Michael Sen Neuer Fresenius-Chef kritisiert ehemalige Führung scharf

Michael Sen will mit der Entflechtung von FMC den Wandel des Gesundheitskonzerns vorantreiben. Fresenius habe in der Vergangenheit falsche Prioritäten gesetzt.

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Der ehemalige Siemens-Manager hatte Anfang Oktober den langjährigen Fresenius-Chef Stephan Sturm abgelöst. Quelle: dpa

Der neue Fresenius-Chef Michael Sen geht mit seinen Vorgängern an der Spitze des Gesundheitskonzerns hart ins Gericht. „Fresenius fehlte die Richtung“, sagte Sen am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Bad Homburg. Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren falsche Prioritäten gesetzt.

„Die Strukturen im Konzern waren viel zu komplex. Wachstum wurde erzielt auf Kosten der Rendite“, sagte der ehemalige Siemens-Manager, der Anfang Oktober den langjährigen Fresenius-Chef Stephan Sturm ablöste. „Am Ende führten immer mehr Schulden zu immer weniger Bewegungsspielraum.“ Daher brauche Fresenius einen Wandel. Das zeigten auch die sinkenden Gewinne im vergangenen Jahr.

Am Dienstagabend hatten die zuständigen Gremien grünes Licht für einen Umbau des Konzerns gegeben. Die vor allem in den USA unter Druck stehende börsennotierte Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care (FMC) soll in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, womit das Sorgenkind in der Fresenius-Bilanz künftig nur noch anteilig berücksichtigt werden muss.

Auch die Dienstleistungs-Sparte Vamed wird nur noch als Finanzbeteiligung geführt. „Vamed ist ein anderes Geschäft als das von Fresenius insgesamt“, sagte Sen. Er will sich auf die Helios-Kliniken und die Medikamentensparte Kabi konzentrieren.

Zugleich setzte er den FMC-Vorstand um die neue Chefin Helen Giza unter Druck: Die bisherige Tochter erhalte mehr Flexibilität, aber auch mehr Verantwortung. Man habe dem FMC-Management deutlich gesagt, wie schnell man Verbesserungen sehen wolle. Fresenius sehe sich mit seiner 32-Prozent-Beteiligung als aktiver Investor und hoffe auf steigende Aktienkurse. „Wir wollen natürlich vom künftigen Wertzuwachs von FMC profitieren“, sagte Sen.

>> Lesen Sie dazu: Operation Trennung: Wie sich Fresenius Medical Care für einen möglichen Verkauf rüstet

Giza sagte auf der Pressekonferenz, FMC wolle die Auslastung durch eine Verkleinerung des Klinik-Netzes in den USA verbessern. Aus dauerhaft nicht tragfähigen Auslandsmärkten will sie aussteigen. Geschäfts- und Produktbereiche außerhalb des Kerngeschäfts stünden zum Verkauf.

Die Fondsgesellschaft Deka betonte, Fresenius dürfe es nicht bei der Loslösung von FMC bewenden lassen. „Die Dekonsolidierung von FMC durch Umwandlung in eine AG wird die Probleme nur an der Oberfläche angehen“, sagte Cornelia Zimmermann, Spezialistin für Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka. „Es bleibt offen, ob eine wertschöpfende Lösung gefunden werden kann.“

Den Aktien von FMC gaben die Pläne Auftrieb: Sie legten am Mittwoch rund vier Prozent zu und waren damit größter Gewinner im Dax, Fresenius dagegen größter Dax-Verlierer mit einem Minus von ebenfalls rund vier Prozent.

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