„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an. Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran“, sang Udo Jürgens. Eine neue Umfrage der Online-Bank earnest legt nahe, dass es früher beginnt: Mit 34. Ab dann verbringen Menschen nicht mehr ihre Samstage in diesem schwedischen Möbelhaus, um mit Teelichtern im Wagen und HotDog im Bauch abgekämpft nach Hause zu fahren, um dann Vallentuna (Sofa), Kvistbro (Mülleimer) oder Lixhult (Kabinettschrank) aufzustellen oder zusammenzuschrauben.
Irgendwann wächst der Mensch aus Ikea heraus. Das ist das Ergebnis der Befragung von earnest unter mehreren Tausend seiner amerikanischen Kunden. Im Alter von 24 Jahren, so die Studie für den Raum USA, ist die Wahrscheinlichkeit am größten, dass der Möbel-Interessent zu Ikea fährt.
Danach lässt die Lust aufs Gedränge am Küchenplanungsschalter, die Suche nach dem richtigen Hochregal und Ausweichmanövern mit dem Einkaufswagen in der Pflanzen- und Accessoires-Abteilung nach. Das, so die Analysten, habe natürlich auch mit dem steigenden Einkommen und der Möglichkeit, die Möbel auszusuchen, die geliefert und aufgebaut werden, zu tun.
Im deutschen Markt, dessen Kunden Udo Jürgens' Text ansprach, sieht es etwas anders aus. Hier bleiben die Menschen länger jung und fit – oder sie lieben es zu sehr, nach Köttbullar im Restaurant noch in der Leuchtenabteilung Batterien einzupacken und die speziellen Angebote der Family-Card zu prüfen – beide Interpretationen lässt eine Erhebung dreier Gesellschaften unter mehr als 20.000 Bundesbürgern zu.
Die Begeisterung der deutschen Kunden für die teils schwierig auszusprechenden und noch schwieriger zu montierenden Möbel ist ungebrochen. Im abgeschlossenen Geschäftsjahr steigerte Ikea Deutschland den Umsatz um 7,2 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Durchschnittlich 91,40 Euro geben die Deutschen pro Einkauf in den 50 Filialen aus – allein die Restaurants steuerten 221 Millionen Euro zum Umsatz bei. Ebenfalls ein Wachstum von 8,3 Prozent. Und immer mittendrin: Kunden aus allen Altersschichten.
Welche Möbel die Deutschen wollen
Wenig gefragt sind hierzulande Esszimmermöbel. Nur 13 Prozent gaben an, in den nächsten Monaten neue anschaffen zu wollen.
Befragt wurden 810 Deutsche – Mehrfachnennung war möglich.
Auch die meisten Kinder gehen leer aus. Ebenfalls nur 13 Prozent wollen neue Kinderzimmermöbel kaufen.
16 Prozent haben keine genauen Pläne, was den Möbelkauf betrifft, wollen aber zulangen.
Wichtiger ist den Deutschen in diesem Jahr das Bad. Jeder Fünfte will hierfür neue Möbel erstehen.
Vier von zehn Deutschen wollen in den nächsten Monaten Möbel für ihre Küche kaufen.
36 Prozent planen neue Schlafzimmermöbel anzuschaffen.
Mehr als jeder zweite Deutsche will sein Wohnzimmer neu einrichten. 53 Prozent der Befragten gab an, neue Wohnzimmermöbel kaufen zu wollen.
Zwar sinkt die Zahl der Ikea-Kunden in den Altersgruppen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung auch in Deutschland. Doch selbst in der Altersgruppe zwischen 40 und 49 Jahren gaben 22 Prozent an, bei Ikea Kunde zu sein. Das sind nur drei Prozentpunkte weniger als in der stärksten Käufergruppe zwischen 20 und 29 Jahren. Einen erheblichen Abfall der Zahl gibt es erst in der Gruppe der 50- bis 59-Jährigen, von denen nur noch 13,1 Prozent erklärten, bei Ikea einzukaufen.
Wer die 60 überschritten hat, geht kaum noch zu Ikea. Lediglich fünf Prozent der Befragten jenseits des 60. Geburtstags kaufen noch bei Ikea. Vielleicht hatte Udo Jürgens ja doch recht.