In der Rüstungsbranche bahnt sich ein Mega-Zusammenschluss der beiden Branchenriesen EADS und BAE an. Der britische Konzern BAE Systems bestätigte am Mittwochabend Fusionsgespräche mit dem deutsch-französischen Konkurrenten.
„BAE Systems und EADS glauben, dass der mögliche Zusammenschluss beider Geschäfte den Aussicht bietet, signifikante Verbesserungen für Kunden und Aktionäre beider Unternehmen zu erreichen“, heißt es in der Mitteilung. Dies betreffe soviel Einsparpotenziale als auch Möglichkeiten, neue Kundenkreise zu erschließen. Auch EADS bestätigte die Gespräche.
EADS ist mit seiner Tochter Airbus einer der weltweit führenden Luft- und Raumfahrtkonzerne und zählt wie BAE Systems auch im Rüstungsbereich zu den weltgrößten Unternehmen. Sie sind beide in vielen Ländern der Welt als Rüstungslieferanten tätig, darunter in den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Spanien, Saudi-Arabien und Australien. Es sei in Vorbereitung eines Zusammenschlusses auch mit mehreren Regierungen gesprochen worden.
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über die Fusionsverhandlungen berichtet. Die Aktien von BAE Systems waren daraufhin stark gestiegen. Es gebe Gespräche über einen möglichen Zusammenschluss, hieß es in einer von BAE Systems am Abend veröffentlichten Mitteilung.
An dem gemeinsamen Unternehmen würde EADS die Mehrheit von 60 Prozent halten und BAE Systems die restlichen Anteile. Die Unternehmen sollen von ein- und demselben Vorstands- und Aufsichtsgremium geführt werden. Allerdings werde angestrebt, dass sie an den Börsen separat notiert bleiben.
EADS: Frankreich und Deutschland in der Machtbalance
In der EADS-Erklärung heißt es: „Es kann keine Gewissheit bestehen, dass die Gespräche letztendlich zu einer Transaktion führen werden.“ Auch müsse der EADS-Verwaltungsrat noch zustimmen. Frankreich und Deutschland haben stets eine Machtbalance im Aktionärskreis von EADS aufrechterhalten, wobei der französische Staat direkt an EADS beteiligt ist, auf der deutschen Seite hat Daimler den maßgeblichen Einfluss.
EADS und BAE arbeiten bereits seit längerer Zeit auf mehreren Tätigkeitsfeldern eng zusammen. Zurzeit bauen beide Unternehmen gemeinsam an dem Kampfjet Eurofighter (Typhoon) mit. Auch an dem europäischen Raketenbauer MBDA sind beide Firmen als Aktionäre beteiligt. Auch Fusionspläne hatte es schon gegeben. Die kamen aber nicht zum tragen. Im Jahr 2000 hatte der ehemalige EADS-Chef Rainer Hertrich erklärt, dafür gebe es momentan keine wirtschaftliche Begründung. Er wollte aber weitere Gespräche schon damals nicht ausschließen.
BAE Systems hat im Jahr 2011 mit mehr als 90.000 Beschäftigten bei einem Umsatz von 19,2 Milliarden Pfund (24,3 Milliarden Euro) einen operativen Gewinn von 1,6 Milliarden Pfund erwirtschaftet.
EADS beschäftigt in Deutschland rund 49.000 Mitarbeiter - das sind rund 10.000 mehr als beim Zusammenschluss der der deutschen DASA, der französischen Aérospatiale-Matra und der spanischen CASA im Juli 2000. Im gesamten Konzern sind es mehr als 133,000 Mitarbeiter.
Der Airbus-Hersteller ist neben Boeing der größte Hersteller von Verkehrsflugzeugen. In Hamburg baut EADS die wirtschaftlich höchst erfolgreichen Maschinen der A320-Familie. EADS hat im vergangenen Jahr 49 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet und eine Milliarde Euro Gewinn gemacht.
Als EADS-Vorstandschef hat der Deutsche Tom Enders soeben den Franzosen Louis Gallois abgelöst. Er verlegt die eigentliche Konzernzentrale von Paris und München zu Airbus ins südfranzösische Toulouse.