Nach dem schweren Grubenunglück mit drei Toten im thüringischen Unterbreizbach hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen. Auch Experten vom Bergamt sind an der Unglücksstelle. In der Kaligrube hatten am Dienstag 700 Meter unter der Erde drei Bergleute ihr Leben verloren. Ihre Leichen wurden nach Angaben der Landespolizeidirektion Erfurt am frühen Mittwochmorgen geborgen. Eine Obduktion der Opfer soll nun die genaue Todesursache klären.
K+S hat nach dem Unglück die Produktion im betroffenen Bergwerk ausgesetzt. Nach Angaben der Werksleitung ist das Unglück nicht durch Versäumnisse beim Arbeitsschutz verursacht worden. Nach bisherigen Erkenntnissen seien alle Regeln eingehalten worden, sagte Werksleiter Rainer Gerling am Mittwoch. Auch die getöteten Bergleute hätten sich wohl an die Vorschriften gehalten. Staatsanwaltschaft und Bergamt suchen weiter nach den Ursachen für das Unglück. Gerling zufolge wird der Schacht mehrere Tage stillgelegt bleiben. Zunächst müsse das Gas aus den Stollen entfernt werden.
Diese Maßnahmen sollen die Unfallgefahr im Bergbau verringern
Diese Atemschutzgeräte mit Luftfilter können Bergleute etwa bei Bränden in verqualmten Stollen bis zu 50 Minuten mit Sauerstoff versorgen. Selbstretter gehören zur Arbeitskleidung wie Helm und Sicherheitsschuhe.
Durch ein umfangreiches Belüftungssystem werden ständig Gas abgesaugt sowie Frischluft eingeblasen und verteilt. Ein Wettersteiger sorgt mit seinen Berechnungen dafür, dass der Bergmann trotz laufender Motoren großer Maschinen in einer gut belüfteten Umgebung arbeiten kann.
In früheren Jahrhunderten warnten Singvögel im Stollen durch ihr Verhalten den Bergmann vor Gas im Schacht. Heute überwachen Sensoren ständig den Gasgehalt im Bergwerk und melden kritische Konzentrationen an die Grubensicherheitswarte über Tage.
Um Verschiebungen in Wänden und die Sicherheit der Decke im Abbauschacht zu überprüfen, werden an ausgewählten Orten Löcher gebohrt. So sollen Veränderungen rechtzeitig erkannt werden. In Kali-Gruben müssen mehrere tausend Tastlöcher regelmäßig kontrolliert werden.
Sie sollen bei einer Explosionen unter Tage das Unglück begrenzen. Die Druckwelle der Detonation bringt an der Decke vieler Stollen hängende, mit Wasser gefüllte Wannen zum Bersten. Der sich bildende Wasservorhang soll Explosionsflammen löschen.
Der Konzern lud für 12.00 Uhr zu einer Pressekonferenz in Unterbreizbach mit Konzernchef Norbert Steiner und der thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) ein.
Die Männer im Alter von 24, 50 und 56 Jahren starben, als bei einer Routinesprengung in großer Menge Kohlendioxid explosionsartig freigesetzt worden war. Dabei gab es eine gewaltige Druckwelle. Vier Bergleute konnten aus der Grube des Kali- und Steinsalzproduzenten K+S (Kassel) gerettet werden. Die vier Kumpel, die sich noch in Sicherheit bringen konnten, wurden ärztlich betreut. Zwei von ihnen befanden sich nach Unternehmensangaben am Dienstagabend weiter in Behandlung.
Die Grubenfeuerwehr hatte mit schwerer Atemschutztechnik nach den drei vermissten Bergleuten gesucht, zu denen nach dem Gasaustritt kein Kontakt mehr bestand. Laut Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) hatten die insgesamt sieben Bergleute ein Vorauskommando gebildet, das üblicherweise nach Sprengungen zuerst einfährt.
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) reagierte mit großer Betroffenheit und Trauer: „Mein ganzes Mitgefühl gilt den Angehörigen der drei Bergleute, die heute ihr Leben verloren haben.“ Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) betonte: „Der Tod der drei Kumpel löst große Bestürzung und Betroffenheit aus.“
Sprengungen unter Tage sind erforderlich, um die Kalisalze aus dem Gestein zu lockern. In Unterbreizbach erfolgte die Sprengung in einer Tiefe von 900 Metern. Das war 200 Meter unterhalb der Ebene, auf der sich die Bergleute bewegten. Die Sprengung hatte nach Angaben des Umweltministers eine riesige Gasblase im Gestein geöffnet. Die Region im Südwesten Thüringens nahe der Landesgrenze zu Hessen ist seit Jahrzehnten vom Kali-Bergbau geprägt. Das zum Dax-Konzern K+S AG (Kassel) gehörende Unternehmen K+S Kali GmbH beschäftigt im Kali-Revier Werra nach eigenen Angaben 4370 Mitarbeiter, davon etwa 1000 auf Thüringer Seite.