Auseinandersetzung um Kali-Salz Kali-Streit zwischen Moskau und Minsk weitet sich aus

Der Kreml schaltet sich in den Kali-Streit ein. Russland hat nun ein Einfuhrverbot für Schweine aus Weißrussland verhängt. Weitere Verbote sind angedroht. Unter dem Kali-Streit leidet auch der deutsche Konzern K+S.

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Das Kali-Werk Werra der K+S AG in Hessen. Der deutsche Dax-Konzern leidet unter dem Kali-Streit zwischen Russland und Weißrussland. Quelle: dpa

Moskau/Frankfurt Der Kali-Streit zwischen den Bruderstaaten Russland und Weißrussland weitet sich immer mehr aus. In einer scharfen Reaktion forderte der Kreml die autoritäre Führung in Minsk auf, den inhaftierten russischen Topmanager Wladislaw Baumgertner umgehend freizulassen. Zudem setzte Russland am Freitag ein Einfuhrverbot für Schweine und Schweinefleischprodukte aus dem Nachbarland in Kraft.

„Wir fordern die sofortige Freilassung Baumgertners und erwarten, dass die weißrussische Seite dies in nächster Zeit umsetzt“, sagte der außenpolitische Berater von Kremlchef Wladimir Putin, Juri Uschakow. Die Justiz in Minsk wirft Baumgertner vor, mit dem Ausstieg aus einem Gemeinschaftsunternehmen der Ex-Sowjetrepublik einen Schaden von 100 Millionen US-Dollar (rund 75 Millionen Euro) zugefügt zu haben. Uralkali weist die Vorwürfe zurück. Kalisalz dient zur Herstellung von Düngemitteln.

Weißrussland habe unzureichende Maßnahmen gegen die Afrikanische Schweinepest getroffen, begründete die Veterinärbehörde in Moskau offiziell den Schritt. Zuvor hatte Russland bereits Öllieferungen an das hoch verschuldete Weißrussland stark gedrosselt. Auch ein Importstopp für weißrussische Milchprodukte ist angedroht. Die oft noch sozialistisch geprägte weißrussische Wirtschaft ist stark von Exporten nach Russland abhängig. Der Westen hat die Ex-Sowjetrepublik wegen Menschenrechtsverletzungen mit Sanktionen belegt.

Der Preiskampf auf dem Kalimarkt zwingt den Kasseler Düngemittel- und Salzproduzent K+S zum Sparen. In einem Brief stimmte Vorstandschef Norbert Steiner die Mitarbeiter des Dax-Konzerns auf Einschnitte ein. Die laufenden Projekte zur Verbesserung von Effizienz und Strukturen „so wichtig und richtig sie sind, werden aus heutiger Sicht nicht ausreichen“, heißt es in dem Schreiben, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt und aus dem zuerst die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Freitag) zitiert hatte.

„Um die Ertragskraft und die Liquidität unseres Unternehmens zu erhalten, wird es erforderlich sein, dass alle Bereiche einen nennenswerten Beitrag dazu leisten“, schreibt Steiner unter der Überschrift „Wir wappnen uns für rauere Zeiten“. „Dies ist eine Gemeinschaftsaufgabe der gesamten K+S Gruppe. Über die konkreten Schritte werden wir Sie zeitnah informieren.“ Ein Konzernsprecher kündigte an: „Wir werden in den nächsten Tagen und Wochen ein konkretes Paket schnüren.“

Nach der Aufkündigung des russisch-weißrussischen Joint Ventures BKK durch Uralkali war die K+S-Aktie auf Talfahrt gegangen und hatte in der Spitze fast 40 Prozent eingebüßt. Zudem drückten sinkende Kalipreise auf das K+S-Halbjahresergebnis. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr senkten die Kasseler.

„Es ist unverkennbar, dass sich der Weltkalimarkt auf niedrigere Preise einstellt“, schreibt Steiner der Zeitung zufolge. Da noch nicht klar sei, auf welchem Niveau sich die Preise stabilisierten und wie lange die Unsicherheit anhalte, müsse sich K+S für rauere Zeiten wappnen. Der Konzern geht nicht mehr davon aus, das Ergebnis vor Steuern und Zinsen des Vorjahres von 808 Millionen Euro zu übertreffen.

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