Unmittelbar vor Anlieferung. So! Nach diesem Hinweis wünschte ich mich in meine heile Amazon-Welt zurück. Aber man muss gar nicht nach den Sternen greifen. Viele andere Versandhändler, auch und gerade kleine Möbelhändler, bieten selbstverständlich die Möglichkeit, den genaueren Lieferzeitpunkt zu konkretisieren, wenn große Artikel mit einer Spedition geliefert werden. DEM KUNDEN ZULIEBE!
Das geht ganz einfach. Man erhält die Servicenummer des Spediteurs oder sogar die Handynummer des Fahrers. Denn auch der Spediteur hat ja ein Interesse daran, die Ware losschlagen zu können. Zusätzliches Gekurve oder weitere Zustellversuche kosten Geld.
Tja, Ikea hat da eine andere praktische Lösung gefunden. Zitat aus besagter Mail:
„Wir bitten Sie, diesen Termin zu ermöglichen, da eine Verschiebung des Termins zu erheblichen Verzögerungen führen kann. Bitte beachten Sie, dass wir Ihnen entsprechend unseren AGB Lagergeld und eine erneute Anlieferung in Rechnung stellen, wenn die Anlieferung nicht möglich ist.“
Die drohen damit, die Kosten auf mich abzuwälzen! Und wie hoch sind die? Keine Angabe. Was, wenn mein Kumpel am Liefertag mit gebrochenem Bein im Krankenhaus liegt? Sollte die Versicherungswirtschaft für einen solchen Fall nicht eine ILUA entwickeln - eine Ikea-Lagergeld-und-Anlieferungsmehrkosten-Versicherung? Man kriegt ja Angst bei Ikea-Online.
Auch sonst ist Ikea vor allem ums Wohl ihrer Lieferanten besorgt:
„Bei der Anlieferung benötigt der Fahrer eine Haltemöglichkeit und freien Zugang zu Ihrem Haus/Ihrer Wohnung, bitte räumen Sie Gänge und Flure frei.“
Verdammt, ich glaube, am Lieferort ist ein Halteverbot vorm Haus. Muss mein Freund jetzt noch schnell umziehen?
Als Amazon-Kunde hatte ich natürlich einen Reflex: „Ich ruf bei Ikea an und regele alles unkompliziert bei einem Telefonat.“
Aber da stand keine Telefonnummer für Rückfragen in der Mail. Und ich hatte den Eindruck, die haben die nicht versehentlich vergessen. Ich hackte mit pochendem Hals eine Antwort-Mail in den Computer:
„Sehr geehrte (Blablabla)….Bitte geben Sie mir mal die Telefonnummer des Spediteurs. Erfahrungsgemäß können die Fahrer am Tag der Lieferung ja durchaus ganz gut einschätzen, wann sie ungefähr kommen werden. Nicht erst unmittelbar, bevor sie vor der Tür stehen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung im Voraus.“
Die Antwort kam prompt, weil automatisch. Darin Warteschleifen-Abwimmel-Geschwätz in Textform:
„Vielen Dank für Ihre Rückantwort zu Ihrer Lieferung. Im Folgenden finden Sie eine Auflistung der am häufigsten gestellten Fragen und Antworten. Sollten Sie keine Antwort zu Ihrem Anliegen finden, antworten Sie bitte auf diese Nachricht. Wir kümmern uns persönlich um Ihr Anliegen und Sie erhalten schnellstmöglich eine Rückantwort von uns. Bitte beachten Sie, dass wir zurzeit eine erhöhte Bearbeitungszeit haben.“
Zurzeit eine erhöhte Bearbeitungszeit? Wieso, was ist denn ZURZEIT? Ist ein Ikea-Lager abgebrannt? Oder ist das etwa nur eine beschwichtigende Lüge? Beschwichtigung fehlgeschlagen!
Der zynischerweise „Customer Support Center“ genannte Absender bläut mir stattdessen in der neuen Mail noch einmal unsanft ein, was ich zu beachten habe: