromverbrauch und die geringere Größe der Maschinen; zudem kann das Kaffeemehl nicht oxidieren. Die Nachteile: ein deutlich höherer Kilopreis des Kaffees von mindestens 37 Euro, die geringere Vielfalt an Bohnen und die nicht kompatiblen Systeme. Die Kunden müssen sich für eine Marke entscheiden, die Kapseln der Anbieter passen nicht in die Maschinen anderer Anbieter. 4 Kaffeesysteme im Vergleich: Quelle: dpa
IllyPreis der Maschinen: 155 bis 500 Euro je nach AusstattungPreis pro Kapsel: 42 bis 45 CentVielfalt der Sorten: Vier Espressoröstungen, davon eine entkoffeinierteBesonderheiten: Die Kunststoffkapseln werden über die gelbe Tonne entsorgt Quelle: Presse
CafissimoPreis der Maschinen: 49 bis 89 Euro je nach AusstattungPreis pro Kapsel: 25 bis 40 CentVielfalt der Sorten: Neun Röstungen für Espresso bis Caffè Crema für große TassenBesonderheiten: Neben den Standartröstungen regelmäßig Editionen für kurze Zeit Quelle: Presse
TassimoPreis der Maschinen: 110 bis 200 EuroPreis pro Kapsel: 30 bis 33 Cent (für die Kaffeevarianten)Vielfalt der Sorten: 26 Kaffees von Jacobs Krönung bis Café Hag. Dazu Tees, Schokoladen und MilchkaffeeBesonderheiten: Sehr große Auswahl an Heißgetränken bis hin zum Milchschaum Quelle: Presse
NespressoPreis der Maschinen: 100 bis 500 Euro je nach AusstattungPreis pro Kapsel: 35 bis 42 CentVielfalt der Sorten: 16 Röstungen, zusätzlich regelmäßig SondereditionenBesonderheiten: Große Geräteauswahl verschiedener Hersteller Quelle: Presse

In Deutschland liegt das Tee-Geschäft noch fest in der Hand mittelständischer Unternehmen, zu denen neben Teekanne beispielsweise auch die Ostfriesische Teegesellschaft (Milford, Meßmer) oder Spezialisten wie Ronnefeldt, der Hotels und Gastronomie-Betriebe beliefert, gehören. Hinzu gesellen sich kleinere Betriebe. Aber auch die Einzelhändler und Drogeriemärkte wollen mit vergleichsweise preiswerten Eigenmarken einen Stück vom Kuchen abhaben.

Die hohen Rohstoffkosten konnten die Teeanbieter hierzulande zumindest zum Teil an die Verbraucher weitergeben. Marktführer Teekanne erwartet vor allem dank neuer Tee-Kreationen auch im laufenden Jahr ein weiteres Wachstum.

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