Bisher mussten die Kaffeetrinker dafür bei Tchibo - ähnlich wie bei der US-Kette Starbucks - ausdrücklich nachfragen. Mit einem Mehrwegbecher zum Kaufen will Tchibo die Kunden aber bald gezielter ansprechen.
Auch Julia Post aus München glaubt, dass man das Thema sichtbarer machen muss, wenn ein Kulturwandel gelingen soll. Vor eineinhalb Jahren hat die Studentin der Politikwissenschaft, die seit kurzem auch Mitglied im Münchner Stadtvorstand der Grünen ist, das Projekt „Coffee to go again“ gestartet.
Das Prinzip ist ähnlich wie künftig bei McDonald's: Bei Cafés und Bäckereien, die einen Aufkleber der Initiative an ihrer Tür haben, sind Kunden mit mitgebrachten Mehrwegbechern oder -tassen willkommen.
Die Anbieter gewähren zwischen 10 und 50 Cent Rabatt - viel Geld, wenn man bedenkt, dass die Teilnehmer diesen aus der eigenen Tasche finanzieren, sagt Post. Deutschlandweit rund 350 Betriebe und Filialen machen bei der Aktion bereits mit, vom Bahnhofskiosk bis zur schicken Cafébar.
Mit all diesen freiwilligen Aktionen könnten die Anbieter möglicherweise Zwangsmaßnahmen zuvorkommen. Mitte Juni hatten die Umweltminister von Bund und Ländern beschlossen, dass der Bund prüfen soll, ob sich die Becher-Flut durch Verbraucheraufklärung und freiwillige Maßnahmen der Wirtschaft eindämmen ließe.
Falls die Zahl der verwendeten Kaffeebecher - zuletzt waren es nach Schätzungen der Deutschen Umwelthilfe rund 2,8 Milliarden pro Jahr in Deutschland - nicht sinkt, sollen auch „Möglichkeiten anderweitiger, rechtlicher Maßnahmen“ geprüft werden, wie es in dem Beschluss heißt.
Auch Julia Post glaubt, dass freiwillige Selbstverpflichtungen allein nicht reichen werden, um die Wegwerf-Mentalität wirksam zu stoppen. Langfristig schwebt der jungen Frau ein Pfandsystem mit möglichst einheitlichen Bechern vor, die die Kunden nach dem Austrinken beim nächsten Café oder Bäcker wieder zurückgeben können.
Bei der Deutschen Umwelthilfe setzt man auf eine Kombination aus privaten Mehrwegbechern und einer Abgabe von 20 Cent auf Einwegbecher. Die machen ohnehin nur einen kleinen Teil des wachsenden Müllbergs aus. Bei mehr als 17 Millionen Tonnen lag das gesamte deutsche Verpackungsaufkommen im Jahr 2013, das waren gut drei Prozent mehr als im Vorjahr.
Allein bei McDonald's in Deutschland fielen zuletzt knapp 46.000 Tonnen an Einwegverpackungen an. Müllvermeidung, mehr Recycling und Mehrweg wären deshalb generell dringend angesagt, heißt es bei der Umwelthilfe: „Die besten Abfälle sind die, die gar nicht entstehen.“